Wenn Meinungsumfragen im Fernsehen zur Manipulation genutzt werden können
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– Demokratie der Mitte, weil Extremflügel das Land zerstören. –
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Ein kritischer Blick auf Zuschauerumfragen im Fernsehen
Wer kennt diese oder ähnliche Umfragen nicht, so wie sie in n-tv jeden Tag stattfinden?

Sie wirken demokratisch, spontan und volksnah – die Telefonumfragen im Fernsehen. „Sollte Politiker X Minister werden?“ oder „Brauchen wir ein Tempolimit?“ heißt es dann bei Sendern wie n-tv oder Bild-TV. Die Zuschauer sollen anrufen und mitbestimmen. Klingt nach direkter Demokratie? Ist es aber nicht. Im Gegenteil: Es könnte sich um gezielte Meinungslenkung durch manipulierbare Stimmungsmache handeln.

Repräsentativ? Sicher nicht.
Denn diese sogenannten „Umfragen“ sind weder repräsentativ, noch besonders sicher vor Missbrauch.
Die Teilnahme kostet meist 50 Cent – ein scheinbar hoher Aufwand für Manipulateure.
Doch genau das ist der Trugschluss:
Wer bereit ist, rund 2.500 Euro zu investieren, kann bereits mit 5.000 Anrufen rund die Hälfte eines Abstimmungsergebnisses beeinflussen.
Und das in einer Sendung, die von Hunderttausenden gesehen wird.
Manipulation leicht gemacht
Technischer Schutz?
Fehlanzeige.
Zwar wird die Anrufernummer gespeichert, doch eine gezielte Beeinflussung mit wechselnden Rufnummern über VoIP-Anlagen oder automatisierte Skripte ist kein Hexenwerk mehr.
Gerade in Zeiten von Deepfakes und Social Bots sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass TV-Umfragen immun gegen Manipulation wären.
Keine Transparenz
Hinzu kommt:
Es fehlt jegliche Transparenz.
Weder gibt der Sender an, wie viele Anrufe eingegangen sind, noch, ob Mehrfachteilnahmen aussortiert werden.
Die Zahlen stehen auf dem Bildschirm – und wirken wie ein Stimmungsbild der Bevölkerung.
Dabei weiß niemand, ob nicht ein einzelner Akteur mit genügend Geld und technischer Expertise den Ausschlag gegeben hat.

Fazit
TV-Umfragen dieser Art sind keine Werkzeuge demokratischer Partizipation, sondern potentiell gefährliche Instrumente zur emotionalen und medialen Manipulation.
Sender wie n-tv täten gut daran, entweder vollständige Transparenz zu schaffen – oder dieses Format zu überdenken.
Beispiel zum Thema „AfD-Verbot: Ja oder Nein“

Annahmen:
Zu Beginn einer Umfrage wären erheblich mehr Anrufe für ein AfD-Verbot.
Kurze Zeit später würde die Mehrheit gegen ein AfD-Verbot stimmen.
Die Anzahl der Anrufe ist nicht genannt.
Annahme:
Geht man von 10000 Anrufe aus und es waren zu Beginn
– 56 % für ein AfD-Verbot (5600 Anrufe)
– und 44 % gegen ein AfD-Verbot (4400 Anrufe)
- Insgesamt: 10.000 Anrufe
dann könnte durch einen Einsatz von 2.500 Euro (=5.000 Anrufe) gegen ein AfD-Verbot
das Ergebnis wie folgt verändert werden:
-5.600 Anrufe = 37,33 %
-9.400 Anrufe = 62,67 %
Insgesamt: 15.000 Anrufe

Mit einem Betrag von 2.500 Euro könnte das Ergebnis also völlig verfälscht werden.
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass bei bestimmten Themen diese Meinungsumfragen manipuliert werden.

Warum diese Umfragen nichts bedeuten sollten und sogar von einem verantwortungsvollen Sender nicht gemacht werden sollten.
Wie oben beschrieben, können durch minimale Geldeinsätze die Umfragen schnell gedreht werden.
Hinzu kommt, dass bestimmte Sender – wie zum Beispiel n-tv – vor allem von wirtschaftsnahen Personen gesehen werden. Dadurch kann allein schon die Zusammensetzung der Zuschauerschaft dazu führen, dass Umfrageergebnisse stark vom tatsächlichen Bevölkerungsdurchschnitt abweichen.
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