Aufruf zum Verlassen der AfD und Nachruf eines Ex-Nazi der NSDAP

Anna Seghers schrieb 1963 einen Nachruf für einen Ex-Nazi.

von Yves W.

Der Journalist und Schriftsteller Bodo Uhse war Teil der „fränkischen Strategie“ der Rechtsextremisten nach 1923.

Der reichste Verleger Bayerns Richard von Michel-Raulino hatte das „Bamberger Tageblatt“ übernommen.

Die Regionalzeitung wurde nun stramm rechtsextremistisch ausgerichtet. Bodo Uhse sorgte für eine völkische Redaktionslinie und nationalsozialistische Inhalte. Ab 1927 war er NSDAP Mitglied.

Aber Bodo Uhse gehörte dem „linken“ Flügel der Brüder Otto und Gregor Strasser in der NSDAP an. Zum Entsetzen der völkischen Fraktion, die sich um die Spendenbereitschaft ihrer vermögenden Spender sorgte, sollten sozialistische Parolen für die Brüder Strasser nicht nur hohle Propagandaphrasen sein, sondern realer politischer Inhalt.

Auf der Bamberger Führertagung 1926 wurde der „linke“ Flügel im Grunde kaltgestellt, aber schwelte bis zur Ermordung Gregor Strassers 1934 weiter.

Er weckte immer wieder Hoffnungen es gäbe eine „vernünftigere“ Fraktion innerhalb der NSDAP. Mehr sozial als völkisch, weniger antisemitisch, nicht auf einen aggressiven Ostkrieg um „Lebensraum“ setzend.

Eine Illusion die sogar der zeitweilige Reichskanzler Kurt von Schleicher hegte.

Die Völkischen um Hitler haben systematisch über Jahre die Kontrolle über die gesamte Partei übernommen.

Deswegen verkündete Otto Strasser im Juli 1930 laut „Die Sozialisten verlassen die NSDAP“. Fast niemand folgte ihm in seine später „Schwarze Front“ genannte neue Bewegung. Nicht mal sein Bruder.

Bodo Uhse war eine der wenigen Ausnahmen. Die Splitterpartei blieb irrelevant, deswegen mutierte der völkische Journalist Uhse schnell zum Marxisten und trat der KPD bei.

Nach 1933 folgte Exil und später regimetreuer Schriftsteller in der DDR. Am Tag des Mauerbaus agierte er als motivierender „Aktivist“ für die Untat. (siehe Bild)

Im Stadtrat von Siegen ist soeben die gesamte AfD Fraktion aus der AfD ausgetreten. (siehe erster Kommentar).

Hierzu sagt einer der Stadträte: „Seit unserem Eintritt waren wir stets an vorderster Front beim Kampf gegen die abseitigen Elemente in dieser Partei, gegen nationalbesoffene Schwärmer mit sozialistischen Tendenzen, gegen eine stetig zunehmende Duldung rechtspopulistischer, radikaler oder gar extremistischer Positionen“.

Es wäre vielleicht Zeit für einen Appell „Die Demokraten verlassen die AfD.“ Hoffentlich mit mehr Wirkung als damals Otto Strasser und Bodo Uhse.

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Schweinefleisch leitete das Ende der ersten deutschen Demokratie ein.

Ende 1927 stürzten weltweit die Preise für Schweinefleisch.

Von Yves W.

Ein agrarischer Dominoeffekt setzte ein: Erst die Futtermittelpreise, später die vieler anderer Produkte. Schnell folgte eine Agrarkrise: Überschuldung der Betriebe, Zwangsversteigerungen, die Gewalt auf dem Land endete in den Bombenattentaten der „Landvolkbewegung“.

Die Politik gelähmt, vor allem auch, weil die traditionellen Interessensvertreter der Bauern sich parteiintern auf keine Lösung für die Agrarkrise einigen konnten. Denn die konservativen Parteien waren gespalten in ihren Loyalitäten. Die Forderung der Bauern nach Einfuhrzöllen stand diametral entgegen der Interessen der exportorientierten Großindustrie, die sich vor einem Handelskrieg fürchtete. Die innere Spaltung zwischen Wählerinteressen und Spenderinteressen ging bei DNVP und DVP zugunsten der Großspender aus. Die Bauern wurden zorniger.

Die folgende Wahl 1928 wirkte wie der Sieg der Demokratie. Die Rechtsextremen – trotz aggressivem emotionalen Wahlkampf (siehe Bild) – hatten nur 2,6 % der Stimmen erhalten.

Und dennoch war die Wahl wohlmöglich fatal, denn sie enthielt die Saat des späteren Aufstiegs der NSDAP. Die demoskopischen Daten aus der Weimarer Zeit sind nicht so präzise wie die heutigen. Die Frage, wer denn eigentlich die Rechtsextremen 1930 und 1932 gewählt hat, wird bis heute deswegen in der Forschung kontrovers diskutiert. Professor Jürgen Falter untersucht mit statistischen Methoden in seinem 2020 neuaufgelegten Werk „Hitlers Wähler“ die drei konkurrienden demoskopischen Denkschulen.

Er sieht eine zentrale Rolle bei den „sonstigen“ Parteien. Bei der Reichstagswahl 1928 konnten sie ihren Stimmenanteil von zuvor 7,5% auf fast 15% verdoppeln. Acht statt bisher drei kleine Regional- und Interessensparteien, die zumeist in populistischer Weise agrarische, regionale und/oder mittelständische Partikularinteressen vertraten, saßen auf einmal im Reichstag. Aus Sicht von Professor Falter zeigt sich dann ein sichtbarer Zusammenhang in den Wahlkreisen zu den späteren Stimmenanteilen der NSDAP. Sein Fazit zu den Kleinparteien: „Eine Art Durchlauferhitzer zur NSDAP“.

Verglichen zur Bundestagswahl 2021 ist der Stimmenanteil der „Sonstigen“ von damals 3,4% in den aktuellen Umfragen auf bis zu 10% gestiegen. Die nun in mehreren Bundesländern antretenden „Freie Wähler“ sicherlich ein Faktor. Es wäre fatal, wenn dies ein erneuter „Durchlauferhitzer“ wäre.

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Die Dolchstoßlegende

Die perfideste aller Fake News : Der „Dolchstoß“ der „Novemberverbecher“.

von Yves W.

Am 27.September 1918 war der Krieg militärisch verloren.

Die Alliierten hatten die Front an der „Siegfriedlinie“ durchbrochen. Die deutschen Generäle versuchten nun nur noch einen Schuldigen zu finden .

Die Sozialdemokraten sollten es werden.

General Ludendorff schriftlich an den Kaiser: „Sie (die SPD) sollen die Suppe auslöffeln, die sie uns eingebrockt haben.“ In „Eingebrockt“ spiegelte sich nur der Hader gegen die SPD, die seit längerem einen Verhandlungsfrieden aus der Postionen einer relativen Stärke gefordert hatte.

Nun war klar: die Postion der Stärke war verloren wegen des fanatischen Beharrens der Generäle auf einen „Siegfrieden“.

Getrieben von der eigenen Eitelkeit, unterstützt von der Propaganda der rechtsextremen „Alldeutschen“ hatten sie alles auf eine Karte gesetzt und sich verzockt, deswegen wollten sie sich rächen.

Der perfide Plan ging auf, auch wegen gut gemeinter Missgeschicke der SPD. Um den Frieden im Inneren zu erhalten, rief Präsident Ebert den zurückkehrenden Soldaten zu „Ihr seid im Felde unbesiegt.“ Eine falsche Aussage.

Ein Untersuchungsausschuss des Parlaments sollte 1919 die Ursachen von Kriegsausbruch und Niederlage aufarbeiten.

Die Generäle logen, Dokumente wurden zurückgehalten. Am Ende stand eine kolossale „Fake News“: „Die Mittelmächte nicht mehr schuldig als die anderen Nationen, Deutschland militärisch unbesiegt.“ Somit war nur wegen der #SPD die Monarchie gestürzt worden, dies hiernach ein „Verrat“ an Millionen Toten und Verletzten.

Generäle und Rechtsextremisten forderten von nun an bis zur Machtergreifung immer wieder die Bestrafung der „Novemberverbrecher“ und maskierten damit die eigene Verantwortung.

Die Lüge war wirksam bei den Millionen durch den Krieg traumatisierten Familien. Auf einmal gab es einen Schuldigen, an den man sich rächen konnte für die tristen Umstände.

So wurden Millionen abgelenkt von den eigentlichen maßgeblichen Verantwortlichen: dem Kaiser, der Heeresleitung und der rechtsextren Alldeutschen mit ihren Maximalforderungen für einen „Siegfrieden“.

Heute fordert die #AfD in ihrem 10 Punkte-Programm: „…alle Corona-Maßnahmen evaluieren und das geschehene Unrecht juristisch aufarbeiten“.

Die #Pandemie und ihre Folge waren für vielen Menschen traumatisch, die Politik hat nicht immer geschickt agiert, im Nachhinein hat man Gewissheiten, im Vorhinein mußte man unter Unsicherheit entscheiden, aber es waren gerade AfD-Politiker, die durch die Verbreitung von #Verschwörungstheorien und #Falschinformationen die Menschen verunsichert und die Gesellschaft gespalten haben.

Die heutige Forderung dient dazu, das damals verantwortungslose Verhalten der AfD-Politiker zu kaschieren. #Dolchstoßlegende 2.0

Ergänzung bei Wikipedia —> https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dolchstoßlegende

Ein Rückblick zu Corona gibt es übrigens auch hier —> https://www.volksverpetzer.de/analyse/ich-habe-mitgemacht-querdenker-lagen-falsch/

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Adolf Hitler, Björn Höcke, Mein Kampf und die Parallelen

Unübersichtliche Parallelen zwischen den Aussagen von Hitler und Höcke

von Yves W.n

Für den 16. September 1919 ist es zum ersten Mal dokumentiert: „Sein letztes Ziel muss aber unverrückbar die Entfernung überhaupt sein.“ So Adolf Hitler in seinem Brief an Adolf Gemlich.

Was im Rückblick wie der früh geplante Massenmord klingt, wirkte keineswegs so für die damaligen Wähler und Spender. Brendan Smith, Ian Kershaw und Peter Longerich betonen in ihren jeweiligen Hitler-Biographien, dass die „Erneuerung des deutschen Volkes durch die Entfernung der Juden“ die zentrale Aussage Hitlers war, aber dass er diese ganz bewusst vage gehalten hat, manchmal sogar getarnt hat.

In welchem Zeitraum soll dies passieren? Wer soll betroffen sein? Was heißt „Entfernung“ konkret?

Sowohl in „Mein Kampf“, in den wenigen Briefen, als auch in den vielen Reden war Hitler zwar brutal in der Wortwahl, aber vermied jegliche Konkretisierung.

So konnte es wirken, als ob die „Entfernung“ ein Fernziel sei. Wer genau die Juden seien, blieb auch vage. Auf eine klare religiöse, kulturelle, „rassische“ Definition verzichtete Hitler. Vor allem konnte man sich viel unter „Entfernung“ vorstellen . Manchmal klang es eher wie eine Art Apartheid, manchmal wie Auswanderung, manchmal „nur“ wie eine Art Deckelung des Einflusses, fast nie wie Mord.

Nach der Machtergreifung waren Ermordungen erst sporadische Exzesse. Erzwungene Auswanderung das gewählte Mittel zur „Entfernung“. Die Betroffenen wurden erst 1935 durch die „Nürnberger Gesetze“ definiert. Es war eine „rassische“ Definition. Egal welchen Glaubens, welcher Sprache, welcher Gesinnung, welcher Staatsbürgerschaft – jeder war „Jude“ ,der jüdische Vorfahren hatte.

Vom 6. bis 15. Juli 1938 trafen sich 32 Staaten im französischen Evian, um die Aufnahme der zu „entfremdenden“ deutschen jüdischen Bürger zu diskutieren. Fazit: Es gab keine „Aufnahmeländer“.

Nach dem Sieg über Frankreich 1940 verfolgte die NS Spitze zeitweilig den Plan, die gesamte jüdische Bevölkerung in die französische Kolonie Madagaskar umzusiedeln. In der heutigen Holocaustforschung gibt es zwei Denkschulen: „Intentionalisten“ und „Funktionalisten“. Für letztere spiegelt der Umsiedlungs-Plan eine reale Absicht wider.

Herr Höcke schreibt heute vom „gesamteuropäische Remigrationsprojekt“, die „geordnete Rückführung der nicht integrierbaren Migranten in ihre Heimatländer“. Er betont, „man wird bei dem (Remigrationsprojekt) nicht um eine Politik der „wohntemperierten Grausamkeit“ (…) herumkommen“.

Wer heute mit AfD Wählern spricht, sollte vielleicht darauf hinweisen, dass diesmal vor, nicht nach der Wahl klar von Herrn Höcke definiert werden sollte: 1. In welchem Zeitraum soll das passieren? 2. Wer gehört dazu, wer nicht? Wie wird „integrierbar“ definiert? Wer bestimmt darüber? 3. Was ist „wohltemperierte Grausamkeit“ ? (Herrr Höckes Verweis auf Peter Sloterdijk macht es nicht klarer) 4. Was passiert aus Herrn Höckes Sicht, wenn es, wie damals in Evian, keine Aufnahmeländer gibt?

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Der deutsche Angriffskrieg auf Polen am 1.9.1939

Am 1.September griff Deutschland im Bündnis mit der Sowjetunion Polen an.

Da der Zweite Weltkrieg am 2. September 1945 durch die Kapitulation Japans endete, war dies nicht der Beginn des Krieges.

Begonnen hatte der Krieg an der sogenannten „Marco-Polo-Brücke“ im Beijinger Bezirk Fengtai am 7.Juli 1937.

Frankreich und Großbritannien hatten vorab Polen gebeten die angesichts der sichtbaren Gefahr befohlene Mobilisierung und den Aufmarsch der Truppen zu verschieben.

Man hoffte so zu „de-eskalieren“. Die technisch überlegenen deutschen Truppen begegneten daher Einheiten mit reduzierter Truppenstärke und viele Einheiten waren gar nicht an der Grenze aufmarschiert, sondern noch im Inland.

Die polnische Armee verlor daher schnell die Kontrolle über die Grenzen, aber schlug zurück, nachdem die Mobilisierung abgeschlossen war.

Bei der Schlacht von Kutno zwang sie die Deutschen sogar zum lokalen Rückzug. Polen baute im Südwesten ein verteidigbares Gebiet auf. Dann fiel die Sowjetunion dem Land in den Rücken.

Polen kämpfte weiter.

Fast 3000 polnische Soldaten kämpften im März 1940 am Nordkap zum Schutz Norwegens, später 45.000 Soldaten der polnischen Exilarmee in Frankreich 1940, davon 150 Piloten.

Im Laufe des Krieges kämpften polnische Truppenteile in Nordafrika, in Italien und an der Westfront. In Summe fast eine Viertel Million polnischer Soldaten.

Bei der Luftschlacht um England 1940/41 verbuchte die kleine polnische Luftwaffe fast 8% aller Abschlüsse.

Die polnische 3. und 5. Division unter Befehl von General Wladyslaw Anders sind die Sieger der Schlacht am Monte-Cassino 1944. Dort waren andere alliierte Truppen gescheitert, wegen der Witterung. „Aber einem Polen schadet Regen nicht “.

Die polnische Marine war am D-Day in der Normandie dabei.

Die polnische Fallschirmjägerbrigade unter General Sosabowski sprang 1944 todesmutig in die schon verlorene Schlacht um die Brücke von Arnheim. Ein sinnloses Opfer der Fehlplanung alliierter Befehlshaber.

Der polnische Geheimdienst hat die Voraussetzung geschaffen zur wahrscheinlich kriegsentscheidenden Entzifferung der deutsche Codierungsmaschine „Enigma“.

Dank des polnischen Widerstands wurde eine ganze V-2 Rakete gesichert und nach Großbritannien gebracht.

Trotz brutalster Strafen versuchten in der „Zegota“ und anderen Organisationen zehntausende Polen jüdische Mitbürger zu retten; 7177 von Ihnen sind als „Gerechte der Völker“ benannt, mehr als in jedem anderen Land.

Die polnische Heimatarmee kämpfte den ganzen Krieg weiter. Höhepunkt der Aufstand von Warschau im Spätsommer 1944.

Es sind 240.000 polnische Soldaten gefallen, etwa sechs Millionen polnische Staatsbürger sind ermordet worden, davon etwa 3 Millionen weil sie Juden waren.

Es wäre vielleicht angebracht wenn heute jede deutsche Schulklasse, eine Stunde Unterricht dem Leben und Sterben von Leutnant Witold Pilecki widmen würde.

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Die Menschen in Deutschland waren wütend. Zu Recht.

Nichts nutzten die Rechtsextremisten mehr als die „Kriegsschuldfrage“, um Wut bei den deutschen Bürgern zu wecken.

von Yves W

Im Versailler Vertrag wurde dem Deutschen Reich die alleinige Verantwortung für den Ersten Weltkrieg übertragen. Es war der fatale Artikel 231 des Versailler Vertrages, der während der ganzen Weimarer Republik die öffentliche Diskussion vergiftete.

Er war falsch. Das Deutsche Reich war für den Ersten Weltkrieg verantwortlich, aber nicht alleine.

Der deutsche Kaiser Wilhelm. II hatte zwar massgeblich in den Sommertagen 1914 zur bewussten Eskalation beigetragen. Aber auch der Imperialismus von Russland hatte das Massenmorden 1914-1918 zu verantworten. Nicht Frankreich, nicht Großbritannien, nicht Italien, nicht Österreich-Ungarn, nicht die USA. Das Deutsche Reich und Russland waren für die Tragödie verantwortlich.

Aber Millionen deutscher Familien waren 1918 wütend.

Die Väter, Ehemänner, Brüder, Söhne, Enkel, Nachbarn waren in den Schützengräben gestorben, verletzt, verstümmelt, entstellt – und nun sollte dieser Artikel 231 ihnen die alleinige Schuld geben. Aber die Wut darüber half niemanden. Denn die Rechtsextremisten hatten keine Lösung, nur der von ihnen verhasste Gustav Stresemann bot einen mildernden Ausweg.

Aussöhnung und nüchterne Annahme der trüben Realität statt sinnentleerter Hass über das verlorene große Reich. Das Leben jetzt bessern statt über verlorene Kolonien hasserfüllt träumen. Dagegen hetzte Hitler.

Professor Heinrich August Winkler hat in seinem 1993 erschienenen Werk „Weimar 1918-1933. Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie“ das für heute so wichtige Fazit gezogen: „Für die meisten Deutschen, die die Zeit von 1918 bis 1933 bewusst erlebten, lag über den ersten vierzehn Jahren der ersten Republik nicht der Schatten des Kaiserreiches, sondern der von Versailles. Die Friedensbedingungen trafen die Deutschen auch deshalb so hart, weil das Koalitionskabinett Scheidemann (erste Regierung nach 1918) bewusst darauf verzichtet hatte, die Öffentlichkeit in den Wochen zuvor über die tiefere Ursache des zu erwartenden Strafgerichts, die deutsche Verantwortung für den Kriegsausbruch, aufzuklären. (…) der Kriegsschuldartikel verzerrte, weil der nur von der Verantwortung der Mittelmächte (N.B. also Deutschland) und nicht der des russischen Zarenreiches sprach, die historische Wahrheit.“ Die Menschen waren zu Recht wütend. Aber die Rechtsextremisten hatten keine Lösung. Stattdessen haben sie danach dem russischen Imperialismus willfährig geholfen.

Im Hitler Stalin-Pakt vom 23. August 1939 wurde das Morden von Millionen Esten, Letten, Litauern, Polen, Rumänen, Ukrainern ermöglicht. Wie damals jubeln Rechtsextreme, auch Herr Höcke, heute, dass „Deutschland-Russland“ eine „starke Achse“ sei. Es war damals eine Achse des Todes und des Hasses. Es ist es heute.

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„Ein Wolf im Schafspelz, auf den alle reingefallen sind ?“

v. Yves W.

Das Vorgehen des Machterwerbs der Rechtsextremisten 1928- 1932 war oft viel subtiler als nur plumpe Tarnung und Lüge wie bei #Hitlers „Legalitätseid“ im „Ulmer Reichswehrprozess“.

Es war eine Strategie der aggressiven ambivalenten Vagheit.

Ab 1926 hatte Hitler im Grunde zwei verschiedene Redeinhalte. Einen für die Großveranstaltungen, in dem Hetze gegen jüdische Mitbürger stets ein zentraler Bestandteil war .

Und dann gab es den Skript für Angehörige der bürgerlichen Eliten, Wirtschaftsführer und Akademiker wie zum Beispiel am 26. Februar 1926 im Hamburger Nationalklub, dort kam der Antisemitismus nicht mit einem Wort vor, stattdessen dozierte #Hitler, wie man die „Massen führen“ müsse.

So bespielte er die Hoffnung bürgerlicher Eliten, seine Massenrhetorik sei nur Taktik, es würde mit ihm schon nicht „so schlimm.“

Als er sich auf dem Weg zur Macht wähnte, passte er auch seine Reden für die Massen an. Im Wahlkampf 1932 drosselte er sogar in der Öffentlichkeit den Antisemitismus.

In beiden Zirkeln vermied Hitler vor allem Eines: konkrete Angebote für die Tagespolitik zu machen. Heftige Verleumdung von demokratischen Politikern, ohne spezifische Alternativen anzubieten.

Typisch seine stundenlange Rede im Hamburger „Circus Busch“ am 10.12.1927 vor Tausenden angereisten verzweifelten norddeutschen Landwirten.

Die damals bedrückende Agrarkrise spricht Hitler nur ganz kurz mit wenigen Worten oberflächlich an, um dann stundenlang gegen das „degenerierte Leben in modernen Großstädten“ zu hetzen.

Auf die konkreten Anliegen der norddeutschen „Landvolk“-Bewegung wie z.B. Einfuhrzölle, Preisregulierung, Steuerstundung und Versteigerungsverbot geht er mit keinem Wort ein. Vagheit, um sich nicht durch inhaltlichen Festlegungen von anderen Interessensgruppen zu entfremden.

Bis 1938 bleibt Hitler auch bei seiner zentralen Aussage der „Entfernung“ der Juden bewusst vage und verändert in jeder Rede die angedeutete Implikation dieser massiven politischen Forderung.

Mal geht es „nur“ um die Stutzung des Einflusses, mal „nur“ um Ausweisung von jüdischen Ausländern, mal „nur“ um eine symbolische „Deckelung“, mal um Auswanderung der „Vaterlandsfeinde“.

Auch dies eine Art die bürgerliche Hoffnung zu bespielen „es würde nicht so schlimm werden“ .

Es wurde schlimmer als gedacht.

Die „vierte Gewalt“, privat und öffentlich-rechtlich (inklusive der MDR), hat heute ganz andere Möglichkeiten als die damaligen Printmedien, Politiker mit ihren konkreten Absichten zu konfrontieren. Das sollten sie auch tun.

Was verstehen Rechtsextremisten heute unter „Elitetausch“ und „großes Remigrationsprojekt“? Wer wird betroffen sein, wie soll vorgegangen werden ? Die Demokratie darf nicht wieder durch aggressive ambivalente Vagheit hintergangen werden.

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„Die-da-oben“ gegen „Wir-da-unten“.
Das war Hitler Rhetorik gegen die „globalistischen Eliten“, er nannte sie „Plutokratie“.

Parallelen von Hitler und Höcke – NSDAP und AfD – Beispiel Plutokratie

Frage

von Yves W.

Die Mission war schwierig. Wie schafft man es, weite Teile der Bevölkerung zu überzeugen, daß die sozialpolitischen Ziele demokratischer Parteien, Lebensumstände zu verbessern, eigentlich abgefeimt und niederträchtig sind?

Die deutschen #Rechtsextremisten nutzten ein in den USA im 19.Jahrhundert fortentwickeltes Konstrukt.
Dort benutzten #Gegner der #Gewerkschaften eine #simple #polemische #Rhetorik.
Einfach mal aus der hohlen Hand unterstellen, daß #Gewerkschaften ein #Instrument von #Rothschild&Co. seien, nur #Söldner der #Milliardäre im Kampf gegen den Mittelstand.

Plausibel klingender #Unsinn: „Fake News 0.5“

In der Wirkung leider brillant, denn jedes sozialpolitische Ziel, das auch nur von einigen gut situierten Menschen aus ethischen Gründen unterstützt wurde, konnte deswegen als „#plutokratisch“ abqualifiziert werden.
Gemeinsinn hiermit nichts anderes als #dunkle #Machenschaft. #Neid wecken, um Eigeninteresse zu unterdrücken.

Es war vor allem #Josef #Goebbels, der die kommunikative Wirksamkeit dieser #dämonischen #Fiktion gerne nutzte.
Arbeiter sollten überzeugt werden, dass die SPD gegen sie sei, weil es ja wohlhabende Menschen gab, die auch für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeiter seien.
Da diese „#Reichen“, „#Plutokraten“ seien, seien ihre und damit die #Absichten der #SPD nur „#elitistisch“ gegen die die Arbeiter gerichtet. #Hasserfüllte #Rabulistik im reinsten Zustand.

Für den britischen Historiker Brendan Simms ist die Rhetorik gegen die „globalen Eliten“ ein wichtiger Ankerpunkt seiner 2019 erschienenen Hitler Biographie.

„Das Dritte Reich sei jung, tatkräftig und beliebt und stelle die internationale Herrschaftselite (…) vor eine Herausforderung.

Deutsche, so behauptete #Hitler, seien ein junges Volk, das gegen die „sogenannten besitzenden Klassen innerhalb der Völker“ aufträten, die Deutschland ausgeraubt hätten und auf ihrem zu Unrecht erworbenen Besitz hockten.“

Paradox, dass jene die damals – und heute – am lautesten gegen die vermeintlich abgefeimten Ziele der „plutokratischen Eliten“ hetzten, jene waren, die am brutalsten die Herrschaft neuer Eliten anstrebten. #Hitler und #Himmler, hierzu Hitler Biograph Ian Kershaw: „ Eine neue Elite stiften, indem man den „#Judengeist“ auslöscht.“

Heute Björn Höcke :

„Ich stehe für eine grundlegende Wende in unserem Land und bei der – wenn sie denn Wirklichkeit wird – werden diese abgewirtschafteten Eliten keine Rolle mehr spielen“

….aber …..

„(…) Als Deutsche brauchen wir weniger die Not als Zuchtmeister, als eine fordernde und fördernde politische Elite , die unsere Volksgeister wieder weckt.“

Demokraten sollten das Wort „Elite“ zur  Abqualifizierung anderer Meinungen und Konzepte nicht nutzen, nicht in Tweets, nicht in Reden, nicht in Editorials.

Einfach nur ein besseres Konzept vorschlagen.

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„Die Regierungsbildung in Thüringen als Modell der Machergreifung“

von Yves W.

Der „Führer“ hat lebenslang kaum Briefe geschrieben. Nach der Landtagswahl in Thüringen 1929 machte er eine Ausnahme. Einem vermögenden deutschen Großspender der Partei, der im Ausland lebte, wollte er seine Strategie zur Machtergreifung erläutern. In dem Brief erklärt er, wie die Koalition mit den bürgerlichen Parteien in Thüringen den Weg zur Machtergreifung in Berlin ermöglichen sollte.

Der Historiker Fritz Dickmann hat 1966 eine kurze, aber dennoch sehr lehrreiche Analyse dieses „Strategiebriefes“ verfasst. (siehe Link im ersten Kommentar). Der Beitrag enthält auch den Wortlaut des Briefes.

Zwei zentrale Schlussfolgerungen von Fritz Dickmann:

„Genauso hat Hitler alle seine Wahlkämpfe bis 1933 geführt: Nicht für sachliche Forderungen, sondern stets mit dem Blick auf die nächste Wahlschlacht, deren Chancen im voraus abwägend und den gegenwärtigen Wahlerfolg nur als Voraussetzung weiterer, noch größerer Siege wertend.“

„Es ging ihm um die Eroberung der gesamten Exekutive von innen her durch Besetzung der den staatlichen Machtapparat beherrschenden und kontrollierenden Positionen. Das waren in einer Landesregierung die Posten des Innen- und Kultusministers (…).

Polizei und Schule, darum ging, darum geht es Rechtsextremisten. So beschreibt es Hitler detailliert in seinem Brief an den vermögenden Großspender.

Nach 1972 galt in der BRD ein sogenannter Radikalenerlass. Wer sich für den Staatsdienst bewarb, wurde vom Verfassungsschutz überprüft. Wenn bei der Prüfung Hinweise auf ein Engagement in einer extremistischen Organisation auftraten, wurde der Bewerber abgelehnt.

Von diesem sogenannten „Berufsverbot“ waren vor allem Linksextremisten betroffen. Aber auch einige Rechtsextremisten konnten deswegen z.B. nicht Lehrer und Polizisten werden. Die Maßnahme war und ist bis heute im In- und Ausland äußerst umstritten. Insgesamt wurden deswegen von 1972 bis zur Abschaffung des Erlasses 1985 ca. 1500 Menschen entlassen bzw. nicht eingestellt.

Der lauteste Protest kam von der kommunistischen DKP. Sie mobilisierte breite Teile der Öffentlichkeit gegen das Vorgehen. Es sei undemokratisch, dass „harmlose“ Kommunisten nicht Lehrer werden könnten.

Nach 1990 wurde bekannt, daß die DKP Mitglieder in der DDR militärisch ausbilden ließ. Die Angehörigen der „Gruppe Ralf Forster“ sollten Sabotageaktionen in der BRD, beim geplanten Angriffskrieg der Sowjetunion und ihrer Verbündeten gegen Westeuropa, durchführen. Nicht „harmlos“.

Links – und Rechtsextremisten tragen immer einen Schafspelz

Vor allem dann, wenn es ihren dabei hilft, Schulen und Sicherheitsorgane zu unterwandern.

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Die Analyse des Hitler Briefes durch Fritz Dickmann aus dem Jahr 1966.https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1966_4_4_dickmann.pdf

Landesverräterin! So wurde 1960 der UFA Filmstar Marlene Dietrich in Deutschland teilweise empfangen.

Was denken #AfD Wähler heute über Marlene Dietrich? Verräterin oder nicht?

Sie war eine preußische Patriotin, die niemals für die AfD gewählt hätte, niemals.

Können AfD Wähler das folgende Video (erster Kommentar) über eine disziplinierte preußische Offizierstochter ertragen ohne Schaum vor dem Mund zu bekommen ?

13 Minuten die es Wert sind verfolgt zu werden. Aus Respekt vor einer Preußin, die heute eine klare Meinung über Herrn Höcke hätte.

https://www.youtube.com/watch?v=RhIPIqMT8yc

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