UNGLEICHHEIT MIT ORDEN GEKRÖNT – DAS EKELHAFTE SPIEL DER LUDWIG-ERHARD-STIFTUNG

Ein Beitrag von

Christina Christiansen

Wisst ihr noch, Ulf Poschardt?
Der Mann, der ernsthaft in einem Podcast sagte, Deutschland sei gar nicht ungleich genug. Seine „Forderung“: Es müsste Menschen viel schlechter gehen, damit es anderen viel besser geht. Ein Zynismus, der kaum auszuhalten ist – und der trotzdem offenbart, worum es den selbsternannten Liberalen in Wahrheit geht: nicht um Chancen, nicht um Gerechtigkeit, sondern um das Prinzip „unten treten, oben abkassieren“.

Und jetzt ratet mal, wer diesen Mann 2019 mit einem Preis ausgezeichnet hat? Richtig: die Ludwig-Erhard-Stiftung. Er bekam den Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik – einen Orden am Revers, verliehen von genau dem Netzwerk, das seit Jahrzehnten dafür sorgt, dass wirtschaftsliberale Ideologie in diesem Land nicht stirbt, sondern immer wieder als „Vernunft“ verkauft wird.

Schauen wir genauer hin: Im Vorstand dieser Stiftung sitzt Roland Koch, der alte CDU-Machtpolitiker, flankiert von Linda Teuteberg (FDP), Sarna Röser (Unternehmerin) und Godelieve Quisthoudt-Rowohl (CDU). Schatzmeister ist Nicolaus Heinen, Geschäftsführer Patrick Opdenhövel. Klingt harmlos, ist aber in Wahrheit die Schaltzentrale, die neoliberale Denkweisen immer wieder ins Schaufenster stellt.

Die Mitgliederliste ist ein einziges Netzwerkbuch: Friedrich Merz, Kanzler und CDU-Chef, ist selbst Mitglied. Jens Spahn, Profiteur erster Klasse, gehört dazu. Dazu Bettina Stark-Watzinger (FDP), Hans-Werner Sinn, Jens Weidmann, Theo Waigel – und selbst Roland Tichy, der zwischenzeitlich den Vorsitz innehatte. Kurz: Wer Rang und Namen hat im marktradikalen Spektrum, ist hier eingebunden.

Und was macht diese Stiftung? Sie gibt sich als Bewahrerin der Sozialen Marktwirtschaft, als Denkmal für Ludwig Erhard. In Wahrheit ist sie ein Machtlabor: Sie organisiert Kamingespräche, Kolloquien, Preisverleihungen. Sie kürt Journalist:innen wie Poschardt, die Ungleichheit schönreden. Sie bejubelt Politiker:innen wie Katherina Reiche, die im Mai 2025 zur Wirtschaftsministerin wurde – und ganz nebenbei selbst in der Jury sitzt, die über die Vergabe des Preises entscheidet.

Das Muster ist ekelhaft klar: Die Stiftung liefert die Ideologie. Die Jury verleiht Preise an die passenden Meinungsmacher. Politiker:innen wie Reiche und Spahn setzen das Ganze um. Und Merz hält den Schirm darüber.

So entsteht ein geschlossener Kreislauf, in dem Ungleichheit nicht bekämpft, sondern veredelt wird. Ein Zirkel, in dem man sich gegenseitig Preise, Posten und Prestige zuschiebt, während draußen immer noch vom „sozialen“ Teil der Sozialen Marktwirtschaft geredet wird – einem Teil, der in diesem Club längst beerdigt ist. Mit Applaus, Preisverleihung und Sekt im Atrium.


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