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Machbarkeitsanalyse einer Mojave Micro Mill in Deutschland
Hintergrund: Mojave Micro Mill als Vorbild
Die Mojave Micro Mill in Kalifornien gilt als erstes nahezu ausschließlich solar- und windbetriebenes Mikro-Stahlwerk der USA.
Das vom Unternehmen Pacific Steel Group initiierte Werk entsteht südöstlich von Bakersfield in der Mojave-Wüste und soll ab 2027 pro Jahr rund 450.000 Tonnen Bewehrungsstahl produzieren.
Dafür werden etwa 500.000 Tonnen Stahlschrott aus Kalifornien vor Ort recycelt, der bisher aus dem Bundesstaat abtransportiert werden musste.
Die Energie für die elektrisch betriebenen Schmelzöfen (Elektrolichtbogenöfen) wird zu einem Großteil durch ein eigenes Feld von Solarmodulen und Windkraftanlagen auf dem 174 Acre (70 ha) großen Gelände erzeugt.
Ein Netzanschluss bleibt bestehen, doch etwa 85 % des Strombedarfs sollen durch die vor Ort installierten erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden – unterstützt durch Batteriespeicher, um Schwankungen auszugleichen.

Durch dieses Konzept will die Mojave Micro Mill ihre CO₂-Emissionen um etwa 370.000 Tonnen jährlich senken (das entspricht den Emissionen von ~75.000 Autos).
Klimatische Voraussetzungen: Mojave-Wüste vs. Deutschland
Die Mojave-Wüste zählt zu den sonnenreichsten Regionen der USA mit rund 3.719 Sonnenstunden pro Jahr.
Deutschland erreicht im Schnitt nur 1.660 Stunden jährlich – also weniger als die Hälfte.
Die höchsten Werte erreichen Regionen im Süden mit 1.800–2.000 Stunden.
Dafür hat Deutschland deutlich bessere Windbedingungen: Onshore-Windkraftanlagen erzielen im Binnenland rund 2.000–2.500 Volllaststunden, Offshore sogar bis zu 4.500 Stunden.

Deutschland könnte somit durch eine Kombination aus Wind und PV (plus Speicher) eine annähernd ähnliche Versorgung gewährleisten – vorausgesetzt, die Anlagen sind ausreichend dimensioniert und gut verteilt.
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Energiebedarf eines Mikro-Stahlwerks und erneuerbare Deckung
Ein Mikro-Stahlwerk mit Elektrolichtbogenöfen (EAF) für Stahlschrott benötigt erhebliche Strommengen, wenngleich weniger als ein klassisches Hochofenwerk.
Pro Tonne Stahl sind je nach Effizienz etwa 400–600 kWh elektrische Energie erforderlich.
Für eine Jahresproduktion von ~0,45 Mio. Tonnen (wie bei der Mojave Micro Mill geplant) liegt der Strombedarf in der Größenordnung von 200–300 GWh pro Jahr.
Zum Beispiel verbraucht das Elektrostahlwerk Feralpi in Riesa (Sachsen) schon heute rund 540 Mio. kWh (0,54 TWh) Strom pro Jahr, allerdings bei höherer Produktion und inklusive Walzwerk.
Diese Größenordnung zeigt die Herausforderung: Eine derart hohe Energieabnahme rein aus Solar- und Windkraft zu decken erfordert entweder sehr große Erzeugungskapazitäten vor Ort oder einen Mix aus Eigenerzeugung und Netzbezug.
In Kalifornien setzt man bei der Mojave Micro Mill auf einen Mix aus etwa 63 Acres (25 ha) Solarflächen plus mehrere Windräder und Batteriespeicher, um den Bedarf zu decken.
Trotzdem bleibt das Werk ans öffentliche Netz angeschlossen, da die erneuerbaren Quellen nicht ständig verfügbar sind.
Rund 85 % Eigenversorgung werden angestrebt – in Zeiten geringer eigenerzeugter Leistung würde das Werk auf Netzstrom zurückgreifen (den es mittels Emissionszertifikaten oder Kompensation klimaneutral zu stellen versucht).
Für Deutschland wäre ein ähnliches Konzept technisch prinzipiell machbar, erfordert jedoch sorgfältige Planung, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Einige Überlegungen dazu:
- Dimensionierung & Speicher: Aufgrund geringerer Solarerträge in Deutschland müsste die PV-Fläche deutlich größer oder durch leistungsstärkere Windturbinen ergänzt werden. Speicherlösungen – insbesondere Batteriespeicher oder grüner Wasserstoff – müssten saisonal Energie puffern.
- Lastmanagement: Flexible Betriebsstrategien (z. B. geplante Wartungsintervalle bei geringer Erzeugung, intensive Schmelzphasen bei PV-/Windspitzen) könnten helfen, auf volatile Einspeisung zu reagieren.
- Netzbackup: Auch in Deutschland wäre ein Netzanschluss nötig, um wetterbedingte Versorgungslücken abzusichern. Reststrom könnte durch zertifizierten Ökostrom klimaneutral erfolgen.
Fazit: Mit intelligenter Kombination aus Wind, PV, Speichern und Netz kann ein Großteil des Bedarfs erneuerbar gedeckt werden.
Der Standort Riesa plant z. B. einen 150-MW-Solarpark zur Eigenversorgung. Vollständige Autarkie ist aber nur mit sehr hohem Speicheraufwand denkbar.
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Rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Deutschland
Die Umsetzung eines solchen Projekts hängt stark von den gesetzlichen und ökonomischen Bedingungen ab.
In Deutschland hat sich in den letzten Jahren viel verändert, um grünen Industriestrom zu fördern:
- EEG und Eigenversorgung: Seit 2023 ist die EEG-Umlage abgeschafft – selbst erzeugter und verbrauchter Strom wird nicht mehr belastet. Damit ist industrielle Eigenversorgung mit PV und Wind deutlich wirtschaftlicher geworden. Anlagen über 100 kW unterliegen jedoch Ausschreibungs- und Meldepflichten.
- Strompreise und Wirtschaftlichkeit: Industriestrompreise in Deutschland sind hoch (6–8 ct/kWh), aber stromintensive Unternehmen erhalten teils Erleichterungen. Eigene Stromerzeugung aus Wind und PV kann langfristig stabile Preise von 4–6 ct/kWh sichern und unabhängiger machen.
- Fördermöglichkeiten: Programme wie die EEW-Förderung (BMWK), Carbon Contracts for Difference und KfW-Kredite unterstützen grüne Industrieprojekte. Auch EU-Mittel wie der Innovationsfonds können für klimafreundliche Stahlprojekte beantragt werden.
- Genehmigungen und Netzintegration: Emissionsschutzrechtliche Genehmigungen (BImSchG), UVP, Netzanschlüsse (110–220 kV) und raumplanerische Verfahren sind notwendig. In Strukturwandelregionen können Genehmigungen schneller laufen – etwa auf ehemaligen Tagebauflächen.
Insgesamt sind die gesetzlichen Voraussetzungen für grüne Mikro-Stahlwerke heute deutlich besser als noch vor wenigen Jahren. Entscheidend sind Investitionsbereitschaft, Standortwahl und regionale Akzeptanz.
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Geeignete Regionen in Deutschland für eine grüne Mikro-Stahlwerk-Ansiedlung
Unter Berücksichtigung von Energieangebot, Infrastruktur, Schrottaufkommen und Förderpolitik lassen sich mehrere Regionen in Deutschland identifizieren, die besonders geeignet sind:
- Norddeutsche Küstenregion (Schleswig-Holstein & Niedersachsen): Exzellente Windverhältnisse, Nähe zu Häfen und Schrottumschlagplätzen, gut ausgebaute Netzinfrastruktur. Offshore-Wind könnte Versorgung auch bei Flaute sichern. Beispielregionen: Wilhelmshaven, Emden, Brunsbüttel.
- Lausitz (Brandenburg & Sachsen): Strukturwandelregion mit Fördermitteln, Konversionsflächen aus dem Kohleausstieg, hohe Sonneneinstrahlung, zunehmend Windkraftausbau. Beispiele: Cottbus, Spremberg, Schwarze Pumpe.
- Sachsen-Anhalt & Nordbrandenburg: Windstark, hohe EE-Einspeisung ins Netz, viele Industrieflächen aus DDR-Zeiten. Nähe zu Berlin ermöglicht Nutzung urbaner Schrottquellen. Beispiel: Raum Magdeburg, Altmark, Prignitz.
- Rheinisches Revier & Ruhrgebiet (NRW): Großer Schrottanfall, dichte Industrie-Infrastruktur, ehemalige Tagebauregion mit geplanter Erneuerbaren-Nutzung (z. B. Hambach, Inden). Hochschulen und Fachkräfte vor Ort. Nähe zu Abnehmern und Autobahnen.
Diese Regionen kombinieren entweder hohe EE-Potenziale mit verfügbarer Fläche oder bestehen aus Industriezentren mit Bedarf an klimaneutralem Stahl.
In jedem Fall ist die Netzanschlussfähigkeit ein Schlüssel – bevorzugt in der Nähe von Umspannwerken der 110–380 kV-Klasse.

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Geeignete Regionen in Deutschland für eine grüne Mikro-Stahlwerk-Ansiedlung
Unter Berücksichtigung von Energieangebot, Infrastruktur, Schrottaufkommen und Förderpolitik lassen sich mehrere Regionen in Deutschland identifizieren, die besonders geeignet sind:
- Norddeutsche Küstenregion (Schleswig-Holstein & Niedersachsen): Exzellente Windverhältnisse, Nähe zu Häfen und Schrottumschlagplätzen, gut ausgebaute Netzinfrastruktur. Offshore-Wind könnte Versorgung auch bei Flaute sichern. Beispielregionen: Wilhelmshaven, Emden, Brunsbüttel.
- Lausitz (Brandenburg & Sachsen): Strukturwandelregion mit Fördermitteln, Konversionsflächen aus dem Kohleausstieg, hohe Sonneneinstrahlung, zunehmend Windkraftausbau. Beispiele: Cottbus, Spremberg, Schwarze Pumpe.
- Sachsen-Anhalt & Nordbrandenburg: Windstark, hohe EE-Einspeisung ins Netz, viele Industrieflächen aus DDR-Zeiten. Nähe zu Berlin ermöglicht Nutzung urbaner Schrottquellen. Beispiel: Raum Magdeburg, Altmark, Prignitz.
- Rheinisches Revier & Ruhrgebiet (NRW): Großer Schrottanfall, dichte Industrie-Infrastruktur, ehemalige Tagebauregion mit geplanter Erneuerbaren-Nutzung (z. B. Hambach, Inden). Hochschulen und Fachkräfte vor Ort. Nähe zu Abnehmern und Autobahnen.
Diese Regionen kombinieren entweder hohe EE-Potenziale mit verfügbarer Fläche oder bestehen aus Industriezentren mit Bedarf an klimaneutralem Stahl. In jedem Fall ist die Netzanschlussfähigkeit ein Schlüssel – bevorzugt in der Nähe von Umspannwerken der 110–380 kV-Klasse.

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Erstes Sonnen-Stahlwerk! Kommt das Wüsten-Wunder jetzt nach Deutschland?
Ein Beitrag von Werner Hoffmann
Glühende Sonne am wolkenlosen Himmel, glitzernde Solarpaneele in der endlosen Wüste – und mittendrin ein hochmodernes Stahlwerk. Was nach Science-Fiction klingt, wird in Kalifornien Realität: Hier entsteht das erste solarbetriebene Stahlwerk der USA. Nahe der Mojave-Wüste baut ein Unternehmen ein „Sonnen-Stahlwerk“, das seinen Strom direkt aus Sonne und Wind bezieht und so nahezu ohne CO2-Emissionen Stahl produzieren kann. Eine Revolution in der Stahlindustrie! Doch kann dieses Wüsten-Wunder auch in Deutschland gelingen?
Wüsten-Stahlwerk: Solarenergie schmiedet klimaneutralen Stahl
In Kalifornien, südöstlich von Bakersfield, wird derzeit ein einzigartiges Stahlwerk aus dem Wüstenboden gestampft. Die Firma Pacific Steel Group errichtet dort ihr Mojave Micro Mill – eine kompakte Stahlfabrik, die Bewehrungsstahl (also Stahl für Betonbau) produzieren soll. Das Besondere: Der benötigte Strom stammt zu großen Teilen von einem angrenzenden Feld aus Solarmodulen und Windrädern. Dieses neuartige Werk soll eine Jahresproduktion von rund 450.000 Tonnen Stahl erreichen und dabei etwa 370.000 Tonnen CO2 einsparen. Das entspricht den Emissionen von etwa 75.000 Autos pro Jahr! Möglich wird dies durch die konsequente Nutzung erneuerbarer Energie direkt vor Ort.
Der grüne High-Tech-Stahl aus der Mojave-Wüste hat es in sich: Das Werk recycelt jährlich fast eine halbe Million Tonnen Stahlschrott aus Kalifornien, der bisher quer durchs Land transportiert werden musste. Die Schmelzöfen des Werks – sogenannte Elektrolichtbogenöfen – werden zu 85 % der Betriebszeit mit selbst produziertem Solar- und Windstrom laufen. Nur in sonnen- und windarmen Phasen muss das Werk auf das öffentliche Stromnetz zurückgreifen. Dafür haben die Betreiber vorgesorgt: Sollte einmal Kohlestrom aus dem Netz fließen, wird ein spezieller CO2-Filter eingeschaltet, um die Emissionen abzufangen. Das Ergebnis ist eines der saubersten Stahlwerke der Welt. Und ganz nebenbei entstehen in der strukturschwachen Wüstenregion hunderte neue Arbeitsplätze.

Pacific Steel betont, dass dieses Projekt mehr ist als ein PR-Gag.
Es soll sich wirtschaftlich lohnen. Strom ist normalerweise einer der größten Kostenpunkte in der Stahlherstellung. Indem sich das Unternehmen in der Wüste mit billigem Sonnenstrom selbst versorgt, entgeht es den Schwankungen und hohen Preisen des öffentlichen Strommarkts. Das Mojave-Stahlwerk ist zudem das erste neue Stahlwerk in Kalifornien seit über 50 Jahren – ein klares Signal, dass sogar eine traditionelle Schwerindustrie in der klimabewussten Moderne ankommen kann. Firmenchef Eric Benson spricht von einem „Aufbruch in eine neue Ära“, in der grüner Stahl zum Erfolgsfaktor wird.
Sonnenschein vs. Schmuddelwetter: Kann Deutschland mithalten?
Was unter der kalifornischen Sonne glänzt, muss sich in deutschen Gefilden erst beweisen. Fakt ist: Die Mojave-Wüste bietet nahezu perfekte Bedingungen für Solarstrom – endlose Fläche, intensive Sonneneinstrahlung an fast 300 Tagen im Jahr und dazu konstant Wind. Deutschland hingegen? Hier wechseln sich Frühnebel, Wolken und kurze Wintertage ab. In einem verregneten deutschen November würde ein reines Solar-Stahlwerk wohl schnell im Dunkeln stehen. Um auf ähnliche Eigenstromquoten wie in Mojave zu kommen, bräuchte ein deutsches Pendant deutlich mehr Photovoltaik-Fläche und leistungsfähige Speicherbatterien – oder aber zusätzliche Energiequellen.
Tatsächlich ist denkbar, dass ein „deutsches Mojave-Stahlwerk“ stärker auf Windkraft setzt. Deutschland mag kein Wüstenland sein, aber an windigen Küsten und auf den Hügeln der Mittelgebirge pusten im Winter oft kräftige Brisen. Ein Mix aus Solar- und Windenergie könnte übers Jahr verteilt genügend Strom liefern, um einen Stahlwerksbetrieb weitgehend autark am Laufen zu halten. Klar ist: Die Planung müsste klug sein. Wo die Sonne schwächelt, springen Windräder ein – und umgekehrt. Zusätzlich würden große Batteriespeicher benötigt, um Flauten und Nächte zu überbrücken. Technisch klingt das nach einer Herausforderung, aber keineswegs nach einem Ding der Unmöglichkeit.
Auch die Standortfrage spielt eine Rolle. In Kalifornien wurde bewusst eine entlegene Wüstengegend gewählt – dort stören weder Solarfelder noch das Stahlwerk selbst irgendwelche Anwohner. In Deutschland ist freie Fläche heiß begehrt und dicht besiedelt. Ein Mega-Solarfeld neben einem Stahlwerk könnte hierzulande schnell auf Widerstand stoßen, wenn es wertvolle Ackerflächen belegt oder das Landschaftsbild dominiert. Allerdings gibt es Alternativen: Ehemalige Tagebaugebiete in Ostdeutschland oder Brachflächen alter Industrieareale könnten ideal sein, um dort ein grünes Stahlprojekt anzusiedeln. Man stelle sich vor: Ein stillgelegter Braunkohle-Tagebau wird zur Heimat eines Solar-Stahlwerks, das aus Schrott neuen Baustahl kocht – eine symbolträchtige Transformation vom Fossilzeitalter zur Klimazukunft!
Der Kampf um den Strompreis: Lektionen aus der Heimat
Ein Blick auf die aktuelle Lage der deutschen Stahlindustrie zeigt, warum das Mojave-Konzept so reizvoll ist. Strompreise in Deutschland sind hoch und volatil. Das bekam jüngst das traditionsreiche Elektrostahlwerk Georgsmarienhütte (Niedersachsen) zu spüren: Anfang 2025 musste es seine „grüne“ Stahlproduktion vorübergehend stoppen, weil die Stromkosten durch die Decke gingen. Geschäftsführerin Anne-Marie Großmann schlug Alarm und klagte auf LinkedIn: „In Deutschland, dem Land der Ingenieure und Innovatoren, werde klimafreundliche Produktion durch eine verfehlte Energiepolitik ausgebremst!“ Während ausländische Konkurrenten billigen Strom nutzen, ächzen deutsche Betriebe unter explodierenden Netzentgelten und Abgaben.
Genau hier setzt die Idee des selbstversorgten Solar-Stahlwerks an. Ein Werk wie die Mojave Micro Mill hätte in Deutschland den Charme, sich weitgehend von den Launen des Strommarkts unabhängig zu machen. Statt für teures Geld Graustrom einzukaufen, würde das Stahlwerk seinen eigenen Ökostrom produzieren. Das dämpft nicht nur die Kosten, sondern schützt auch vor Preisschocks. Natürlich erfordert so ein Konzept enorme Investitionen vorab – Solarmodule, Windräder, Batterien und Infrastruktur baut man nicht zum Nulltarif. Doch die Rechnung könnte langfristig aufgehen, wenn dadurch jahrzehntelang günstig Stahl gekocht werden kann.

Allerdings müsste die Politik mitspielen. In Kalifornien passen Klimapolitik und Projekt gut zusammen: Gouverneur Gavin Newsom feierte das Mojave-Stahlwerk als Vorzeigeprojekt, und regulatorisch wurde der Weg geebnet. In Deutschland gibt es zwar ambitionierte Klimaziele und Fördergelder für „grünen Stahl“, doch bürokratische Genehmigungsverfahren können ein Großprojekt leicht verzögern. Auch die Finanzierung ist ein Thema: Während traditionelle Stahlriesen Milliardenförderungen für Wasserstoff-Projekte erhalten, wäre ein privates Solar-Stahl-Investment in Deutschland Neuland. Denkbar, dass staatliche Stellen hierzulande ähnlich wie in Kalifornien ein Leuchtturmprojekt begrüßen würden – schließlich zahlt es auf die Energiewende-Ziele ein.
Wasserstoff vs. Solar: Zwei Wege zum grünen Stahl
In Deutschlands Stahl-Debatte dreht sich viel um Wasserstoff. Giganten wie Thyssenkrupp oder Salzgitter planen, ihre Hochöfen mit Wasserstoff statt Kohle zu betreiben, um so direkt Eisen ohne CO2-Emissionen herzustellen. Dieser technologische Umbruch wird vom Staat massiv gefördert, weil hier die größten CO2-Einsparungen locken. Ein solarbetriebenes Elektrostahlwerk verfolgt einen etwas anderen Ansatz: Es setzt auf Recycling von Schrott statt auf frisches Erz und nutzt erneuerbaren Strom direkt, ohne den Umweg über Wasserstoff. Beide Wege haben ihre Berechtigung und könnten sich ergänzen. Während Wasserstoff den Weg für klimaneutrale Neuproduktion von Stahl ebnet, sorgt grüner Solarstrom in der Schmelztechnik dafür, dass auch recycelter Stahl ohne Emissionen auskommt. Deutschland könnte von beiden Technologien profitieren – schließlich fallen hierzulande enorme Mengen Stahlschrott an, die man klimafreundlich verwerten könnte, anstatt sie zu exportieren.
Ein Blick nach Schweden zeigt übrigens, dass Europa durchaus Pioniergeist beweist: Dort entsteht mit „H2 Green Steel“ ein neues Stahlwerk, das ausschließlich mit erneuerbarem Strom und Wasserstoff arbeiten wird. Auch wenn es nicht allein auf Solarenergie setzt, beweist das Beispiel, dass neue grüne Stahlwerke in kurzer Zeit Realität werden können – sogar in weniger sonnenverwöhnten Breitengraden.
Fazit: Wird die Wüsten-Idee in Deutschland Wirklichkeit?
Die Vision vom solarbetriebenen Stahlwerk in Deutschland ist kühn, aber nicht abwegig. Technisch ließe sich ein Projekt nach Vorbild der Mojave Micro Mill anpassen: mehr Windkraft, großflächige Solarfelder, Batteriespeicher und ein durchdachter Standort könnten die Grundlage legen. Die Vorteile liegen auf der Hand: klimafreundlicher Stahl „Made in Germany“, weitgehend unabhängige Energieversorgung und eine Vorreiterrolle in der grünen Industrie.
Doch der Weg dorthin erfordert Mut und Kooperation. Unternehmen müssten bereit sein, hunderte Millionen Euro in eine neue Infrastruktur zu stecken. Die Politik müsste Genehmigungen beschleunigen, Flächen bereitstellen und vielleicht auch finanziell unter die Arme greifen. Und am Ende braucht es Abnehmer, die bereit sind, für quasi CO2-freien Stahl auch einen fairen Preis zu zahlen. Die gute Nachricht: Das öffentliche Interesse an sauberem Stahl wächst, und mit dem EU-CO2-Grenzausgleich (CBAM) werden klimaschädliche Stahlimporte teurer. Ein heimisches Sonnen-Stahlwerk hätte also durchaus Marktchancen.
Die Mojave Micro Mill zeigt eindrucksvoll, was möglich ist, wenn man groß denkt. Deutschland, als Industrienation und Klima-Vorreiter, hat prinzipiell alles, was es braucht: Technologie, Kapital und sogar genügend erneuerbare Energie – wenn man sie clever nutzt. Vielleicht erleben wir bald tatsächlich ein Solar-Stahlwerk auf deutschem Boden. Es wäre ein starkes Signal: Selbst ohne Wüsten-Sonne kann Deutschland beim grünen Stahl voll durchstarten.
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