Remigration? Die wird doch schon umgesetzt

Ein Beitrag von

Marcel Fratzscher

Die von der AfD geforderte „#Remigration“ ist bereits Realität — Bundesregierung und Unionsparteien tragen durch den Dammbruch und das Kopieren der #AfD #Migrationspolitik dafür mit Verantwortung.

Zuerst zur Perfidität des von der AfD benutzten Begriffs „Remigration“: Er wurde für die Rückwanderung von vor dem Naziregime geflohen Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt. Die AfD dagegen will drei Gruppen aus Deutschland mit Zwang oder Druck verdrängen: Asylbewerber, Nicht-Staatsbürger und so genannte „nicht assimilierte“ Staatsbürger. Somit ist das von der AfD Geforderte keine „Remigration“, sondern ein Vertreibungsprogramm.

2023 sind 1,3 Millionen Menschen aus Deutschland ausgewandert. Die größte Gruppe davon — mit fast 300.000 im Jahr — sind Deutsche. Diese Zahl hat sich seit 2000 fast verdreifacht und ist auch im europäischen Vergleich hoch. Die vier stärksten Empfängerländer sind Österreich, die Schweiz, die USA und Großbritannien.

Hinzu kommt die Abwanderung von Asylbewerbern und ausländischen Mitbürgern von fast einer Million. Die vier größten Zielländer sind Rumänien, die Ukraine, Polen und Bulgarien.

Was sind die Gründe für die Auswanderung? Wandert die große Mehrheit wegen Pull Faktoren aus Deutschland aus, weil es also primär anderswo attraktiver ist? Oder sind die Erklärung vor allem Push Faktoren, weil viele Menschen Auswanderer sich in Deutschland nicht wohl oder nicht willkommen fühlen – handelt es sich also um eine „Remigration“? Push Faktoren spielen eine wichtige Rolle.

So findet eine Studie des Netzwerks InterNations, dass eine fehlende #Willkommskultur einer der wichtigsten Gründe dafür ist, dass hochqualifizierte Arbeitskräfte nach recht kurzer Zeit wieder das Land verlassen. Viele finden es ungewöhnlich schwierig, sich in Deutschland soziale Kontakte zu knüpfen, Wertschätzung zu erfahren und die Hürden von Sprache und Bürokratie zu meistern. Ähnliches gilt für viele Deutsche, die im Ausland nicht nur bessere Arbeitsbedingungen suchen, sondern auch eine andere Gesellschaft mit mehr #Offenheit und Wertschätzung.

Eine neue Studie des Forschungsinstituts DeZIM zeigt, wie groß die Sorgen über „Remigration“ sind, so auch unter der großen Mehrheit der Deutschen ohne Migrationshintergrund. Mehr noch, immer mehr Menschen haben konkrete Pläne, Deutschland zu verlassen.

Das Problem ist nicht, dass Deutschland zu viel #Zuwanderung hat. Sondern Deutschlands wirtschaftlich und gesellschaftlich größeres Problem ist, dass die Hürden für eine erfolgreiche Integration dieser Menschen zu hoch sind. Und dass die Abwanderung von Deutschen und von Ausländern Wirtschaft und Gesellschaft schwächt und unser Land viel Wohlstand kostet.

Meine neue Kolumne bei Zeit Online:

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