Ein Artikel zur gleichnamigen ZDF-Doku
Die Dokumentation „Russland – Putin und die Oligarchen“ (ZDFinfo) zeichnet ein erschütterndes Bild der Verflechtung von politischer Macht, wirtschaftlichem Einfluss und mafiösen Strukturen im heutigen Russland. Sie zeigt, wie sich Wladimir Putin seit dem Jahr 2000 mit einem Kreis mächtiger Oligarchen umgab – nicht um sie zu bekämpfen, sondern um sie systematisch für seine geopolitischen und innenpolitischen Ziele zu instrumentalisieren.

1. Die Entstehung der Oligarchen-Klasse
Nach dem Zerfall der Sowjetunion privatisierte Boris Jelzin große Teile der Staatswirtschaft. In dieser chaotischen Zeit entstanden über Nacht milliardenschwere Imperien:
- Rohstoffkonzerne (Öl, Gas, Metall)
- Banken und Medienhäuser
- Großindustrielle Netzwerke
Einige Namen prägten die 90er: Boris Beresowski, Michail Chodorkowski, Roman Abramowitsch, Oleg Deripaska. Sie bestimmten mitunter die Politik – bis Putin kam.
2. Putin übernimmt: Kooperation oder Zerschlagung
Putins Botschaft war klar: „Ihr könnt reich bleiben – solange ihr nicht in die Politik eingreift.“
Die Dokumentation schildert eindrücklich:
- Wie der ehemalige KGB-Mann Putin mit harter Hand gegen abtrünnige Oligarchen wie Chodorkowski (Yukos-Ölkonzern) vorging – Verhaftung, Enteignung, Zerschlagung.
- Wie Beresowski ins Exil floh und später unter mysteriösen Umständen starb.
- Wie andere – wie Abramowitsch – ihre Loyalität erklärten und ihre Positionen behielten.
Putin schuf damit eine neue Form von „Staatsoligarchie“: Wirtschaftsführer als Erfüllungsgehilfen des Kremls.
3. Die Rolle der Oligarchen im Westen
Die Doku beleuchtet, wie russische Milliardäre:
- Fußballclubs (z. B. FC Chelsea) kauften
- Luxusimmobilien in London, Monaco und Berlin erwarben
- Einfluss auf Politik und Medien im Westen ausübten
Ein ganzer Begriff entstand: Londongrad – Symbol für Russlands Geldwäsche im britischen Finanzsektor.
4. Der Ukraine-Krieg und die Sanktionen
Mit dem Angriff auf die Ukraine (Februar 2022) rückten Putins Oligarchen ins Zentrum internationaler Aufmerksamkeit. Die ZDF-Doku analysiert:
- Wie sie jahrelang von Staatsaufträgen (Gazprom, Rosneft, Rüstungsindustrie) profitierten
- Welche Verbindungen sie zu Putins Kriegsstrategie haben
- Wie Sanktionen (z. B. Beschlagnahmung von Yachten, Sperrung von Konten) ihre globalen Aktivitäten trafen – aber häufig auch umgangen wurden
5. Die Schattenwelt des russischen Kapitals
Die Doku zeigt anhand investigativer Recherchen:
- Welche Rolle Stiftungen, Briefkastenfirmen (z. B. auf den britischen Jungferninseln) und Steuerparadiese spielen
- Wie russische Oligarchen in luxemburgischen Fonds und Schweizer Konten operieren
- Wie westliche Banken – trotz Sanktionen – teilweise weiterhin mit diesen Akteuren kooperieren
Ein Interviewpartner bringt es auf den Punkt: „Das ist keine Marktwirtschaft – es ist ein autoritär kontrolliertes Beutesystem.“
6. Putins politisches Ziel: Kontrolle über das System
Am Ende wird deutlich: Putin braucht die Oligarchen nicht nur zur Finanzierung seiner Macht – er kontrolliert sie auch durch:
- Loyalitätszwang
- Erpressung (z. B. durch Dossiers)
- Gewaltandrohung und reale Gewalt
Fazit der Doku
Die ZDF-Dokumentation liefert ein bedrückendes Gesamtbild: Putins Russland ist keine klassische Diktatur, sondern eine hybride Autokratie, in der Kapital, Propaganda, Geheimdienste und Oligarchen miteinander verwoben sind. Diese Struktur exportiert Einfluss, Desinformation und Instabilität – weit über Russland hinaus.
Die größte Schwäche des Westens: seine Abhängigkeit vom Geld dieser Netzwerke.
Direkter Link zur Doku:
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/russland-putin-und-die-oligarchen–100.html
