Der große Atom-Deal: Wie sich Konzerne aus der Verantwortung freikauften – und wir den Atommüll bezahlen

Ein Beitrag von Werner Hoffmann

 Jahrzehnte Gewinne – jetzt Milliardenlast für den Staat

Die großen deutschen Energiekonzerne – RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall – haben über Jahrzehnte mit Atomstrom Milliarden verdient. Doch als es darum ging, für die langfristige Entsorgung des radioaktiven Mülls geradezustehen, drückten sie sich elegant:

Mit einer einmaligen Zahlung von 24,1 Milliarden Euro kauften sie sich 2017 über den sogenannten KENFO-Fonds von der Verantwortung für die Zwischen- und Endlagerung frei.

Seitdem übernimmt der Staat – und damit wir alle – diese enormen Kosten.

茶 Was deckt der Fonds ab – und was nicht?

✅ Durch den KENFO-Fonds gedeckt sind:

  • Die Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle
  • Die Suche, Genehmigung und der Bau eines Endlagers
  • Die langfristige Einlagerung und Überwachung des Atommülls

❌ Nicht durch den Fonds abgedeckt – und somit durch Steuermittel finanziert:

  • Der Rückbau der Atomkraftwerke

    Formell weiter Aufgabe der Energieunternehmen, doch bei Kostenexplosionen oder Unternehmensinsolvenzen droht eine Übernahme durch den Staat (geschätzte Zusatzkosten: bis zu 30 Milliarden Euro)
  • Sicherheitsmaßnahmen

    Polizeieinsätze bei Castor-Transporten, Schutz vor Terrorgefahr, laufende Überwachung und technische Kontrollen
  • Kosten bei verlängerten Zwischenlagerungen

    Zwischenlager müssen aufgrund fehlender Endlager länger betrieben und technisch aufgerüstet werden
  • Lücken bei Fondsrendite

    Der Fonds ist auf eine jährliche Rendite von 3,5 % angewiesen. Fällt diese geringer aus, haftet der Staat
  • Verwaltung, Behörden und Betrieb

    Betriebskosten für BGE, BASE und Personal im dreistelligen Millionenbereich jährlich

Wie hoch sind ihre Betriebskosten 2024?

Obwohl im öffentlichen Haushalt keine getrennten Einzelzahlen für BGE und BASE leicht ersichtlich sind, zeigen Berichte und Haushaltsanalysen:
   •   Verwaltungs-, Personal- und Betriebskosten für diese Behörden liegen im hohen dreistelligen Millionenbereich pro Jahr.
   •   Realistische Schätzungen gehen von 300 bis 700 Mio. € jährlich aus – abhängig von laufenden Projekten, Personalaufbau und Infrastrukturmaßnahmen.

Dass dies deutlich über den Kapitelausgaben „Zwischenlager & Endlagerung” (Kapitel 1603, nur einige Dutzend Millionen) liegt, zeigt, wie viel mehr der Staat tatsächlich investiert, neben dem gezahlten KENFO-Fonds.

 Die echten Gesamtkosten – eine gesellschaftliche Hypothek

Die einmalige Einzahlung der Atomkonzerne in den Fonds betrug 24,1 Milliarden Euro. Doch dazu kommen weitere staatlich zu tragende Kosten:

  • Rückbau der Atomkraftwerke: geschätzt 20 bis 30 Milliarden Euro
  • Zwischenlagerung: 0,5 bis 1 Milliarde Euro jährlich – über Jahrzehnte
  • Endlagersuche, Standortauswahl, Bau: 20 bis 40 Milliarden Euro – je nach Verlauf
  • Sicherheitsmaßnahmen, Polizeieinsätze: mehrere Millionen jährlich
  • Betrieb und Organisation der zuständigen Behörden: Hunderte Millionen Euro jährlich

 Gesamtkosten bis zum Jahr 2100 und darüber hinaus: weit über 100 Milliarden Euro

 Der große Bluff: Wie der Atomstrom künstlich billig gerechnet wurde

Was bedeutet das für die Stromkundinnen und -kunden?
➡️ Der Preis für Atomstrom wurde über Jahrzehnte systematisch schöngerechnet.
Die enormen Folgekosten wurden nie eingepreist, sondern an den Staat weitergegeben.

  • ✔️ Die Energiekonzerne konnten Atomstrom billig verkaufen
  • ❌ Die Allgemeinheit zahlt die Zeche – mit Milliardenbeträgen über Generationen

Der vermeintlich „günstige“ Atomstrom war in Wahrheit ein staatlich subventioniertes Geschäftsmodell mit gigantischer Nachlaufzeit.

⚠️ Und jetzt? Merz, Spahn & Co. wollen zurück zur Atomkraft

Doch statt Lehren aus diesen Milliardenlasten zu ziehen, versuchen CDU-Politiker wie Friedrich Merz und Jens Spahn, die Atomkraft wieder salonfähig zu machen:

  • Jens Spahn forderte im Bundestag offen die „technologieoffene Rückkehr zur Kernenergie“
  • Friedrich Merz bezeichnete den Ausstieg mehrfach als „Fehler“
  • Talkshows und Interviews sollen Atomkraft als klimafreundlich und wirtschaftlich sinnvoll verklären – ohne die wahren Kosten zu erwähnen

 Hinter den Kulissen arbeitet ein Netzwerk aus unionsnahen Strategen und Lobbyisten daran, die Debatte zu drehen.
Ihr Ziel: Ein politisch motiviertes Comeback der Atomkraft – koste es, was es wolle.

 Fazit: Ein Freikauf mit Langzeitwirkung – und das Comeback des Wahnsinns?

Die Energiekonzerne haben sich abgesichert – mit satten Gewinnen im Gepäck.
Doch die Verantwortung für die atomare Hinterlassenschaft bleibt bei uns:
bei der Bevölkerung, bei den Steuerzahlenden, bei künftigen Generationen.

  • Der Freikauf war ein Milliardendeal zulasten der Gesellschaft
  • Die Kosten der Atomkraft wurden bewusst verschleiert
  • Der Mythos vom „billigen Atomstrom“ entlarvt sich als politisch beförderte Illusion

Deutschland wird den Preis für diese Politik noch Jahrhunderte zahlen – in Euro, in Vertrauen und in Verantwortung.

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