Ein Beitrag von
Quelle:
Zitat:
„Wir veröffentlichen heute die bislang aufwändigste Analyse von AfD-Parlamentsreden: 10 Jahre, 340.000 Absätze, 15.831.486 Wörter.
Die Analyse ALLER AfD-Reden in allen 16 deutschen Landtagen seit 2014 ermöglicht ein umfangreiches genaues Bild davon, wie die Rechten kontinuierlich ein Narrativ des Fremdenhasses aufbauen.
Wir zeigen, dass sie von „Remigration“ nicht nur auf Geheimtreffen sprechen, sondern SEIT JAHREN ganz offen in deutschen Landtagen.
Heute vor zehn Jahren, am 31.8.2014 erlangte die AfD bei der Landtagswahl in Sachsen erstmals genug Stimmen, um in einen deutschen Landtag einzuziehen – mit 9,7%. Die jüngste Sonntagsfrage von gestern sieht die AfD bei 31 Prozent bei der morgigen Wahl in Sachsen.
Heute, zehn Jahre später, sitzen 263 AfD-Abgeordnete in den Landtagen. Sie halten Reden, sehr viele davon. Weil sie oft wenig mit den tatsächlichen aktuellen Themen in den Parlamenten zu tun haben, bekommt man davon oft wenig mit. Aber was sagen sie dort eigentlich?
Leider ist das nicht einfach zu beantworten. Die Mischung aus verschlafener Digitalisierung in deutschen Behörden und Föderalismus bedeutet: Es gibt bis heute keine gemeinsame Datenbank der Reden in Landtagen, keinen gemeinsamen Datenstandard, keine zeitgemäßen Schnittstellen.
Eric Beltermann, langjähriger Partner-in-Crime des Tagesspiegel Innovation Lab hat Abhilfe geschaffen. Erst in einer Abschlussarbeit, dann in einem Forschungsprojekt an der Freie Universität Berlin hat er alle Landtagsreden aufbereitet, standardisiert und analysierbar gemacht.
Durch eine Kombination von großen Sprachmodellen und manueller Auswertung wurde dann ausgewertet, wie die AfD über Migration spricht. Dabei zeigt sich, wie systematisch Feindbilder aufgebaut werden. Auf Basis faktisch falscher Aussagen, beispielsweise, dass Migranten öfter Straftaten mit Messern begehen, werden dann immer drastischere Aussagen legitimiert – bis hin zu Forderungen nach Massenabschiebungen. Dabei macht man sich alte antisemitische Argumentationsstrukturen zunutze, die auch in Frankreich und den USA von der radikalen Rechten genutzt werden: „Great Replacement“, ein absichtlicher Austausch der „heimischen“ Bevölkerung durch Eliten. Die Sprache überschreitet dabei häufig die Grenze ins Vulgäre.
Das scheint zu funktionieren. Inzwischen nutzen diese Sprachbilder auch andere Parteien. Und eine weitere Analyse auf Basis von Umfragen des FZI Forschungszentrum Informatik bestätigt, dass solche Verschwörungserzählungen zunehmend in den Köpfen der Menschen verfangen: Mehr als die Hälfte der Menschen in Ostdeutschland halten es für möglich, dass „Eliten“ absichtlich „Krisen herbeiführen“, um ihnen zu schaden.
In einem Scrollytelling zeigen wir, mit welcher Sprache die AfD Fremdenhass in die Parlamente trägt. Außerdem haben wir eine interaktive Datenbank veröffentlicht, mit der sich alle AfD-Landtagsreden durchsuchen lassen.
Links zu allen Analysen in den Kommentaren.