Allgemeine Info
Ein Beitrag von

Werner Hoffmann

1. Ozempic® – Wie wirkt die Spritze bei Typ-2-Diabetes?
Ozempic® enthält den Wirkstoff Semaglutid, einen sogenannten GLP-1-Rezeptoragonisten. Das bedeutet: Dieser Wirkstoff ahmt das körpereigene Hormon GLP-1 (Glucagon-like Peptide 1) nach. GLP-1 wird immer dann im Dünndarm freigesetzt, wenn wir essen. Es erfüllt mehrere wichtige Aufgaben:
- Regt die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse an – aber nur bei erhöhtem Blutzucker (geringeres Hypoglykämierisiko)
- Senkt die Glukagon-Produktion, die normalerweise Zuckerreserven aus der Leber freisetzt
- Verzögert die Magenentleerung, wodurch Zucker langsamer ins Blut gelangt
- Dämpft den Appetit über das Sättigungszentrum im Gehirn
Gerade bei Menschen mit Typ-2-Diabetes, bei denen die Insulinproduktion noch teilweise funktioniert, kann Ozempic so auf mehreren Ebenen helfen:
- Blutzuckerspiegel stabilisieren sich
- Hungergefühl lässt nach
- Gewichtsverlust zwischen 5 und 15 % des Körpergewichts ist möglich
2. Warum hilft Ozempic® nicht bei Typ-1-Diabetes?
Bei Typ-1-Diabetes liegt ein vollständiger Ausfall der körpereigenen Insulinproduktion vor. Der Körper ist auf Insulin von außen angewiesen. GLP-1-Analoga wie Ozempic funktionieren nur, wenn noch eigenes Insulin produziert wird. Bei Typ-1-Diabetikern:
- wirkt Ozempic nicht blutzuckersenkend
- kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Problemen kommen
- besteht erhöhtes Risiko für Ketoazidose (lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung)
Fazit: Ozempic ist nicht geeignet und nicht zugelassen für Typ-1-Diabetiker.
3. Inhaltsstoffe und Zusatzstoffe – was steckt drin in Ozempic®?
- Wirkstoff: Semaglutid (gentechnisch produziert in Hefezellen, Saccharomyces cerevisiae)
- Hilfsstoffe:
- Natriumchlorid (Kochsalzlösung, zur Isotonie)
- Essigsäure (zur Einstellung des pH-Werts)
- Natriumhydroxid (Pufferlösung)
- Wasser für Injektionszwecke
Ozempic enthält keine Konservierungsstoffe, kein Alkohol und keine tierischen Bestandteile. Für die meisten Menschen ist es gut verträglich – Ausnahmen gelten für individuelle Unverträglichkeiten.
4. Warum vertragen manche Menschen Ozempic® schlechter?
Häufige Beschwerden in den ersten Wochen sind:
- Appetitlosigkeit – von einigen gewünscht, von anderen als belastend empfunden
- Übelkeit – insbesondere nach fettigen oder großen Mahlzeiten
- Völlegefühl, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall
- Faules Aufstoßen – mit Geruch und Geschmack wie faule Eier
- Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schwäche, gelegentlich Erbrechen
Häufige Ursachen: zu schnelle Dosissteigerung, unzureichende Flüssigkeitszufuhr oder falsche Ernährung (z. B. zu fettig).
5. Weitere mögliche Begleiterscheinungen
- Trockener Mund („Ozempic-Mouth“)
- Veränderter Geschmackssinn
- Haarausfall
- Müdigkeit, Schwindel
- Augenveränderungen bei diabetischer Retinopathie
- Gallensteine oder Gallenblasenprobleme
- Selten: Pankreatitis
- Unterzuckerungen – nur bei Kombination mit Insulin oder Sulfonylharnstoffen
6. Wie sollte die Dosierung gesteigert werden?
- Woche 1–4: 0,25 mg/Woche – zum Gewöhnen, noch keine volle Wirkung
- Woche 5–8: 0,5 mg/Woche – erste spürbare Wirkung auf Appetit und Blutzucker
- Ab Woche 9: 1,0 mg/Woche – Standard-Zieldosis bei Typ-2-Diabetes
- Optional: Steigerung auf 1,7 oder 2,0 mg/Woche bei Bedarf (ärztlich abklären)
Zwischen jeder Stufe sollten mindestens 4 Wochen liegen.
Hierzu sollte jedoch immer der Arzt auch befragt werden!
7. Ozempic vs. Wegovy – gleicher Wirkstoff, aber andere Wirkung auf den Magen?
Beide enthalten Semaglutid, aber die Wirkung auf den Magen unterscheidet sich deutlich:
- Ozempic: Schneller Aufbau (0,25 → 0,5 → 1,0 mg in nur 8 Wochen)
- Wegovy: Langsamer Aufbau über 16 Wochen (0,25 → 0,5 → 1,0 → 1,7 → 2,4 mg)
Durch den langsameren Aufbau ist Wegovy deutlich besser verträglich, besonders im Hinblick auf Magen-Darm-Beschwerden.
Ozempic richtet sich an Diabetiker, Wegovy an Adipositas-Patient*innen ohne Diabetes.
Ein lesenswerter Artikel dazu: www.blog-demokratie.de/wegovy-vs-ozempic-je-10-mg-gleicher-wirkstoff-aber-andere-wirkung-auf-den-magen/
🧠 Resümee
Ozempic ist eines der wirksamsten Medikamente zur Behandlung von Typ-2-Diabetes – mit einem bemerkenswerten Nebeneffekt: nachhaltiger Gewichtsverlust.
Doch es ist kein Lifestyle-Produkt. Es braucht medizinische Begleitung, Geduld, eine sinnvolle Dosierungsstrategie und Veränderungen im Lebensstil. Wer Ozempic unkritisch einsetzt oder zu schnell steigert, riskiert erhebliche Nebenwirkungen.
Ohne Ernährungsumstellung bleibt die Wirkung langfristig aus. Ozempic ist keine Abkürzung – aber ein wirksamer Begleiter auf dem Weg zu einem gesünderen Leben.
Dieser Artikel ist lediglich eine allgemeine Darstellung. In jedem Fall sollte immer der Arzt mit eingebunden sein. Und es sollte immer der Arzt hierzu befragt werden!