Ein Beitrag von Werner Hoffmann
Norwegen: Öl-Profite fürs Volk – und der grüne Vorstoß
Norwegen folgt einem konsequenten Modell:
Öl- und Gasförderung durch internationale Firmen, aber unter klarer staatlicher Kontrolle für das Gemeinwohl.
Steuern und Beteiligungen fließen in den Government Pension Fund Global – den weltweit größten Staatsfonds.
Ende 2024 lag sein Volumen bei rund 1,8 Billionen USD, was etwa 321.000 USD pro Einwohner entspricht.
Rechenbeispiel:
1,8 Billionen USD / etwa 5,6 Mio. Einwohner = 321.000 USD ≈ 290.000 EUR pro Kopf.
Norwegen finanziert damit Infrastruktur, Bildung und soziale Sicherheit – und jeder Bürger ist theoretisch Millionär durch das Öl.
Erneuerbare Energien als Zukunftsinvestition
- Onshore-Wind:
– Ende 2022: 5 073 MW installiert
– Zuwachs 2022: +374 MW (+25 %) - Offshore-Wind (Ziel bis 2040):
– Ausbauziel: 30 GW
– Erste Auktion Utsira Nord (500 MW Floating-Wind) - Hywind Tampen:
– Größter schwimmender Windpark der Welt (94 MW) - Fördermittel:
– 35 Mrd. NOK (~3,3 Mrd. €) für Floating-Wind-Projekte
Vorteile für Arbeit, Klima & Technologie
- Arbeitsplätze:
– Bis zu 52.000 neue Jobs durch Offshore-Wind bis 2050 - Technologieführerschaft:
– Norwegen als Pionier bei Floating-Wind (z. B. Equinor) - Klimaschutz:
– 30 GW Offshore-Wind = 75–90 TWh/Jahr = Strom für 20 Mio. Haushalte - Staatsfonds & Wirtschaft:
– Fondsrendite: ca. 6,3 % jährlich
– Finanzierung von Bildung, Sozialsystem, Infrastruktur
Im globalen Vergleich – Norwegens Alleinstellungsmerkmal

- Norwegen:
– Modell: Staat + regulierte internationale Beteiligung
– Gewinne: Staatsfonds, breite öffentliche Nutzung
– Strategie: Massiver Ausbau von Windkraft - USA:
– Modell: Freier Markt, private Unternehmen
– Gewinne: Unternehmensprofite, wenig staatliche Beteiligung
– Strategie: Fossil dominiert, Erneuerbare inkonsistent - Saudi-Arabien:
– Modell: Staatsmonopol
– Gewinne: Staatshaushalt (monarchisch)
– Strategie: Fokus auf fossile Energien - Kanada:
– Modell: Mischform
– Gewinne: Provinzabhängig
– Strategie: Mischung inkl. Ölsand-Förderung
Fazit
– Das Geld aus Öl und Gas hat Norwegen nicht reich gemacht – es wurde klug investiert.
– Jeder Norweger ist fast Millionär – und profitiert von sozialer Stabilität, Bildungszugang und Infrastruktur.*
– Erneuerbare Energien wachsen dynamisch – besonders Offshore-Wind.
– Norwegen beweist: Ressourcenreichtum kann zur ökologischen Transformation genutzt werden – wenn er demokratisch und nachhaltig gesteuert wird.
Während andere Staaten kurzfristig auf Profite setzen, plant Norwegen generationenübergreifend – für Menschen, Klima und Zukunft.
*Die Aussage „jeder Norweger ist fast Millionär“ ist symbolisch gemeint – weil der Staat im Namen der Bürger diesen gigantischen Fonds besitzt. Es ist ein Beispiel für nachhaltige, generationengerechte Ressourcenpolitik, wie sie weltweit einzigartig ist.
——-
——-
Teil 2: Und Deutschland? Fossile Gewinne ohne Zukunft – vom Sozialstaat lernen, nicht schwitzen
Ein Beitrag von Werner Hoffmann
Deutschlands fossile Gewinne – wo sind sie hin?
Deutschland war jahrzehntelang ein bedeutender Energieproduzent – zunächst durch Kohle, später auch durch Erdgas (z. B. in Niedersachsen, Nordsee, Lausitz, NRW). Doch im Gegensatz zu Norwegen hat Deutschland daraus kein langfristiges Vermögen geschaffen:
- Es gibt keinen Staatsfonds.
- Einnahmen aus Energieförderung flossen direkt in den Bundeshaushalt – und wurden sofort verbraucht.
- Umweltkosten, Folgeschäden und Strukturwandel (z. B. im Ruhrgebiet) wurden den Steuerzahlern überlassen.
Keine nachhaltige Anlagepolitik
Statt Gewinne aus Braunkohle, Steinkohle oder Gas anzulegen, hat Deutschland:
- jahrzehntelang Subventionen gezahlt (z. B. an RWE, E.ON, LEAG, Steag)
- soziale Härten in Kohlegebieten aufgefangen – aber ohne langfristige Kapitalbildung
- bei steigenden Energiepreisen keine zusätzlichen Rücklagen gebildet
Ergebnis: Deutschlands fossile Phase hat Folgekosten hinterlassen – aber kein Vermögen für die Zukunft.
茶 Kein Fonds – aber Milliarden für fossile Industrie
Anders als Norwegen hat Deutschland:
- keinen Zukunftsfonds für Energieeinnahmen aufgebaut
- stattdessen Milliarden an fossile Konzerne verschenkt, z. B.:
- Steuererleichterungen für Dienstwagen (v. a. SUVs)
- Entlastung bei Energiesteuer (z. B. für Industriekonzerne)
- Abwrackprämie für Verbrenner 2009
- 2022/2023: Übergewinnsteuer abgelehnt, obwohl Rekordgewinne bei Mineralölkonzernen

Rückstand beim Umstieg – der Vergleich zur Lage in Norwegen
- Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung:
Norwegen: ca. 98 % (v. a. Wasserkraft)
Deutschland: ca. 52 % - Ausbau der Offshore-Windkraft:
Norwegen: 30 GW geplant bis 2040
Deutschland: Ziel von 30 GW bis 2030 – mit Verzögerung - Staatsfonds aus Energieerlösen:
Norwegen: ✔️ (1,8 Billionen USD)
Deutschland: ❌ kein Fonds - Ladeinfrastruktur:
Norwegen: flächendeckend, priorisiert
Deutschland: ausbaufähig, regional ungleich

Fehlende Weitsicht: Deutschland spart am falschen Ende
Deutschland könnte heute – wie Norwegen – aus Energiegewinnen finanzieren:
- Bildung, Digitalisierung
- Klimafonds, Rentensystem
- grünen Strukturwandel in Ostdeutschland
Doch stattdessen ist man abhängig von:
- neuer Schuldenaufnahme
- EU-Förderprogrammen
- und konjunkturabhängigen Steuern
Keine Rücklagen. Kein Sicherheitsnetz. Keine Generationenvorsorge.
☢️ Das teure Erbe der Atomkraft – ein weiteres Beispiel für fehlende Vorsorge
Nicht nur im Bereich fossiler Energien hat Deutschland versäumt, klug vorzusorgen – auch bei der Atomkraft zeigt sich das strukturelle Problem fehlender Rücklagenpolitik.
Im Jahr 2017 wurde der sogenannte „Atomfonds“ gegründet – offiziell:
Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (KenFO).
Politische Hintergründe:
- Der Fonds entstand unter der großen Koalition aus CDU/CSU und SPD.
- Federführung: Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD)
- Beteiligte: Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU)
- Rechtsgrundlage: Gesetz zur Neuordnung der Verantwortung in der kerntechnischen Entsorgung (Dez. 2016, gültig ab Juli 2017)
茶 Der Deal:
- Vier Konzerne: RWE, E.ON, EnBW, Vattenfall
- 17,4 Mrd. € Grundbeitrag + 6,2 Mrd. € Risikoaufschlag = ca. 24 Mrd. €
- Dafür übernahm der Staat (also die Steuerzahler) die gesamte Verantwortung für:
- Zwischenlagerung
- Endlagerung
- Langfristige Betreuung des Atommülls
- Die Konzerne sind dauerhaft von allen künftigen Kosten befreit.
Das Problem:
- Schätzungen gehen von 70–90 Milliarden € tatsächlichen Kosten aus
- Die eingezahlten 24 Mrd. € reichen voraussichtlich nur für die Zwischenlagerung
- Endlager, Rückbau und Überwachung bleiben eine offene Milliardenlast für den Staat
Fazit: Auch dieser Deal war ein Beispiel kurzfristiger Entlastung für Konzerne – mit langfristiger Belastung für kommende Generationen. Deutschland hat im Fall der Atomkraft eine Hypothek auf die Zukunft aufgenommen – ohne realistische Rücklagenbildung.
✅ Resümee Teil 2: Deutschland braucht eine neue Denkweise
Deutschland hat die Einnahmen aus fossilen Quellen verfrühstückt – ohne einen Plan für „nach dem Öl und Gas“. Es fehlt ein strategischer Fonds, der:
- Umweltkosten abfedert
- soziale Transformation stützt
- Klimainvestitionen langfristig absichert
Norwegen zeigt: Es geht anders.
Man muss nicht „grüner Guru“ sein, um zu erkennen, dass Deutschland von der norwegischen Logik lernen kann:
Ressourcen sinnvoll nutzen. Gewinne anlegen. Zukunft finanzieren.
Nicht mit Angst, sondern mit Weitblick.
—-
Eine mir aufdrängende Frage:
Deutschland gehört allen Bürgern. Dazu gehören nicht nur die Finanzen, sondern auch Grund & Boden, die nicht in privater Hand sind.
Mit welchem Recht kann eine Bundesregierung auf der einen Seite Einnahmen aus:
- Öl, Gas, Kohle
- Quellwasser
für willkürliche Ausgaben, wovon nicht alle Bürger, sondern wiederum die fossile Energie Profite erhält.
Dies gilt insbesondere auch für den Deal „KenFO“, mit dem die tatsächlichen Kosten für die Zwischen- und Endlagerung niemals finanziert werden kann.
Hier wird deutlich, dass besonders die GroKo
- CDU
- CSU
- SPD
keine nachhaltige Politik betreibt.
Übrigens wäre dies bei einer AfD keineswegs anders!
Und die Vergangenheit setzt sich gerade fort.
Die derzeitige Lobbyisten-Bundeswirtschaftsministerin Reiche versucht gerade alle Möglichkeiten durchzusetzen, die der Gaslobby helfen!