Geheime Machtspiele hinter verschlossenen Türen: So dramatisch sind Papstwahlen wirklich!

Der neue Papst ist im 4.Wahlgang gewählt!

Ein Beitrag von Werner Hoffmann

Werner Hoffmann
– Demokratie der Mitte, weil Extremflügel das Land zerstören. –

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Die Wahl eines neuen Papstes ist kein frommer Akt der Einigkeit – es ist ein zähes Ringen um Macht, Einfluss und geopolitische Interessen.

Wer glaubt, der Heilige Geist allein leite die Wahl, hat die letzten 300 Jahre Kirchengeschichte übersehen.

Ein Blick auf 25 Papstwahlen seit 1680 offenbart:

Kardinäle stritten oft wochen- oder gar monatelang über den nächsten Pontifex.

Das Konklave von 1740 dauerte ganze 181 Tage, bevor Benedikt XIV gewählt wurde.

Konklaves von 1740

Hinter den Kulissen agierten Machtblöcke: Frankreich, Österreich und Spanien versuchten, „ihre“ Kandidaten durchzusetzen – teilweise mit Vetorechten.

Über Jahrhunderte galt: Nur ein Italiener darf Papst werden. Von 1689 bis 1978 kamen ausnahmslos alle Päpste aus Italien.

Erst mit Johannes Paul II (1978) durchbrach ein Pole die italienische Vorherrschaft. Ihm folgte 2005 Benedikt XVI aus Deutschland und 2013 schließlich der Argentinier Franziskus – der erste Papst aus Südamerika.

Die Moderne brachte Tempo:

Seit dem 20. Jahrhundert dauern Konklaven meist nur noch 2 bis 5 Tage. Klare Regularien, begrenzte Wählerzahlen und weltweite mediale Aufmerksamkeit beschleunigen den Prozess.

Doch Macht, Taktik und Tradition spielen weiterhin eine zentrale Rolle. Das letzte Wort hat vielleicht der Heilige Geist – aber viele reden mit.

Insoweit ist die Wahl des Papstes inzwischen eine demokratische Wahl.

Rückblick bei der Papstwahl:

Die Wahl des Papstes ausschließlich durch Kardinäle hat sich ab dem 11. Jahrhundert etabliert, insbesondere seit der Papstwahlreform von 1059 durch Papst Nikolaus II..

Davor – und auch noch lange danach – war die Papstwahl oft durch weltliche Mächte, insbesondere Kaiser, Könige und römische Adelsfamilien, stark beeinflusst.

Die wichtigsten Etappen:

Vor 1059: Päpste wurden oft durch Akklamation, durch den römischen Klerus, das Volk oder auf Druck durch Adelsfamilien (z. B. die Theophylakten) bestimmt.

Auch byzantinische oder später fränkische Kaiser hatten Mitspracherecht.

1059 – Dekret In Nomine Domini: Papst Nikolaus II. legte fest, dass künftig nur die Kardinalbischöfe das Recht haben, den Papst zu wählen – später wurde das auf das gesamte Kardinalskollegium ausgeweitet.

Dies war der Beginn des modernen Konklaves. 11.–14. Jahrhundert:

Obwohl die Wahl formal bei den Kardinälen lag, übten Kaiser (z. B. Heinrich IV., Friedrich Barbarossa) und mächtige Familien weiterhin großen Einfluss aus – teilweise durch Erpressung, Gewalt oder Geldzahlungen (Simonie).

15.–17. Jahrhundert:

Mächte wie Frankreich, Spanien und das Heilige Römische Reich übten teils über ein offizielles Veto-Recht („exklusives Veto“) direkten Einfluss auf die Wahl aus.

Dieses Recht wurde faktisch bis ins 20. Jahrhundert hinein genutzt (zuletzt 1903 durch Österreich gegen Kardinal Rampolla).

1903 – Ende des Vetorechts:

Papst Pius X. erklärte das Veto endgültig für unzulässig.

Seitdem gelten Papstwahlen als formell frei von weltlicher Einflussnahme, auch wenn politische Überlegungen im Kardinalskollegium sicher nicht verschwunden sind.

Fazit:

Vor 1059 war die Papstwahl faktisch offen für Einfluss durch weltliche Mächte. Ab 1059 waren offiziell nur Kardinäle zuständig – doch bis ins frühe 20. Jahrhundert wurde inoffiziell weiter durch Kaiser, Könige und Machtpolitik Einfluss genommen.

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Diese Karte zeigt die Herkunftsländer der letzten vier Päpste:
Italien: Papst Johannes Paul I. (1978)
Polen: Papst Johannes Paul II. (1978–2005)
Deutschland: Papst Benedikt XVI. (2005–2013)
Argentinien: Papst Franziskus (2013–2025) 

Wie lange dauern die Wahlen?

Liste der katholischen Papstwahlen ab dem Jahr 1680, jeweils eine Zeile pro Wahljahr:

1689: 134 Tage – Papst Alexander VIII (Italien)

1691: 151 Tage – Papst Innozenz XII (Italien)

1700: 31 Tage – Papst Clemens XI (Italien)

1721: 39 Tage – Papst Innozenz XIII (Italien)

1724: 70 Tage – Papst Benedikt XIII (Italien)

1730: 158 Tage – Papst Clemens XII (Italien)

1740: 181 Tage – Papst Benedikt XIV (Italien)

1758: 53 Tage – Papst Clemens XIII (Italien)

1769: 94 Tage – Papst Clemens XIV (Italien)

1774: 134 Tage – Papst Pius VI (Italien)

1799: 105 Tage – Papst Pius VII (Italien)

1823: 27 Tage – Papst Leo XII (Italien)

1829: 41 Tage – Papst Pius VIII (Italien)

1846: 3 Tage – Papst Pius IX (Italien)

1878: 3 Tage – Papst Leo XIII (Italien)

1903: 5 Tage – Papst Pius X (Italien)

1914: 4 Tage – Papst Benedikt XV (Italien)

1922: 5 Tage – Papst Pius XI (Italien)

1939: 2 Tage – Papst Pius XII (Italien)

1958: 4 Tage – Papst Johannes XXIII (Italien)

1963: 3 Tage – Papst Paul VI (Italien)

1978: 2 Tage – Papst Johannes Paul I (Italien)

1978: 3 Tage – Papst Johannes Paul II (Polen)

2005: 2 Tage – Papst Benedikt XVI (Deutschland)

2013: 2 Tage – Papst Franziskus (Argentinien)

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