Wie Katherina Reich der erneuerbaren Energie schadet
Ein Beitrag von Werner Hoffmann – Blog-Demokratie.de
Die deutsche Energiewende galt lange als doppeltes Zugpferd: Photovoltaik und Offshore-Wind sollten gemeinsam den Kohle- und Atomausstieg absichern. Doch eine neue Realität macht sich breit: Während Solaranlagen auf Hausdächern boomen und Strompreise zeitweise in den Keller rauschen, brechen die Offshore-Projekte in der Nord- und Ostsee ein. Die jüngsten Ausschreibungen für neue Windparkflächen endeten mit einem Schock: Kaum noch Bieter, kaum Investoren – und die, die sich trauen, kalkulieren mit minimalem Einsatz und maximalem Risiko.
1️⃣ Offshore-Wind – vom Hoffnungsträger zur Problembranche
Noch 2023 überboten sich die Energiekonzerne bei den Auktionen für Offshore-Flächen. Milliardenbeträge wurden geboten, um Windparks auf hoher See zu errichten. Heute, Mitte 2025, sieht die Lage düster aus. Nur zwei Unternehmen traten bei der jüngsten Ausschreibung an – und selbst das französische Energieunternehmen TotalEnergies sicherte sich Flächen zu Preisen, die kaum kostendeckend sind.
Die Botschaft aus der Branche: „Der Bau von Windparks auf See rechnet sich nicht mehr.“
2️⃣ Hauptursachen: Kostenexplosion und Solarflut
Die Gründe für den Rückzug sind vielfältig:
Stahlpreise explodieren: Offshore-Windtürme verschlingen tonnenweise Stahl. Nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine stiegen die Preise um bis zu 40 %. Projekte, die noch vor drei Jahren rentabel erschienen, sind heute ein finanzielles Risiko. Solarboom drückt Strompreise: Die massive Förderung von Photovoltaik führt zu immer größeren Strommengen zu Tageszeiten. Der Börsenstrompreis sinkt oft unter den Wert, den Offshore-Betreiber brauchen, um ihre Milliardeninvestitionen wieder hereinzuholen. China-Dilemma: Billige Komponenten aus Fernost könnten Offshore-Projekte wieder rentabel machen – doch damit drohen neue Abhängigkeiten, mögliche Spionagerisiken und ein Ausverkauf europäischer Energieinfrastruktur.
3️⃣ Ministerium verschläft Reform – Altmaier lässt grüßen
Die aktuelle Bundesregierung wiederholt gravierende Fehler aus der Ära von Ex-Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).
Damals wurde die Energiefinanzierung für Offshore-Projekte jahrelang verschleppt, Ausschreibungsmodelle unattraktiv gestaltet und Investoren verunsichert.
Heute zeigt sich erneut das gleiche Muster:
Bieter dürfen bis zu vier Jahre nach Zuschlag Projekte „parken“ oder zurückziehen – ohne Konsequenzen. Es gibt keine Preisgarantie, die die extremen Schwankungen am Strommarkt ausgleicht. Milliarden-Investitionen werden nicht abgesichert, was private Unternehmen vom Ausbau abhält.
Branchenvertreter warnen: „Ohne eine sofortige Kursänderung im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie droht eine Neuauflage der Altmaier-Blockadejahre.“
4️⃣ Ausbauziele in Gefahr – Deutschland verliert den Anschluss
Deutschland will bis 2030 stolze 30 Gigawatt Offshore-Leistung, bis 2045 sogar 70 Gigawatt installieren. Doch ohne Reform der Ausschreibungen sind diese Ziele nicht erreichbar.
Wenn Investoren weiter ausbleiben, droht:
Verlängerung der Laufzeiten von Gas- und Kohlekraftwerken steigende Stromimporte aus dem Ausland Verlust tausender Arbeitsplätze in der Offshore-Industrie
Die Energiewende würde so zur Fata Morgana – ein politisches Versprechen ohne wirtschaftliche Basis.
5️⃣ Lösungsvorschlag: Contract for Difference
Karina Würtz von der Stiftung Offshore-Windenergie fordert ein neues Modell: Contract for Difference (CfD) – wie es in Großbritannien längst Standard ist.
Der Staat garantiert einen festen Preis für Offshore-Strom. Liegt der Marktpreis darunter, gleicht der Staat die Differenz aus. Liegt er darüber, zahlt der Betreiber Überschüsse zurück.
Nur mit einem solchen Modell kann das Bundesministerium Investoren die nötige Planungssicherheit bieten. Andernfalls droht ein weiterer Offshore-Kollaps – ein zweites „Altmaier-Desaster“, das Deutschland um Jahre zurückwirft.
🔥 Resümee
Offshore-Wind ist das Rückgrat der deutschen Energiewende – doch das aktuelle Finanzierungsmodell macht neue Projekte unattraktiv. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie steht jetzt unter Zugzwang:
Sofortige Reform der Ausschreibungen, Einführung von CfD-Modellen, klare Bauverpflichtungen statt jahrelanger „Parkplätze für Flächen“.
Andernfalls wird die deutsche Offshore-Windkraft erneut politisch ausgebremst – und die Versäumnisse der Altmaier-Jahre setzen sich unter neuem Namen fort.
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