Ein Beitrag von

Werner Hoffmann.
Die Schlagzeile von n-tv klingt wie eine Diagnose über ein Land, das den Anschluss verliert: „China sieht uns nicht mal mehr im Rückspiegel.“ Im begleitenden Podcast „Klima-Labor“ diskutieren Claudia Kemfert (DIW), Sabine Nallinger (Stiftung Klimawirtschaft) und Sepp Müller (CDU) über den fortschreitenden Kollaps der deutschen Industrie. Seit 2018 verschwinden monatlich rund 10.000 Arbeitsplätze, und fast alle Branchen melden Alarm. Die Ursachen? Ein toxischer Cocktail aus Bürokratie, hohen Energiekosten, schleppender Digitalisierung – und einem fehlenden Zukunftsplan.
Kurzvideo anklicken:
Doch wer die Diskussion genau hört, erkennt ein Muster: Die konservativen Stimmen warnen vor hohen Strompreisen und überzogener Klimapolitik, während Fachleute wie Kemfert darauf hinweisen, dass der wahre Bremsklotz die verzögerte Energiewende ist. Denn längst gilt: Erneuerbare Energien senken die Preise – fossile Abhängigkeiten erhöhen sie.
Das Märchen vom teuren Klimaschutz
Während CDU-Politiker Sepp Müller vor einer „Abwanderung der Industrie“ warnt, hält Kemfert dagegen: Nur 5–7 Prozent der Industrie leiden tatsächlich unter hohen Energiepreisen. Die restlichen Probleme seien hausgemacht – durch verpasste Investitionen in Zukunftsbranchen. Deutschland hat nicht zu viel Klimaschutz, sondern zu wenig industrielle Weitsicht. Während China, Indien und die USA mit gigantischen Programmen für Solarenergie, Batterien und Wasserstoff voranmarschieren, streitet Deutschland über Übergangslösungen.
Habeck hatte längst gewarnt
Schon der damalige Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck warnte früh vor der tödlichen Abhängigkeit von externen Energielieferanten und globalen Monopolen:
- „Deutschland reduziert die Energie-Abhängigkeit von Russland mit hohem Tempo. Müssen aber weiter besonnen agieren.“ (BMWK, 2022)
- „Wir können zur Deckung des Energiebedarfs nicht nur mit Demokratien zusammenarbeiten.“ (Yahoo News, 2022)
- „Wie kann Deutschland in seiner Energieversorgung souverän werden und sich nicht abhängig machen von nur einem Lieferanten?“ (Zeit für X)
Diese Aussagen klingen heute wie aus einem Lehrbuch der politischen Weitsicht. Während konservative Stimmen noch von „Industriestrompreisen“ träumen, setzt Habeck auf die langfristige Strategie: Dezentralisierung, Erneuerbare, Diversifizierung. Seine Botschaft: Nur wer sich unabhängig macht, bleibt souverän – und wettbewerbsfähig.
China überholt, Deutschland zaudert
Sabine Nallinger bringt es im n-tv-Interview auf den Punkt: „Wenn ich mit chinesischen Unternehmen spreche, sagen die inzwischen: Hey, wir sehen euch nicht mal mehr im Rückspiegel!“ China investiert massiv in Wind, Sonne, Batterien und Wasserstoff – während Deutschland sich in kleinteiligen Debatten über Bürokratievermeidung und Genehmigungsverfahren verliert. Der entscheidende Unterschied: China macht, Deutschland prüft. Und wer prüft, während andere handeln, landet irgendwann auf dem Seitenstreifen.
Die Frage, die bleibt
Habeck wurde von rechten und konservativen Medien oft verspottet. Doch im Rückblick zeigt sich: Seine Warnungen waren realistisch, nicht ideologisch. Er sah die Verwundbarkeit eines Industrielands, das sich jahrzehntelang auf billige Energie, fossile Strukturen und den Export alter Technologien verließ. Die n-tv-Schlagzeile beschreibt also mehr als nur eine wirtschaftliche Momentaufnahme – sie ist ein Spiegelbild unserer politischen Trägheit. Wenn wir jetzt nicht handeln, werden wir nicht nur aus dem Rückspiegel verschwinden, sondern aus der Zukunft.
#Industriekrise #Energiewende #China #RobertHabeck #Wirtschaftspolitik

