Peter Thiel, Mitgründer von PayPal und Palantir, präsentiert sich inzwischen weniger als nüchterner Investor, sondern als düsterer Prophet einer kommenden Weltordnung.

In exklusiven Vorträgen im Silicon Valley entwirft er ein Szenario, in dem ein „Antichrist“ den technologischen Fortschritt bedroht – eine Metapher für staatliche Regulierung, die er als existenzielle Gefahr für Innovation deutet.
Thiel beschreibt die Gegenwart als Entscheidungsmoment: Entweder setze sich radikale Technologie durch, getragen von privaten Akteuren und KI-Entwicklung, oder die Welt slippe in eine zentralistische Kontrollordnung ab. Regulierung – ob Datenschutz, KI-Gesetze oder staatliche Eingriffe – erscheint in seinem Weltbild wie ein Angriff auf die Zukunft der Menschheit.

Technologie hingegen gilt ihm als fast metaphysische Kraft, die Freiheit, Wohlstand und gesellschaftlichen Fortschritt ermöglicht.
Diese Erzählung passt zu seiner politischen Rolle. Thiel unterstützt seit Jahren konservative Politiker wie J. D. Vance und finanziert Bewegungen, die den Staat zurückdrängen wollen. In seinen Reden verschmilzt libertäre Ideologie mit endzeitlicher Rhetorik: Wer politische Grenzen setzt, arbeite angeblich den „Feinden der Innovation“ zu.

Kritiker werfen Thiel jedoch schwere Widersprüche vor. Ausgerechnet er, der vor totalitären Strukturen warnt, baute mit Palantir ein System, das Geheimdiensten und Polizeibehörden weltweit tiefen Einblick in Datenströme ermöglicht. Während Thiel politische Regulierung dramatisiert, profitiert er selbst von einem datengetriebenen Überwachungsökosystem. Bürgerrechtler warnen: Thiel klage nicht Machtmissbrauch an – er verschiebe nur, wer diese Macht ausüben soll.

Sein Narrativ entfaltet politische Sprengkraft. In den USA mobilisiert es konservative Kreise gegen Regulierungen von KI, Plattformen oder Umweltstandards. International dient es als Gegenpol zu europäischen Regeln wie DSGVO oder KI-Gesetzgebung. Thiel inszeniert staatliche Eingriffe als Bedrohung, obwohl sie genau jene Transparenz schaffen sollen, die Datenmonopole begrenzt.
Thiel steht damit exemplarisch für eine Tech-Elite, die wirtschaftliche Interessen in eine große Erzählung vom Kampf „Freiheit gegen Kontrolle“ kleidet. Der Konflikt verläuft jedoch nicht zwischen Fortschritt und Stillstand – sondern zwischen demokratisch kontrollierter Technologie und einem entgrenzten Datenkapitalismus, der sich seiner Verantwortung entzieht.

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