Ein Beitrag von
Werner Hoffmann – Demokratie der Mitte, weil wir mehr brauchen als Angst und Abschottung

Ostdeutschland, vor allem die Bundesländer Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, erleben eine doppelte Krise:
Einerseits kämpfen sie mit anhaltendem Bevölkerungsschwund – insbesondere im ländlichen Raum.
Andererseits dominieren dort zunehmend rechtspopulistische Parteien, allen voran die AfD.
Die Verbindung dieser beiden Entwicklungen ist kein Zufall, sondern Ausdruck eines sich selbst verstärkenden Kreislaufs.
📊 Die Fakten: Bevölkerungsentwicklung seit 2015 im Vergleich
Während Gesamtdeutschland in den letzten Jahren gewachsen ist, stagnieren oder schrumpfen einige ostdeutsche Bundesländer.
Bevölkerungsveränderung zwischen 2015 und 2022:
* Sachsen: ±0,0 % (Stagnation)
* Thüringen: MINUS 2,0 % (moderater Rückgang)
* Sachsen-Anhalt: MINUS 2,6 % (deutlicher Rückgang)
* Gesamtdeutschland: PLUS 2,6 % (Wachstum durch Zuwanderung & Binnenmigration)
Das bedeutet: Je weiter man sich von westdeutschen Metropolregionen entfernt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für Bevölkerungsverlust – und gleichzeitig für politische Radikalisierung.
Wahlergebnisse der AfD bei der Bundestagswahl 2021
Zweitstimmenergebnisse:
* Sachsen: 24,6 % (Platz 1, stärkste Kraft)
* Thüringen: 24,0 % (Platz 1)
* Sachsen-Anhalt: 19,6 % (Platz 2)
Direktmandate:
* Sachsen: 10 von 16 Direktmandaten an die AfD
* Thüringen: 4 von 8
* Sachsen-Anhalt: 2 von 9
Diese Regionen bilden damit das Rückgrat der AfD – die höchsten Wahlergebnisse bundesweit.
Während die AfD im Westen bei etwa 10–15 % liegt, erreicht sie im Osten teils das Doppelte – und verdrängt die CDU.
🔁 Radikal gewählt – und genau deshalb gemieden
Was zunächst nach Protest aussieht, hat tiefgreifende strukturelle Auswirkungen. Denn politische Radikalisierung wirkt abschreckend:
- Junge Familien meiden Regionen, in denen rechtes Gedankengut öffentlich toleriert wird.
- Akademiker, Zuwanderer und internationale Fachkräfte siedeln sich lieber in offenen, liberalen Städten an.
- Unternehmen und Investoren vermeiden Standorte mit politisch vergifteter Atmosphäre.
- Und wenn dies noch nicht reicht: Auch Urlauber meiden gewisse rechtsextreme Regionen, denn wer will schon „Hetze am laufenden Band“ im Urlaub hören?
Kurz: Wo die AfD stark ist, verliert die Region ihre Zukunft.
Ursache ist nicht Migration – sondern Stagnation und Frust
Rechte Politiker behaupten gerne, die Bevölkerung verlasse die Regionen „wegen Migration“ oder „weil die Politik die eigenen Leute vergisst“.
Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache:
- Die schrumpfenden Regionen haben kaum Zuwanderung, sind ethnisch homogen, aber dennoch hochradikalisiert.
- Die wachsenden Regionen – etwa Leipzig, Dresden, Potsdam – sind jung, international, tolerant.
- Die AfD gewinnt gerade dort, wo das Problem nicht zu viel Wandel, sondern zu wenig Bewegung ist.
Diese Menschen haben oft reale Gründe für Frust – aber die AfD bietet keine Lösungen, sondern nur Schuldige.

Der gefährliche Teufelskreis
- Strukturschwache Regionen verlieren Menschen, Fachkräfte, Ärzte, Lehrer, Buslinien, Kultur.
- Enttäuschung und Ohnmacht wachsen, und die AfD erscheint als letzte politische Stimme.
- Die AfD wird gewählt, verstärkt mit radikalen Botschaften das Gefühl der Ausgrenzung.
- Politisches Klima kippt, Medien berichten über rechtsextreme Normalisierung.
- Zuwanderung, Rückkehrer, Investoren bleiben aus, der Ort schrumpft weiter.
- Noch mehr Frust, noch mehr AfD – der Kreislauf wiederholt sich.
Das Ergebnis: Eine politische Selbstverarmung.

📌 Was braucht es stattdessen?
- Gezielte Strukturförderung, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell und demokratisch.
- Starke Kommunen, die Integrationsarbeit leisten, statt sich abschotten.
- Stolz auf Vielfalt, nicht Angst vor Wandel.
- Widerstand gegen rechte Vereinfachung, auch wenn sie bequem klingt. So lange rechtsextreme / ausländerfeindliche Gruppen solche Wahlergebnisse haben, wird das Bild nicht mehr besser. Das ist nicht gut, weder für die Menschen und Politik im Odten, noch im Westen!
🔚 Resümee

Die AfD ist kein Korrektiv. Sie ist ein Verstärker.
Sie verstärkt:
- die Spaltung zwischen Stadt und Land,
- den Frust über verlorene Jahre,
- und die Abkehr von Aufbruch und Vertrauen.
Wo Demokratie verschwindet, verschwinden auch die Menschen.
Wo Zukunft möglich wäre, entsteht Leere, wenn man sie den Lautesten überlässt.
Wer in Ostdeutschland wieder Hoffnung schaffen will, muss mehr bieten als die Wiederholung der alten Parolen.
Er muss Zukunft, Respekt und Würde zurückbringen – und den Mut, sich selbst nicht aufzugeben.
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Was hier für die AfD gilt, gilt auch für andere rechtsextreme und rechtspopulistische Gruppierungen, die der Regierung dafür noch die Schuld zuweisen wollen!
#Ostdeutschland #AfD #Demokratie #Bevölkerungsschwund #Strukturwandel