Rechtsruck im Anmarsch: Pflegekammer-Chefin warnt vor schleichender Demokratie-Erosion

Ein Beitrag von

Sandra Postel.

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In der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen setzen wir gendersensible Sprache ein – nicht, weil es „schick“ ist, sondern weil wir diskriminierungsfrei arbeiten wollen. Oft geht das ohne Sternchen, manchmal ist genau dieses das deutlichste Statement.

In meinem Team ist das kein Streitthema. Wir haben Wichtigeres zu tun: Pflege stärken, Menschen schützen, Arbeitsbedingungen verbessern. Wenn ein Kulturstaatsminister lieber über Genderverbote spricht, sollte er ein Praktikum in der Pflege machen.

Ja, es gehört zum Playbook rechter Gesinnung, Empörung zu provozieren – wie ein hingehaltenes Stöckchen. Doch wenn staatliche Stellen Sprache reglementieren und Förderung an Sprachvorgaben knüpfen, muss man als Amtsträger*in Position beziehen. Die letzten Tage zeigen, wie deutlich die #Rechtsruck spürbar ist und wie oft er hingenommen wird.

Unsere Position gegen #Extremismus, #Rassismus und #Diskriminierung ist klar. Sie gilt für Parteien wie für Organisationen, Unternehmen und Personen, die demokratiefeindliche Strukturen fördern. Dazu gehört, keine Strukturen zu unterstützen, die rechte Gegenöffentlichkeiten schaffen, beispielsweise durch die Diffamierung von Prof. #BrosiusGersdorf. Wenn Unternehmen Gewinne aus unserer Sozialversicherung ziehen und in rechtspopulistische Medien investieren, ist das für mich ein klarer Fall.

Noch stehen wir als Pflegekammer nicht im Fokus. Gut so. Sollten wir jedoch gezwungen werden, gendersensible Sprache zu unterlassen oder mit solchen Firmen zu kooperieren, werde ich mein Amt zur Verfügung stellen.

Der Rechtsruck kommt nicht über Nacht, sondern in kleinen Schritten – über Sprachregelungen, kulturelle Eingriffe, finanzielle Abhängigkeiten.

Und er löst kein einziges unserer drängenden Probleme.

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Ein Kommentar von

Werner Hoffmann – Demokratie der Mitte, weil Extremflügel das Land zerstören

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Gendern ist kein Luxus – es ist Sichtbarkeit und Respekt

Ein Kommentar von Werner Hoffmann – Demokratie der Mitte

Warum gendern wichtig ist

  • Sprache prägt Wahrnehmung: Wer benannt wird, existiert im Kopf der Menschen,
  • Gendern macht Vielfalt sichtbar – Frauen, nichtbinäre und trans Personen werden nicht sprachlich „mitgemeint“,
  • Inklusion beginnt bei der Ansprache: Wertschätzung zeigt sich zuerst in Worten,
  • Präzision statt Kosmetik: Sprache wird genauer, nicht politischer.

Warum Rechtspopulisten dagegen mobilisieren

  • Festhalten an starren Rollenbildern: Sichtbare Vielfalt widerspricht dem gewünschten Weltbild,
  • Symbolpolitik statt Sachpolitik: Gendern wird zur Projektionsfläche für generellen Kulturpessimismus,
  • Polarisierung als Strategie: Ein einfaches „Dagegen“ erzeugt Aufmerksamkeit und Lagerbildung,
  • Kontrolle über Deutungshoheit: Wer die Sprache delegitimiert, schwächt Minderheitenperspektiven.

Nebelkerzen & Aufmerksamkeitsökonomie

Öffentliche Debatten folgen knapper Aufmerksamkeit. Wer permanent Symbolthemen setzt, lenkt Fokus ab – in der bewussten Wahrnehmung steht meist nur ein Thema im Zentrum. So wird Gendern zur Nebelkerze, während soziale Ungleichheit, Pflegekrise oder Klimarisiken aus dem Blick geraten.

Rechtspopulisten und Rechtsextreme versuchen mit Beispielen das Thema lächerlich zu machen.

In dem man diverse Beispiele darstellt, versucht man, dieses Thema lächerlich zu machen und als „Links versifft“ darzustellen.

Dadurch versucht man, die alte Denkweise zu verteidigen.

Es sind so genannte Killerphrasen oder Killer Witze die solche Rechtsextremisten und Rechtspopulisten oder Königreich-Verteidiger gerne weiter haben möchten und weiterhin bestimmte Personengruppen zu degradieren.

Historische Entwicklung des Genderns

  • 1970er: Zweite Frauenbewegung kritisiert das generische Maskulinum und fordert sprachliche Gleichbehandlung,
  • 1990er: Leitfäden in Verwaltung, Medien und Hochschulen etablieren gendergerechte Formulierungen,
  • 2010er: Genderstern, Unterstrich und Doppelpunkt verbreiten sich als inklusive Schreibweisen,
  • 2020er: Breite Debatte in Behörden, Unternehmen und Zivilgesellschaft – mit zunehmenden Standards und Praxis.

Resümee

Gendern ist kein Selbstzweck, sondern ein Baustein demokratischer Gleichbehandlung. Es schafft Sichtbarkeit, senkt Barrieren und stärkt Zugehörigkeit. Wer das pauschal bekämpft, führt oft Stellvertreterdebatten – auf Kosten der Probleme, die wir wirklich lösen müssen: bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege, gerechte Teilhabe, wirksame Antworten auf Krisen.

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Warum bestimmte Wörter heute nicht mehr genutzt werden sollten

Sprache ist kein starres Konstrukt – sie spiegelt gesellschaftliche Werte wider.

Manche Begriffe tragen eine Geschichte der Diskriminierung in sich, die nicht ignoriert werden darf.

Dazu gehören unter anderem

– das N-Wort,

– das Z-Wort (für Sinti und Roma),

– das M-Wort (für Menschen afrikanischer Herkunft in alten Kinderbüchern),

– sowie kolonialrassistische Begriffe wie Hottentotten

– oder herabsetzende Bezeichnungen für Menschen mit Behinderung.

Diese Worte sind nicht „harmlos“ oder „nostalgisch“, sondern transportieren bis heute Unterdrückungs- und Abwertungsgeschichte.

Rechtspopulisten und Rechtsextremisten lehnen den Verzicht auf solche Begriffe oft ab – nicht aus Unwissenheit, sondern weil ihre Weltbilder auf der Abgrenzung von „Wir“ und „Die“ beruhen.

Die Verteidigung diskriminierender Sprache dient ihnen als ideologisches Werkzeug, um ihre rassistische Daseinsberechtigung zu erhalten.

Wer sich weigert, diese Worte zu hinterfragen, sendet das Signal:

Die alten Hierarchien sollen bleiben.

Das perfide Prinzip der Nebelkerzen

Die Strategie ist ebenso simpel wie gefährlich:

Symbolthemen wie Gendern oder „verbotene Worte“ werden künstlich zu Skandalen aufgebläht, um Empörung zu erzeugen.

Während darüber hitzig gestritten wird, geraten die wirklich drängenden Themen:

– soziale Ungleichheit,

– Klimakrise,

– Korruption,

– Pflegenotstand –

aus dem Fokus.

In der Kommunikationsforschung nennt man das eine Ablenkungsagenda.

Diese perfide Methode verschiebt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit bewusst auf Nebenschauplätze, um Macht zu sichern und kritische Reformen zu blockieren.

#niewiederistjetzt #pflegegegenrechts

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