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Dies ist keine Bewertung, sondern eine persönliche Beschreibung meiner Erfahrungen im Wahlkampf.
In den letzten Wochen habe ich an verschiedenen Aktionen teilgenommen:
- Haustürbesuche mit Kandidaten
- Frühverteilung vor einer Bäckerei ab 6 Uhr
- Wahlkampfstände in der Innenstadt und vor Supermärkten
- Grillabend und Spielplatzfest mit Bürgerinnen und Bürgern
- Produktion von Social-Media-Videos
Dabei konnte ich zwei sehr unterschiedliche Arten von Begegnungen beobachten:
Erstens: Bürgerinnen und Bürger kommen zu uns, zum Beispiel bei einem Grillabend oder einem Spielplatzfest.
Hier ist die Stimmung meist offen, freundlich und oft schon wohlwollend gegenüber den Wahlkämpfenden.
Zweitens: Wir gehen zu den Menschen, zum Beispiel an Haustüren oder mit Infoständen vor Geschäften.
Die Reaktionen sind dort gemischter.
An Haustüren sind die Menschen überraschend freundlich, selbst wenn sie uns nicht wählen. Vielleicht, weil man sie in einem sehr persönlichen, nicht anonymen Umfeld anspricht.
An Wahlkampfständen dagegen ist der Ton deutlich rauer geworden. Hier höre ich immer häufiger offene Bekenntnisse zur AfD – bislang ausschließlich von Männern, während Frauen zurückhaltender sind.

Was mir auffiel:
In Gesprächen mit bekennenden AfD-Wählern zeigte sich oft eine große Unkenntnis über Fakten, verbunden mit hartnäckigen Falschinformationen. Beispiel: „Flüchtlinge bekommen alle Zahnarztkosten bezahlt, während ich über 1000 Euro zahlen musste.“
Diese Menschen waren Argumenten auch gar nicht mehr zugänglich. Selbst Beweise wie Gesetzestexte wurden nicht akzeptiert.
Besonders erstaunlich:
Mehrfach äußerten gut situierte Männer im Alter zwischen 40 und 50 Jahren, in teurer Kleidung und mit teuren Autos, offen ihre AfD-Sympathien – häufig verbunden mit aggressivem Tonfall und ohne jedes Lächeln. Eine Aussage lautete: „Wenn es so weiter geht, geht das Land den Bach runter“, bevor der junge Mann in ein 80.000-Euro-Auto stieg und wegfuhr, offenkundig kein Leihwagen.
Mein Eindruck:
Das Aggressionspotenzial hat spürbar zugenommen. „Abgehängt“ sind viele dieser Menschen keineswegs – im Gegenteil, sie wirken erfolgreich, aber gleichzeitig tief unzufrieden. Möglicherweise wurde ihre Orientierungslosigkeit mit Fake News kompensiert, und sie haben klare Schwarz-Weiß-Antworten auf komplexe Sachverhalte erhalten, die ihnen genügen.
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