Heute führte uns unsere Schiffsreise weiter nach Göteborg, der zweitgrößten Stadt Schwedens – ein Ort, der Tradition, Seefahrt und Moderne auf beeindruckende Weise verbindet.
Ein Blick in die Geschichte von Göteborg und Schweden

Göteborg wurde 1619 von König Gustav II. Adolf gegründet, um Schwedens Zugang zur Nordsee und den internationalen Handel zu sichern. Die Lage am Fluss Göta älv, nahe der Mündung in das Kattegat, machte die Stadt zu einem idealen Handelsplatz.
Im 17. und 18. Jahrhundert war Göteborg stark von niederländischen, deutschen und schottischen Händlern geprägt – das sieht man bis heute in der Stadtarchitektur und den Kanälen. Besonders bedeutend war Göteborg im Zeitalter der großen schwedischen Handelskompanien, etwa der Ostindiska Kompaniet, die Waren aus Asien importierte.
Schweden selbst war im 17. Jahrhundert eine europäische Großmacht. Nach dem Niedergang dieser Machtstellung entwickelte sich das Land zu einem stabilen, neutralen und sozialen Vorzeigestaat. Göteborg spielte dabei immer wieder eine Schlüsselrolle – als Industriestandort, Bildungshochburg und vor allem als Hafenstadt mit internationalem Flair.
Vinga – Der Wächter am Tor zu Göteborg

Noch bevor Göteborg selbst sichtbar wird, begrüßt uns ein markantes Wahrzeichen: Vinga, eine kleine Insel westlich der Schärenküste – mit einem mächtigen, rotbraunen Leuchtturm und einer dreieckigen Bake.
Vinga Fyr – Der Leuchtturm

- Baujahr: 1890
- Höhe: 29 Meter
- Lichtweite: ca. 23 Seemeilen
- Material: Ziegelstein, rot gestrichen
- Funktion: Hauptseezeichen für Schiffe, die Göteborg anlaufen
Der Leuchtturm Vinga Fyr ist eines der wichtigsten Navigationszeichen an der schwedischen Westküste. Er markiert die Einfahrt in das schwierige Fahrwasser des Schärengartens und ist für Seeleute seit über 130 Jahren ein fester Orientierungspunkt.
Die Vinga-Bake
Neben dem Leuchtturm steht eine große, rote, dreieckige Tagbake – sie wurde bereits im 19. Jahrhundert errichtet und diente als zusätzliches Seezeichen für die Tagesnavigation.
Evert Taube und Vinga
Vinga ist nicht nur nautisch bedeutsam, sondern auch kulturell: Hier wurde Evert Taube, einer der bekanntesten Liedermacher und Poeten Schwedens, geboren. Seine Lieder über das Leben auf See und die westschwedischen Küsten sind heute Teil des nationalen Kulturerbes.
️ Ein Ort voller Weite und Geschichte
Vom Deck unseres Schiffes aus war der Leuchtturm im goldenen Abendlicht sichtbar – einsam, stark und majestätisch. Ein perfekter Auftakt für unseren Besuch in Göteborg, einer Stadt, die Schweden mit der Welt verbindet – damals wie heute.
Zu Wasser und zu Land – Göteborg im Amphibienbus erleben
Ein Beitrag von Werner Hoffmann

Freitag, 11. Juli 2025 – 10:05 Uhr:
Pünktlich stehen wir mit rund zwanzig weiteren Passagieren am Treffpunkt der Ausflugsbusse bereit.
Unsere Aida – Reiseleiterin, die sympathische AIDA-Mitarbeiterin Sarah, lächelt uns mit einem Klemmbrett entgegen:
GTB24B – Zu Wasser und zu Land: Göteborg im Amphibienbus erleben.
Die Sonne scheint, die Stimmung ist gut – es kann losgehen.

Nach einer kurzen Begrüßung steigen wir in den AIDA-Ausflugsbus ein, der uns direkt in die Innenstadt Göteborgs bringt – genauer gesagt zum Gustav-Adolfs-Platz.
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Hier steigen wir um in ein besonderes Fahrzeug:
den Ocean Bus, ein amphibisches Wunder auf Rädern.
Der Bus wirkt von außen wie ein charmanter Mix aus Touristen-Shuttle und Wasserfahrzeug – bemalt mit Zähnen im Haifisch-Stil.

Ein echter Hingucker.
Unser Fahrer heißt Namco, unser Guide: Friedrich, ein Medizinstudent.
Beide werden uns in den nächsten Stunde nicht nur sicher durchs Wasser und über die Straßen manövrieren, sondern uns mit Geschichte, Witz und unglaublichen Anekdoten versorgen.

Einsteigen, anschnallen – und los!
Nach einem kurzen Sicherheitshinweis rollt der Ocean Bus los – zunächst auf normalem Asphalt.
Am Einstieg begrüßte uns Friedrich, unser Guide, mit einem schelmischen Grinsen und perfektem Deutsch:
„Willkommen an Bord von Göteborgs schwimmendem Wunder. Die Gurte nicht vergessen – wir wollen ja nicht, dass ihr in den Fluss plumpst. Zumindest nicht auf dem Landweg.“
Friedrich, etwa Mitte 20 Jahre, hatte die seltene Gabe, fundiertes Wissen mit nordischem Humor zu verbinden.
Neben ihm: Kapitän Namco, ein wortkarger aber souveräner Steuermann, der mit stoischer Ruhe den Bus durchs Stadtbild lenkte.
Die Rollenverteilung war klar:
Friedrich unterhielt,
Namco navigierte.
Und beide taten das mit einer Präzision, die an Seilakrobatik erinnerte – nur eben auf Gummirädern und später mit Schraube im Wasser.
Vorbei geht es an den Boulevards Göteborgs, während Friedrich beginnt, uns mit göteborgerischem Witz in die Vergangenheit der Stadt einzuführen.
Er erklärt: „Göteborg heißt wörtlich ‚die Burg am Fluss Göta‘.“
Die Ursprünge der Stadt reichen bis ins Jahr 1603 zurück, als die erste Siedlung auf der Insel Hisingen errichtet wurde. Acht Jahre später zerstört – und 1621 am heutigen Standort neu gegründet. Ein Neuanfang mit königlichem Segen.
Erste Station: Der Poseidon auf dem Götaplatsen
Während wir weiterfahren, erreichen wir den Götaplatsen.
Dort thront die berühmte Poseidon-Statue, erschaffen von Carl Milles im Jahr 1931.
Friedrich erzählt lachend, dass der Bildhauer ursprünglich plante, dem Meeresgott sehr „imposante Kronjuwelen“ zu verpassen – doch die feinen Damen Göteborgs protestierten.

Ergebnis: Heute ist der Fisch in seiner Hand deutlich größer als das, was sonst darunter hängen würde.
Links vom Poseidon liegt das Kunstmuseum, rechts die Philharmonie.
Ein kulturelles Zentrum mit einem Augenzwinkern – typisch Göteborg.

Vom Platz des Königs in die Gegenwart
Der Bus setzte sich in Bewegung und bog wenige Meter später direkt auf den Gustav-Adolf-Platz ein.
Hier thront die bronzene Statue des Stadtgründers Gustav II.
Adolf, der mit ausgestrecktem Finger auf die Stelle deutet, wo Göteborg einst gegründet wurde.

„Einige Göteborger behaupten, er zeigt eher auf die Stelle, wo man besser nicht gebaut hätte – weil es ständig überflutet wird.“
Die Göteborger Ironie ließ nicht lange auf sich warten.
Diese Mischung aus Stolz und Selbstveräppelung zog sich durch die gesamte Tour.
Genau das war es, was die Fahrt von einer klassischen Stadtführung unterschied.
️ Zwischen Historie und Humor
Auf der linken Seite passierten wir das weiße Theatergebäude – das Stora Teatern, Göteborgs erstes großes Theater.

Friedrich erklärte, dass hier früher Opern aufgeführt wurden, bevor man in den 1990er-Jahren ein neues Opernhaus am Hafen baute.
„Heute gibt es hier nur noch Theater – also weniger Drama, mehr Realität. Wie in jeder guten Beziehung.“
Hinter dem Theater begann der Kungsparken – der „Königspark“.
Friedrich erzählte, dass in diesem botanischen Kleinod über 1300 verschiedene Baumarten gepflanzt wurden, eine für jede Art, die in Schweden heimisch ist.
„Sie sehen vielleicht gleich aus – aber jeder dieser Bäume ist ein Original. Fast wie Göteborger: alle sympathisch, aber keiner wie der andere.“
Eine Tour mit Ampeln und Anarchie
Der Bus glitt ruhig durch die Straßen, obwohl er die Größe eines Lastwagens hatte.

Die Göteborger schauten entspannt – offenbar sind solche Szenen hier alltäglich.
Friedrich erzählte währenddessen von der ursprünglichen Idee hinter dem Ocean Bus:
„Wir haben 2014 in Stockholm mit einem einzigen Bus begonnen.
Damals fuhren unsere Kapitäne das Ding nachts heimlich ins Wasser – damit es keiner sieht.
Bis eine ältere Dame die Polizei rief: ‚Ein Bus ist im Wasser!‘ Der Rest ist Geschichte.“
Und diese Geschichte, sie war jetzt auch unsere.
Teil 3: Vom Roten Stein bis zum Lippenstift – Göteborger Hafencharme, schwedische Musik und königliche Verwirrung
…nichts mit unserem Käpt’n Namco zu tun, der hatte heute nur zwei Drinks inne, keine Sorge – noch ist er nicht betrunken.








Aber wir hatten hier im 17. Jahrhundert ein Ostindien-Handelsschiff mit dem stolzen Namen „Göteborg“, das genau vor Hissingen versank – weil der damalige Kapitän Caspar Marzahn ordentlich einen über den Durst getrunken hatte.
Die Strafe folgte auf dem Fuße:
Er wurde in der Ellösborg-Festung, die man heute rechts auf der kleinen Insel erkennen kann, eingesperrt.
Die Geschichte hört dort nicht auf:
Die Festung stand über 300 Jahre lang, wurde jedoch viermal von den Dänen übernommen.
Nach dem vierten Mal hatte der König genug. Statt weiter Lösegeld zu zahlen, ließ er die Festung schleifen und baute sie an der heutigen Stelle neu auf.
Vorbei geht es an einem roten Felsen, der für eine echte Göteborger Institution steht: Der „Röda Sten“ – also Roter Stein.
Niemand weiß, warum er ursprünglich rot war.
Dafür ist es heute Tradition, ihn regelmäßig neu anzumalen – von Schwarz über Grün bis zu Gelb war alles dabei.
Die Stadt Göteborg muss ihn jedes Mal zurückfärben. Vielleicht ist der Fels mittlerweile mehr Farbe als Stein…
Direkt dahinter erblickt man ein historisch industriell geprägtes Gebäude:
Die ehemalige Zuckermühle von 1901.
Der Zucker wurde dort zur Bierherstellung verwendet – in der Carnegie-Brauerei, gegründet vom Deutschen Abraham Loren, später übernommen vom Schotten Carnegie.
Ja, genau – das Carnegie Porter Bier stammt von hier!
Heute gehört das Gebäude dem norwegischen Investor Petter Stordalen, der daraus das Waterfront Hotel machte.
Doch die Erinnerung an Göteborgs ersten Exporthit – Bier – bleibt.
Gleich dahinter die kleine, unscheinbare Santapetita-Kapelle – eine Kopie einer Kapelle aus Corleston, Schottland, Carnegies Heimatstadt.
Er vermisste seine Heimat so sehr, dass er sich direkt neben seiner Brauerei ein Stück davon baute.
Heute ist diese kleine Kapelle übrigens der beliebteste Hochzeitsort Schwedens – mit über einem Jahr Wartezeit!
Auch für Technikfans wurde es nun spannend. Unser Amphibienbus ist original ein Volvo, gekauft für rund 600.000 Euro und dann in den USA von einem Mann namens John in ein Amphibienfahrzeug umgebaut – per Handarbeit!
Der Motor hat 250 PS, treibt auf dem Wasser den Propeller, an Land die Räder an – ein echtes Hybridfahrzeug.
Täglich werden dem Guide absurde Fragen gestellt:
Ob der Bus tauchen kann, ob die Räder eingefahren werden, oder ob er von James Bond stammt.

Die Antwort: „Fast, aber nicht ganz. Nur unser Kapitän ist ein echter Geheimagent.“
Jetzt folgte der spektakuläre Teil der Tour:
Die Rückkehr auf das Land! Die schmale Rampe ist eine Herausforderung. Wenn der Kapitän sie verfehlt, muss der Bus zurück aufs Wasser, Schwung holen und erneut ansetzen – nicht ungefährlich, aber bisher immer gelungen. „Wenn’s nicht klappt, kommt das Rettungsboot.
Aber keine Sorge – unser Kapitän ist ein Profi!“
Und ja, er schaffte es. „Namco, how are you feeling, Captain?“ – „Okay!“
Die Rückkehr auf festen Boden war ein Erfolg.
Zeit für Applaus – und vielleicht ein kleines Trinkgeld.
Teil 4: Von ABBA bis zum Lippenstift – Göteborgs musikalisches Selbstbewusstsein und das hässlichste Gebäude der Stadt
Der Bus fuhr zurück in Richtung Stadtzentrum – mit einem musikalischen Begleiter:
Unser Guide Friedrich spielte uns nun schwedische Musik vor und erklärte, dass Schweden nach den USA und Großbritannien der drittgrößte Musikexporteur der Welt sei. Und das sei kein Zufall.
Die sogenannten „Big Three“ – ABBA, Roxette und Ace of Base – hätten den Weg geebnet.
ABBA stammt aus Stockholm, Roxette aus Halmstad, Ace of Base sogar direkt aus Göteborg.
Dazu kamen Weltstars wie Avicii, Europe, Swedish House Mafia oder In Flames – und unzählige weitere. Musik sei in Schweden Exportschlager Nummer zwei – direkt nach der Automobilbranche.
Als der Bus an der Seemannsfrau vorbeifuhr, erinnerte Friedrich noch einmal an die traurige Geschichte der vielen Seefahrer, die im ersten Weltkrieg ums Leben kamen.
Die Statue mit der gelben Säule sei ihnen gewidmet. „Ein stiller Moment, bevor es wieder musikalisch wird“, sagte er – und dann erklang ein weiterer schwedischer Hit.
Hollywoodreife Szenen am Hafen
Jetzt ging es vorbei am Amerikaterminal, dem Ort, von dem einst über 1,5 Millionen Schweden nach Amerika auswanderten – ein Fünftel der damaligen Bevölkerung.
Eine davon war übrigens Greta Garbo. Eine Treppe im Terminal wurde nach ihr benannt.
Gleich daneben:
der Hauptsitz der Stena Line, gegründet von Sten Allan Olsson.
Was mit 20 Angestellten begann, ist heute ein internationales Logistik- und Fährunternehmen mit über 20.000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von mehr als 6 Milliarden Euro jährlich.
„Wer weiß – vielleicht wird Ocean Bus auch einmal so groß… dann sehen Sie Busse in Lissabon, London, Oslo…“
Göteborgs hässlichstes Wahrzeichen – der „Lippenstift“
Im Horizont tauchte es auf – Göteborgs rotes Wahrzeichen, ein Bürogebäude mit weiß-roten Streifen:
„Der Lippenstift“, wie es liebevoll-spöttisch genannt wird. Es wurde siebenmal zum hässlichsten Gebäude Schwedens gewählt.

Friedrich berichtete von einer Architektengruppe, die kürzlich an Bord war – und von einem Teilnehmer, der während des Spotts nicht lachte. „Natürlich war er der Architekt des Gebäudes…“
Heute befindet sich im „Lippenstift“ übrigens die Zentrale der Stiftung Göteborgs, die der Schwedischen Kirche gehört. „Ironisch, oder?“ – fragte Friedrich. „Die Kirche im hässlichsten Gebäude der Stadt.“
Rückkehr zur historischen Mauer und Abschluss der Fahrt
Zum Schluss passierten wir noch ein Stück der alten Göteborger Stadtmauer, die – so Friedrich – mit dem Stadtgründer Gustav Adolf nichts mehr zu tun hatte, aber „immerhin einen echten Hauch Geschichte“ bot.
Man sieht sie kaum – aber sie sei da. Gleich daneben: der rote Kran, auch „Giraffe Göteborgs“ genannt. Auch er längst stillgelegt – aber als Denkmal erhalten, von Volvo und Stena zurück an die Stadt „gespendet“, unter der Bedingung: Er darf nie abgerissen werden.
療 Ein süßes Ende – Estelle, royaler Besuch und Humor zum Abschied
Ganz zum Schluss teilte Friedrich noch eine Anekdote:
Der allererste Ocean Bus namens „Estelle“ wurde nachts testweise ins Wasser gefahren – heimlich, damit niemand etwas mitbekam.
Doch eine ältere Dame rief die Polizei, der Bus sei ins Wasser gestürzt. Polizei, Feuerwehr und Zeitung kamen.
Der nächste Tag: Titelseite „Amphibienbus-Desaster“.
Wenige Wochen später buchte ein Paar namens „Mr. & Mrs. Anderson“ den Bus exklusiv.
Es waren in Wahrheit Prinzessin Victoria, Prinz Daniel und die kleine Prinzessin Estelle – benannt nach dem Bus! Sie kamen mit 15 Leibwächtern, die keinen einzigen Witz des Guides lachten.
Zum Glück war Friedrich damals noch kein Guide. Heute ist er einer – und brachte alle zum Lachen.
Abschied mit Stil
„Wenn Sie die Tour mochten und mir einen Kaffee spendieren möchten – hier ist mein Hut.
Und wenn nicht, sagen Sie einfach, ich heiße Glenn und der Kapitän Sven.“
Mit diesem letzten Gag verabschiedete sich Friedrich. Die Ocean-Bus-Tour endete, wie sie begann – mit einem Lächeln.

#Göteborg #OceanBus #SchwedenReise #Stadtrundfahrt #ABBA
Teil 5: Industriegeschichte, Zucker, Bier – und eine Mini-Kirche fürs Herz
Nun verlässt der Ocean-Bus das Wasser und rollt zurück aufs Festland. Wir nähern uns dem alten Industrieviertel von Göteborg – einem Ort voller Geschichte, Ironie und ein wenig Dekadenz.
Auf der rechten Seite thront die beeindruckende Elfsborgs-Festung. Sie wurde ursprünglich auf dem Festland erbaut, allerdings gleich viermal von den Dänen eingenommen – jeweils gegen saftiges Lösegeld zurückgegeben. Nach dem vierten Mal hatte der schwedische König genug: Er ließ die Festung komplett abreißen und auf einer kleinen vorgelagerten Insel neu errichten. Dort steht sie bis heute und wacht über den Hafen – diesmal uneinnehmbar.
Direkt gegenüber erhebt sich ein anderer Zeitzeuge: Die große, alte Zuckermühle aus dem Jahr 1901. In ihr wurde früher Zucker aus Rüben verarbeitet – eine süße Grundlage für das, was direkt daneben entstand: eine Brauerei. Dort, wo heute das moderne Gebäude mit dem Schriftzug „Waterfront“ steht, wurde damals unter dem deutschen Gründer Abraham Lorentzon Bier gebraut. Später übernahm ein Schotte – David Carnegie – die Brauerei und führte das berühmte Carnegie Porter ein.
Dieses dunkle, kräftige Bier gilt heute als der erste internationale Export Göteborgs – noch vor Volvo, SKF oder IKEA. Man sagt, Göteborg wurde nicht auf Fisch oder Holz, sondern auf Zucker und Bier gebaut.
Direkt neben der alten Brauerei steht ein weiteres Kuriosum: die kleine, aber charmante Santa-Petita-Kapelle. Diese Kirche sieht exakt so aus wie eine Kapelle in der schottischen Stadt Carlston, wo Carnegie herkam. Er ließ sie hier originalgetreu nachbauen – aus Heimweh. Heute ist sie einer der beliebtesten Hochzeitsorte Schwedens. Die Wartezeit beträgt über ein Jahr.
🚍 Technik & Transformation: Vom Volvo-Bus zum Amphibienabenteuer
Nun wurde es wieder technischer: Friedrich erklärte, dass der Ocean-Bus ursprünglich ein normaler Volvo-Bus war. Kostenpunkt: rund 600.000 Euro. Doch dann schickte man ihn in die USA – genauer: nach Florida. Dort wohnt John, ein exzentrischer Mechaniker, der den ganzen Bus in eine Amphibie verwandelte – ganz allein.
Der Motor ist immer noch original Volvo, leistet 250 PS und treibt sowohl die Hinterräder auf dem Land als auch den Propeller im Wasser an. Ein echtes Hybridwesen – kein E-Auto, sondern ein E-Bus ohne Strom.
Friedrich lachte: „Die meisten denken, wir fahren auf Knopfdruck ein Fahrgestell aus, wie bei James Bond.“ Andere glauben, der Bus könne unter Wasser tauchen. Könnte er nicht. „Wir würden nass, aber spektakulär wär’s.“ 🛸
🐉 Der Kapitalismus hat einen Drachen
Am Ufer des Flusses erreichen wir den wohl sozialdemokratischsten Ort Schwedens: den Eisernen Platz Göteborgs. Hier residiert im zweiten Stock das Hauptquartier der Sozialdemokratischen Partei, direkt gegenüber liegt der Olof-Palme-Platz, benannt nach dem erschossenen Premierminister.
Doch provokant thront darüber das Hotel Draken – der „Drache“. Ein 34-stöckiges Luxushotel mit Restaurant, Kino, Skybar und Infinity-Pool. Gebaut vom norwegischen Milliardär Petter Stordalen, der ohnehin schon zehn Hotels in der Stadt besitzt. Aber für sein größtes Hotel wollte er genau diesen Platz – „Mitten ins sozialdemokratische Herz“, wie Friedrich kommentierte. Kapitalismus mit Aussicht – und einem Drachen.
Göteborg – eine Stadt zwischen Tradition, Widerstand, Musikexport, Humor, Industriegeschichte und royalen Anekdoten.
Fortsetzung folgt in Teil 6, das große Finale: Rückfahrt, Podcasts, Applaus & Verabschiedung!
#Göteborg #OceanBus #Industriereise #SchwedenTour #TechnikGeschichte
🛳️ Teil 6: Rückkehr auf festem Boden – Humor, Applaus und ein royales Happy End
Jetzt wird’s spannend. Der Bus tuckert über das Hafenwasser zurück zur Rampe – dem schmalen Betonteil, das als einziger Ausstiegspunkt dient. Die Spannung steigt. Guide Friedrich erklärt, dass es manchmal schiefgehen kann: Wenn der Kapitän die Rampe verfehlt, rutscht der Bus wieder zurück ins Wasser – und muss nochmal Anlauf nehmen. „Dann dauert die Tour drei Stunden – aber spektakulär wär’s!“
Zum Glück haben wir heute einen echten Profi am Steuer: Kapitän Namco. Mit ruhiger Hand und viel Schub vom Propeller nähert er sich der Rampe. Die Räder greifen, die Gäste halten den Atem an – dann fährt der Bus sicher auf festen Boden. Applaus!
🤖 James-Bond-Gefühle und Technikfragen
Friedrich, der Guide, nimmt noch einmal Fahrt auf. Er berichtet von häufigen Fragen der Gäste: Können sich die Räder einziehen? Ist das hier ein echter James-Bond-Bus? Fährt er auch unter Wasser?
Antwort: Nein. Die Räder bleiben dran, der Propeller bleibt hinten, und unter Wasser geht hier niemand freiwillig. Aber allein die Illusion genügt, um die Fantasie anzuregen. Denn dieser Bus ist mehr Erlebnis als Transportmittel.
🧁 Von Schokolade und königlicher Überraschung
Dann die Geschichte, mit der niemand rechnet: Als der Ocean-Bus 2014 in Stockholm gegründet wurde, wurde die erste Testfahrt nachts durchgeführt – aus Angst, jemand könnte das Projekt vorzeitig sehen. Doch eine ältere Dame am Fenster alarmierte die Polizei: „Ein Bus ist ins Wasser gestürzt!“
Polizei, Feuerwehr und Medien kamen – und so war das „Amphibien-Desaster“ am nächsten Tag auf der Titelseite. Drei Wochen später buchte ein Paar eine exklusive Tour: Mr. und Mrs. Andersson. Doch es war niemand anderes als Kronprinzessin Victoria mit Prinz Daniel und ihrer Tochter Estelle.
Estelle hatte den Artikel über das Bus-Desaster gelesen – und wollte den Bus sehen, der ihren Namen trug. 15 Bodyguards waren dabei – keiner hat je gelächelt. Aber Estelle hatte Spaß. Und Ocean-Bus war endgültig bekannt.
🎩 Letzte Worte – und eine Prise Humor
Friedrich schließt die Tour mit einem Augenzwinkern:
„Wenn Ihnen die Tour gefallen hat, freuen wir uns über einen Kaffee im Hut – oder eine Bewertung auf TripAdvisor, Facebook oder Google.
Ich heiße Friedrich, der Kapitän heißt Namco.
Wenn Sie aber unzufrieden waren, dann war ich Glenn – und der Kapitän Sven.“
🥹 Resümee
Die Amphibienbusfahrt durch Göteborg war keine gewöhnliche Stadtführung. Es war eine Fahrt voller:
- Geschichte und Geschichten
- Humor und Haltung
- Musik und Monarchie
- Technik und Theater
- Urbanem Stolz und skandinavischer Leichtigkeit
Diese Tour zeigt Göteborg nicht nur als Ort – sondern als Charakter.
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