Deutschland jubelt über sinkende Emissionen – doch der Wald zahlt die Rechnung. Einst eine CO₂-Senke, jetzt selbst ein Klimakiller! Experten warnen: „Rechentricks retten uns nicht!“
Doomscrolling: Mehr Wald, weniger Probleme? Schön wär’s.
Deutschland hat sein Klimaziel für 2024 insgesamt erreicht. Die Emissionen sind gesunken. Klingt nach Fortschritt, ist leider auch eine Frage der Bilanzierung.
Das ist der Trick: Die Sektoren Gebäude und Verkehr wurden einfach zusammengelegt. Weil die einen weniger ausgestoßen haben als geplant, dürfen die anderen mehr emittieren, ohne dass es offiziell als Verfehlung zählt. Ein echter Fortschritt wäre es nur, wenn alle Bereiche ihre Ziele erreichen würden.
Jetzt kommt dazu, dass bisher Emissionen aus Landnutzung und Wäldern kaum berücksichtigt wurden. Offiziell sind das minus 14 Millionen Tonnen CO2, also eine Senke.
Tatsächlich hat der Wald längst die Seiten gewechselt. 2020 hat er noch 62 Millionen Tonnen CO2 aufgenommen, 2023 waren es nur noch drei Millionen Tonnen. Einbruch um 95 Prozent.
Die Ursache sind Hitze, Dürre, Schädlinge, Brände, Kahlschläge für neue Bau- und Ackerflächen. Statt CO2 zu speichern, setzt der gestresste Wald inzwischen selbst große Mengen frei.
Die Emissionen der Landnutzung sind mittlerweile fast so hoch wie die der deutschen Industrie. 33 Millionen Tonnen CO2, das sind mehr als die gesamten Emissionen der Stahlproduktion in Deutschland. Trotzdem fällt das in den offiziellen Klimabilanzen kaum ins Gewicht. Die Politik rechnet sich den Wald weiter schön.
Und dann gibt es die ewige Idee, einfach mehr Bäume zu pflanzen. Soll ja angeblich alles lösen. Die Realität ist eine andere. Selbst wenn es früher eine halbwegs sinnvolle (wenn auch nicht skalierende) Strategie sehen konnte, mittlerweile wäre es also sogar kontraproduktiv.
Junge Bäume überleben die extremen Bedingungen oft nicht, wachsen langsamer, sterben früher. Es gibt nicht genug gesunde Flächen, um einfach mehr Wald zu machen.
Das Problem löst sich nicht durch Rechentricks und Wunschdenken. Der Wald kann unseren verschwenderischen Lebensstil nicht mehr kompensieren. Auch nicht durch Aufforstung..
Deswegen: Weniger Emissionen, nicht nur anders bilanzieren.
Der Klimawandel: Ein natürlicher Prozess oder menschengemacht? Deutschlands Rolle im globalen Klimaschutz
Ein Beitrag von
Werner Hoffmann – Wir brauchen ein funktionierendes Klima auf der Erde. –
Die Gegner der Aktivitäten
– Klimawandel, um das 1,5 Grad-Ziel weltweit nicht zu überschreiten
– Klimaveränderung auszubremsen (Klimaextreme, die auch Deutschland erheblich schaden)
bringen immer wieder die gleichen Halbwahrheiten und FAKE-NEWS.
Immer wieder stoße ich auf Sätze wie:
1. „….. ist es wissenschaftlich nachgewiesen, dass der Klimawandel ein stetiger Begleiter der Erdgeschichte war und ist.“
2. ….. ist es wiss. nachgewiesen, dass es am Klimawandel nichts ändern würde, sollte Deutschland für Lebewesen und Industrie frei sein….“
Meine Antwort:
Der Klimawandel ist eines der zentralen Themen unserer Zeit.
Während einige argumentieren, dass Klimaveränderungen schon immer existiert haben und somit ein natürlicher Prozess seien, stellt sich die Frage, ob der aktuelle Wandel in Geschwindigkeit und Ursache mit früheren Klimaschwankungen vergleichbar ist. Zudem wird oft behauptet, dass Deutschlands Einfluss auf den Klimawandel vernachlässigbar sei – insbesondere im globalen Kontext. Doch wie sieht die wissenschaftliche Faktenlage aus?
1. Klimawandel als natürlicher Prozess – Was ist anders am heutigen Wandel?
Ja, der Klimawandel war in der gesamten Erdgeschichte ein stetiger Begleiter.
Die Erde hat verschiedene Warm- und Kaltzeiten durchlaufen, die durch natürliche Prozesse verursacht wurden.
Zu diesen gehören:
Sonneneinstrahlung und Milanković-Zyklen:
Die Bahnparameter der Erde verändern sich über lange Zeiträume, was das Klima beeinflusst.
Vulkanismus:
Große Vulkanausbrüche können das Klima kurzfristig abkühlen, indem sie Partikel in die Atmosphäre schleudern, die das Sonnenlicht reflektieren.
Ozeanströmungen: Veränderungen in Meeresströmungen haben in der Vergangenheit starke regionale Klimaveränderungen ausgelöst.
Plattentektonik:
Die Verschiebung der Kontinente verändert langfristig Wind- und Meeresströmungen, was klimatische Umwälzungen zur Folge hat.
Asteroideneinschläge:
Einschläge wie der Chicxulub-Einschlag vor 66 Millionen Jahren führten zu abrupten Klimaveränderungen.
Obwohl der Klimawandel also ein natürlicher Prozess ist, gibt es entscheidende Unterschiede zur aktuellen Situation:
Extrem hohe Geschwindigkeit:
Frühere Klimaveränderungen dauerten oft Tausende bis Millionen Jahre.
Die heutige Erwärmung erfolgt innerhalb weniger Jahrzehnte.
CO₂-Konzentration auf Rekordniveau:
Der CO₂-Gehalt der Atmosphäre ist durch menschliche Aktivitäten auf Werte gestiegen, die es seit mindestens 800.000 Jahren nicht gab.
Eindeutige Korrelation mit menschlichen Aktivitäten: Wissenschaftliche Modelle zeigen klar, dass die heutige Erwärmung nicht durch natürliche Faktoren allein erklärbar ist, sondern maßgeblich durch den Menschen verursacht wird.
Kurz gesagt: Klimaschwankungen hat es immer gegeben, doch der aktuelle Klimawandel verläuft viel schneller und ist nachweislich auf menschliches Handeln zurückzuführen.
——
2. Deutschlands Rolle im globalen Klimaschutz – Einfluss größer als gedacht
Ein häufiges Argument in der Klimadebatte lautet: „Deutschland kann das Weltklima nicht retten.
Selbst wenn wir alle Emissionen einstellen würden, hätte das kaum einen Effekt.“ Doch ist das wirklich so?
Direkte Emissionen: Deutschland als einer der größten Verursacher
Deutschland ist für etwa 2 % der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich und gehört damit zu den Top 10 der größten Emittenten weltweit.
Pro Kopf gerechnet liegt Deutschland immer noch weit über dem globalen Durchschnitt. Zudem hat das Land durch die Industrialisierung eine überproportional große Menge an Treibhausgasen zur heutigen Klimaerwärmung beigetragen.
Ein oft übersehener Aspekt ist, dass viele deutsche Unternehmen ihre Produktion in Länder mit günstigeren Produktionsbedingungen verlagert haben, die jedoch oft höhere CO₂-Emissionen verursachen.
Besonders betroffen sind:
Automobilindustrie: Batterien für Elektroautos werden oft in China produziert, wo der Strommix stark von Kohlekraft abhängt.
Maschinenbau und Elektronikindustrie:
Viele energieintensive Fertigungsprozesse werden in Länder mit niedrigen Umweltstandards ausgelagert.
Textilindustrie:
Deutschland importiert große Mengen Kleidung aus Ländern wie Bangladesch, wo die Produktion oft mit ineffizienten, fossilen Energieträgern erfolgt.
Diese „importierten Emissionen“ tauchen in der deutschen CO₂-Bilanz nicht auf, obwohl sie durch deutschen Konsum und deutsche Unternehmen verursacht werden.
Würde man diese Emissionen berücksichtigen, wäre Deutschlands Klimafußabdruck deutlich größer.
Warum Deutschlands Klimapolitik trotzdem wichtig ist
Auch wenn Deutschland alleine den Klimawandel nicht stoppen kann, hat es aus mehreren Gründen eine Schlüsselrolle:
Technologievorreiter: Deutschland ist eine der führenden Industrienationen.
Fortschritte bei erneuerbaren Energien, Speichertechnologien und energieeffizienten Produktionsweisen haben weltweite Auswirkungen.
Politische Signalwirkung:
Wenn Deutschland ambitionierte Klimaziele verfolgt, erhöht dies den Druck auf andere Länder, nachzuziehen.
Internationale Klimaverträge wie das Pariser Abkommen basieren auf dem Prinzip der kollektiven Verantwortung.
Wirtschaftliche Chancen: Investitionen in Klimaschutz schaffen Arbeitsplätze und reduzieren langfristig Abhängigkeiten von fossilen Brennstoffen. Länder, die früh auf nachhaltige Technologien setzen, werden wirtschaftlich profitieren.
Fazit: Verantwortung anerkennen, anstatt sie abzulehnen
Ja, Klimawandel hat es schon immer gegeben – doch der aktuelle ist menschengemacht und entwickelt sich in einer Geschwindigkeit, die beispiellos in der Erdgeschichte ist.
Und ja, Deutschland ist nur für einen Bruchteil der weltweiten Emissionen verantwortlich, aber das entbindet das Land nicht von seiner Verantwortung.
Durch direkte Emissionen sowie durch verlagerten CO₂-Ausstoß in andere Länder trägt Deutschland erheblich zum Klimawandel bei.
Anstatt sich aus der Verantwortung zu ziehen, sollte Deutschland seine Rolle als Technologieführer nutzen, um Lösungen zu entwickeln, die nicht nur im Inland, sondern weltweit angewendet werden können.
Nur so lässt sich der Klimawandel wirklich bekämpfen – denn globale Probleme erfordern globale Lösungen.“
Falls jemand vergessen haben sollte, wie die Schwarz-Gelbe Regierung 2009/2013 unter Kanzlerin Angela Merkel die Energiewende torpedierte und die deutsche PV-Industrie zerstörte, einmal das Bild ansehen.
Im Jahr 2010 gab es noch eine florierende PV-Industrie: hauptsächlich PV-Module, aber auch Wafer, Zellen, Zulieferer, Anlagenbauer, mit weit über 100.000 Arbeitsplätzen, ein Großteil davon im Osten Deutschlands. Zwischen ca. 2008 und 2012 kamen drei Dinge zusammen:
Die deutschen Modulhersteller bauten ihre Kapazitäten aus, da die erste Ausbaustufe der Fabriken ausgelastet war. Die ersten Fabriken hatten vielleicht um die 100 MW Kapazität; die zweite Ausbaustufe war, nach dem Wachstum in den 2000ern, bei praktisch allen deutlich höher. Man richtete sich auf weiteres Wachstum ein, die Einspeisevergütung sank zwar kontinuierlich, aber planbar, und man kam mit den Kosten leidlich hinterher.
Die chinesischen Modulhersteller taten das selbe. Es war also durchaus eine (temporäre) Überkapazität am Markt vorhanden, was den Preisdruck stark erhöhte.
Dann kam die neue Regierung Ende 2009 an die Macht; auf Druck der FDP wurde die Einspeisevergütung ab 2011 drastisch gekürzt. Sämtliche Businesspläne waren wertlos, die Fabriken aber bereits gebaut oder kurz vor Fertigstellung. Die Nachfrage brach ein, der Preisdruck wurde brutal, China unterstützte seine Industrie, die deutsche Regierung schickte die ihre in die Pleite.
Wir haben 10 Jahre bei der Energiewende verloren, höhere Strompreise als notwendig, mehr Emissionen als nötig, eine eigene Industrie vernichtet; und beschweren uns heute über Deindustrialisierung und Abwanderung von Industrie nach Asien, die CDU und die FDP vorneweg. Kann man sich nicht ausdenken.
PS bei der Windkraft sieht es nicht viel anders aus, allerdings kam der Einbruch erst 2017 mit der EEG-Novelle unter Schwarz/Rot.