Ein Beitrag von

Marcel Fratzscher
#Zuwanderung ist – trotz kurzfristig erheblicher Kosten – ein finanzieller Gewinn und wirtschaftlich eine überlebenswichtige Notwendigkeit für Deutschland.
Eine neue Studie von Martin Werding bestätigt frühere Untersuchungen – auch des DIW Berlin – wie essenziell die Zukunft Deutschlands davon abhängt, ob wir eine offene Gesellschaft bleiben, attraktiv für Zuwanderung werden und unsere Willkommenskultur verbessern.
Langfristig sind Migrantinnen und Migranten auch ein finanzieller Gewinn für Deutschland: Zwar steigen die Staatsausgaben durch Migration, doch das Wirtschaftswachstum und damit die Steuereinnahmen nehmen langfristig stärker zu.
Wichtig: Die Zahlen berücksichtigen auch, dass viele Migrantinnen und Migranten später selbst im Ruhestand sein werden und Leistungen aus Renten-, Pflege- und Gesundheitssystem erhalten.
Durch unsere #Demographie werden viele Unternehmen scheitern oder schließen müssen, weil ihnen die #Arbeitskräfte fehlen. Viele Deutsche werden dadurch ihre Arbeit verlieren. Besonders hart trifft es strukturschwache Regionen sowie Menschen, die nicht flexibel ihren Wohnort wechseln können – also gerade viele #AfD-Wählerinnen und -Wähler, die daher zu den größten Verlierern der von ihrer Partei geforderten Migrationspolitik gehören würden.
Auch unser Alltag würde sich ohne einen deutlichen Anstieg der Zuwanderung – gerade auch von geringer qualifizierten Menschen – dramatisch verschlechtern. Viele dieser Migranten, darunter auch Geflüchtete, arbeiten in systemrelevanten Berufen.
Es ist nachvollziehbar, dass die Bundesregierung sich um den Schutz der EU-Außengrenzen bemüht und Migration gut steuern will. Aber der öffentliche Diskurs und die aktuelle Migrationspolitik gehen in eine völlig falsche Richtung.
Leistungskürzungen, Hürden bei der Anerkennung von Qualifikationen, Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt und das Zurückdrehen der Einbürgerungsreform sind fatale Fehlentscheidungen.
Stattdessen brauchen wir eine Stärkung unserer offenen Gesellschaft, mehr #Wertschätzung und eine Bundesregierung, die zeigt: Migranten sind willkommen – als Menschen und als Mitgestaltende unseres wirtschaftlichen und sozialen Zusammenlebens.
️ Ein Kommentar von

Die Argumente von Marcel Fratzscher sind nicht nur ökonomisch stichhaltig, sondern auch durch demografische Realitäten untermauert:
Deutschland verliert jedes Jahr Arbeitskräfte in riesigem Ausmaß – durch den Renteneintritt der Babyboomer-Generation.
Rund 1 Million Menschen gehen pro Jahr neu in Rente. Gleichzeitig fehlen junge Menschen, die diese Lücken schließen könnten.
Ohne Migration wäre die Erwerbstätigenzahl längst dramatisch gesunken.
Tatsächlich aber ist sie durch Zuwanderung gestiegen – was zeigt, wie stark der Arbeitsmarkt inzwischen auf Migration angewiesen ist.
Entwicklung der Erwerbstätigen in Deutschland (2010–2025):
Jahr
Erwerbstätige (in Mio.)
Veränderung zum Vorjahr
2010: 40,6 Mio.
—
2015: 43,0 +2,4 Mio.
2020: 44,8 +1,8 Mio.
2023: 45,9 +1,1 Mio.
2024: 46,1 +0,2 Mio.
2025: 46,2 (geschätzt)
Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit, DIW Berlin
Ohne die Zuwanderung seit 2010 – vor allem ab 2015 – wären heute nicht 46 Millionen Menschen erwerbstätig, sondern mehrere Millionen weniger.
Die Migration hat den Fachkräftemangel zwar nicht behoben, aber abgefedert.
Sie ist längst kein „Kostentreiber“, sondern ein Rettungsanker für unseren Wohlstand.
Besonders paradox ist, dass ausgerechnet die Regionen mit hohem AfD-Wähleranteil – wie Sachsen, Thüringen oder Sachsen-Anhalt – besonders stark vom demografischen Wandel betroffen sind.
Ohne Zuwanderung drohen dort Pflegenotstand, Ärztemangel, Schulschließungen und das wirtschaftliche Ausbluten ganzer Landkreise.
Die populistische Stimmungsmache gegen Migration ist daher nicht nur unmenschlich, sondern auch wirtschaftlich selbstzerstörerisch.
Was wir brauchen, ist ein modernes, transparentes und planvolles Einwanderungssystem – kombiniert mit Investitionen in Bildung, Integration und berufliche Anerkennung.
Und:
eine Sprache der Anerkennung statt der Abschreckung.
#Zuwanderung
#Fachkräftemangel
#Demografie
#MigrationNutzen
#OffeneGesellschaft

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