Stadtbild 2 – Seit über 300 Jahren nicht so, wie es die deutschen „Alten-Männer-Syndrome“ wollen

Ein Beitrag von

Werner Hoffmann.

Stadtbild 2025:
Heute prägen Ukrainer, Syrer, Afghanen und Eritreer das Bild unserer Städte. Menschen, die Schutz suchen, arbeiten, studieren, Familien gründen – und unsere Gesellschaft bereichern.
„Die nehmen uns alles weg – Jobs, Wohnungen, Zukunft!“
Das Echo der Angst ist uralt, nur die Namen der Zuwanderer ändern sich.

Stadtbild 2015:
Hunderttausende fliehen vor dem Krieg in Syrien. „Wir schaffen das“ wird zum Symbol einer offenen Gesellschaft – und zum Ziel von Hasskampagnen.
„Die sollen dahin zurück, wo sie herkommen! Wir können doch nicht die halbe Welt aufnehmen!“
Der Satz ist so alt wie die Migration selbst.

Stadtbild 1990:
Menschen aus den neuen Bundesländern, aus Polen, Rumänien, Russland und den zerfallenden Teilen Jugoslawiens suchen ein neues Leben. Sie bringen Sprache, Fleiß, Mut und andere Gewohnheiten mit.
„Diese Spätaussiedler – die bekommen die schönsten Wohnungen und halten in der Badewanne Schweine oder Karpfen…“
So klangen die Vorurteile der Wendezeit – aus Unwissen und Neid geboren.

Stadtbild 1980:
Die Boat People aus Vietnam kommen, viele Libanesen und Iraner suchen Zuflucht. In deutschen Straßen entstehen neue Düfte, Läden und Lebensgeschichten.
„Die passen nicht zu uns – die verstehen unsere Kultur doch gar nicht!“
Ein Satz, der seit Jahrhunderten recycelt wird – jedes Mal für eine andere Gruppe.

Stadtbild 1970:
Da waren es die Italiener – und plötzlich kamen Griechen, Spanier und Türken. Offiziell „Gastarbeiter“, inoffiziell neue Nachbarn.
Anwerbeabkommen Griechenland: 30. März 1960
Anwerbeabkommen Türkei: 30. Oktober 1961
Anwerbeabkommen Jugoslawien: 12. Oktober 1968
Sie bauten Straßen, Autos, Häuser – und trugen das Land in den Wohlstand.
„Die Itaker klauen uns deutschen Männern die Frauen!“
„Die Türken bringen nur Schmutz und Moscheen!“
Es war die Zeit, in der viele lieber eine Waschmaschine aus Italien wollten – aber keinen Nachbarn.

Stadtbild 1960:
Die Hippies und Beatfans verändern Kultur und Moral. Eine Jugend will Freiheit, Frieden, Musik – und findet eine neue Form von Identität.
„Langhaarige Nichtsnutze – geht arbeiten, statt zu demonstrieren!“
Auch hier zeigte sich: Jede Erneuerung wird zuerst verhöhnt, dann kopiert.

Stadtbild 1945:
Millionen Flüchtlinge aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien kommen in ein zerstörtes Land. Sie sind Deutsche, aber Fremde in der eigenen Nation.
„Die da aus dem Osten – die nehmen uns das Letzte weg!“
Ironie der Geschichte: Aus den „Fremden“ wurden Nachbarn – aus Ablehnung neue Gemeinschaft.

Stadtbild 1933:
Die Jüdinnen und Juden prägten das Stadtbild – Ärzte, Lehrer, Händler, Nachbarn. Dann kam Hass, Boykott, Deportation, Vernichtung.
„Kauft nicht bei Juden!“
Ein Satz, der ganze Straßenzüge entleerte – und die Seele einer Nation vergiftete.

Stadtbild 1910:
In den Zechen und Stahlwerken arbeiten Polen, Tschechen und Russen – die sogenannten „Ruhrpolen“.
„Die saufen, beten komisch und sprechen kein Wort Deutsch!“
Ihre Enkel heißen heute Thomas, Kathrin oder Lukas – und niemand fragt mehr, woher sie kamen.

Stadtbild 1880:
Das Reich wächst. Schlesier, Elsässer und Sudetendeutsche suchen Arbeit in den neuen Städten.
„Die nehmen den Einheimischen die Jobs weg!“
Auch hier wiederholt sich das Muster: Angst vor Veränderung – und am Ende Erfolg durch Vielfalt.

Stadtbild 1700:
Die Hugenotten – französische Glaubensflüchtlinge – kommen nach Preußen. Sie bringen Handwerk, Wissen, Bildung, Kultur.
„Fremde Franzosen! Die werden uns noch alles wegnehmen!“
Tatsächlich machten sie Berlin zu einer Stadt der Toleranz – und halfen, das moderne Preußen zu formen.


Resümee

Seit über 300 Jahren wiederholt sich die gleiche Geschichte – mit neuen Namen, neuen Gesichtern, denselben Ängsten. Zuwanderung verändert das Stadtbild – und erneuert zugleich das Land.
Wer heute über Migration klagt, vergisst: Wir alle stammen aus Bewegung, nicht aus Stillstand.

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Kommentare in Bild und Film aus dem Netz zum Thema Stadtbild von Friedrich Merz

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