Kernfusion 2040 – Vision oder Wunschdenken? Warum Deutschlands Fusionspläne an die Trump-Politik erinnern

Ein Beitrag von

Werner Hoffmann

Was die Bundesregierung plant

Die Bundesregierung will mit dem Programm „Fusion 2040“ bis zum Jahr 2040 das erste Fusionskraftwerk der Welt in Deutschland errichten.

Dafür sollen Milliardenbeträge in Forschung, Start-ups und Versuchsanlagen fließen – besonders in den Bereich der Laserfusion.

Die Idee klingt bahnbrechend: Wasserstoffkerne sollen bei extrem hohen Temperaturen verschmelzen und dabei enorme Energiemengen freisetzen – ähnlich wie in der Sonne.

Doch viele Fachleute warnen: Diese Vision ist derzeit mehr politisches Versprechen als realistische Planung.

Der Plan setzt stark auf Laserfusion – eine Variante, die in den USA vornehmlich im militärischen Zusammenhang diskutiert wird und deren Erfolgsaussichten für die zivile Energieerzeugung fraglich sind.

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Auch das oft zitierte US-Experiment von 2022 erreichte zwar kurzfristig mehr Energieausstoß als Laserzufuhr, doch wenn man den gesamten technischen Aufwand einbezieht, bleibt die Energiebilanz negativ (Erklärung hierzu am Ende des Artikels ganz unten).

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Kritiker weisen zudem darauf hin, dass durch solche Großprojekte Fachkräfte und Investitionsmittel von dringend notwendigen Vorhaben wie Wind, Solar und Netzausbau abgezogen werden.

Der Begriff „Spuren der Trump-Politik“ wird verwendet, um den Eindruck zu vermitteln, dass hier mehr Show als Substanz betrieben wird, während praktische Lösungen ins Hintertreffen geraten.

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Meine eigene Einschätzung

Die Vision einer nahezu unbegrenzten, sauberen Energiequelle ist faszinierend – doch der Weg dorthin ist steil und voller Unsicherheiten. Deutschland bis 2040 mit einem Fusionskraftwerk zu versorgen, halte ich für politisch motiviert und wissenschaftlich überambitioniert.

Schon seit 1950 wird versprochen, dass „in 20 Jahren die Energie so gewonnen wird, wie die Strahlung auf der Sonne entsteht. Und die Zahl 20 Jahre wird auch heute noch als Vision und Rechtfertigung der #Technologieoffenheit“ genutzt.

Die Laserfusion, auf die Deutschland gerade setzt, ist von einem stabilen Dauerbetrieb weit entfernt.

Der Energieeinsatz für Zündung, Kontrolle, Kühlung und Materialschutz übersteigt aktuell den erzielbaren Gewinn.

Selbst wenn man Teile des Systems technisch erreichen könnte, bleiben zentrale Fragen ungelöst:

Wie lange halte ich das Plasma stabil?

Wie widerstehen Materialien der Neutronenstrahlung?

Wie überführe ich die erzeugte Energie effizient ins öffentliche Netz?

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Ich sehe in „Fusion 2040“ vor allem ein Prestigeprojekt, mit dem der Fortschrittsglaube inszeniert werden soll – das der praktischen Energiewende aber nur begrenzt hilft.

Deutschland braucht heute keine Laserlabore, sondern mehr Windkraft, Photovoltaik, Speicherlösungen und ein intelligentes Stromnetz.

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Ich behaupte sogar, dass Friedrich Merz bewusst mit dieser sogenannten Technologieoffenheit, die kaum in so kurzer Zeit klappen könnte – fünfzehn Jahre sind kein Zeitraum –, von den erneuerbaren Energien ablenken will.

Nun, dass dies nicht klappt, dürfte einen heutigen 70-jährigen Kanzler genauso wenig interessieren, wie den heute 79-jährigen Donald Trump.

Friedrich Merz sieht darin wahrscheinlich auch einen Weg, die erneuerbare Energie abzuwürgen so dass die fossile Energie oder eine von Konzernen erzeugte Energie die Gemeinwohlstrategie zerstört.

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Fusionsforschung soll selbstverständlich weiter betrieben werden – aber klar kommuniziert als langfristige Grundlagenforschung, nicht als kurzfristige Rettung für die Klimakrise.

Wer suggeriert, dass wir uns mit Kernfusion aus der Krise herausforschen könnten, riskiert, die dringend notwendigen Schritte der Gegenwart zu verzögern.

Neue Perspektive: Merz, Technologieoffenheit und Netzprivatisierung

Für mich sieht es so aus, dass Friedrich Merz mit diesem Projekt demonstrieren will, wie sehr er „Technologieoffenheit“ ernst nimmt – und dabei womöglich weniger entschlossen in erneuerbare Energien investieren möchte.

Indem große Zukunftsvisionen wie Fusion betont werden, lassen sich politische Debatten über konkrete Investitionen umsteuern – etwa den dringend nötigen Ausbau des Stromnetzes.

Wäre das Geld, das in „Fusion 2040“ fließt, stattdessen in die Modernisierung und den Ausbau des Stromleitungsnetzes gesteckt worden, wäre der Nutzen für die Gesellschaft deutlich größer.

Doch an dieser Stelle geschieht etwas anderes:

Der Ausbau von Teilen des Netzes wird zunehmend in private Hände überführt – unter anderem durch ein Konsortium internationaler Investoren, darunter Beteiligungen aus Norwegen.

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Und irgendwie erinnert mich dies an das #BlackRock“-System und den Ex-Aufsichtsrat Friedrich Merz.

Friedrich Merz – Umbau von Deutschland in die Vergangenheit für BlackRock, Gaslobby und sonstiger fossiler Lobby.

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Ein aktueller Deal:

Ein Investoren-Trio investiert 9,5 Milliarden Euro und erhält damit 46 % der Anteile an Tennet Deutschland – einem der größten Übertragungsnetzbetreiber mit über 13.500 Kilometern Leitung.

Die verbleibenden 54 % hält weiterhin der niederländische Staat.

Das bedeutet:

Ein bedeutender Teil der kritischen Netzinfrastruktur gerät unter den Einfluss privater Investoren, die selbstverständlich Gewinne erzielen wollen.

Fossile Energie-Verbindungen zu Trump, CDU, FDP, CSU, AfD, BILD, WELT Fossile Konzerne verdienen 3 bis 4 Milliarden US-Dollar – PRO TAG

Diese Gewinne können nun an ausländische Konzerne fließen, die dann möglicherweise nicht einmal in Deutschland dafür Steuern bezahlen, weil ihr Hauptsitz im Ausland liegt und Gewinne über Lizenzverträge oder Gewinnabführungen an eine Muttergesellschaft transferiert werden. Letztlich würden die Kosten über Netzentgelte, staatliche Garantien oder indirekt durch Steuerzahlerinnen und Steuerzahler getragen.

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Der geplante Rückkauf solcher Netzanteile durch eine staatliche „Deutsche Netz AG“ scheiterte bislang, weil der Bund die erforderlichen Mittel nicht bereitstellen konnte.

Ökonomische und sicherheitspolitische Stimmen warnen deshalb vor einem Verlust nationaler Kontrolle über kritische Infrastruktur.

Die Kombination aus Fusionsprojekten, Netzwerkprivatisierung und vermeintlicher Technologieoffenheit erweckt den Eindruck, dass große Zukunftsideen politisch dazu genutzt werden können, tatsächliche Versorgungsaufgaben aufzuschieben und die Erträge ins Ausland zu lenken.

Ein möglicher perfider Plan?

Steckt vielleicht bei Friedrich Merz einfach ein viel tieferes Kalkül dahinter?

Möglicherweise lautet die unausgesprochene Strategie:
„Durch Technologieoffenheit erzeugen wir Hoffnung – und lenken Kapital, Aufmerksamkeit und politische Priorität von den erneuerbaren Energien ab.“

So wird Geld, das eigentlich in Bürgerenergieprojekte, kommunale Genossenschaften oder lokale Netzausbauinitiativen fließen könnte, schrittweise umgelenkt:

weg von dezentralem Gemeinwohl-Engagement und hin zu fossilen Interessen und den Energiekonzernen.

Ein solcher Kurs würde langfristig nicht nur die Energiewende bremsen, sondern auch den Geist der demokratischen Energieversorgung untergraben – zugunsten eines Modells, das auf Konzernmacht, Lobbyeinfluss und Gewinnmaximierung setzt.

Oder geht es in diesem Bereich vielleicht auch um die Entwicklung militärischer Möglichkeiten?

Könnte die Betonung auf Hochtechnologien und Laserforschung weniger rein zivile Motive haben und vielmehr sogenannte Dual-Use-Effekte fördern – also Forschung, die sich später auch für Rüstungs- oder Waffensysteme einsetzen lässt?

Diese Frage ist keineswegs abwegig:

Wenn Fördergelder und wissenschaftliche Expertise zunehmend in Bereiche mit militärischem Nutzen fließen, verändert das die Zielrichtung der Forschung grundlegend – und verlangt nach öffentlicher Kontrolle und parlamentarischer Transparenz.

Resümee

„Fusion 2040“ ist ein visionäres Projekt – doch es könnte auch Teil eines politischen Kalküls sein: Technologieoffenheit als Vorwand, um bei erneuerbaren Energien weniger zu investieren und gleichzeitig Kontrolle über Infrastrukturprofite an internationale Akteure zu verschieben.

Deutschland braucht heute keine überzogenen Zukunftsvisionen, sondern kluge Infrastrukturpolitik und echte Investitionen in Netze, erneuerbare Energien und Speicher.

Nur so gelingt die Energiewende dauerhaft – mit Transparenz, Gemeinwohlorientierung und demokratischer Kontrolle.

Erläuterung zum US-Experiment von 2022

In den USA gelang Forschenden an der National Ignition Facility (NIF) im Jahr 2022 ein symbolischer Meilenstein: Bei einem Laserfusionsversuch wurde für einen kurzen Moment mehr Fusionsenergie freigesetzt, als die Laser direkt in die Brennstoffkapsel eingestrahlt hatten. Das wurde weltweit als „Durchbruch“ gefeiert – aber nur, wenn man die Energie der Laserstrahlen allein betrachtet.

Tatsächlich war zur Erzeugung dieser Laser enorme Vorleistung erforderlich: große Strommengen für die Laser, Kühlungssysteme, Infrastruktur und die Herstellung der Brennstoffkapseln.

Rechnet man diesen gesamten technischen Aufwand mit, blieb die Bilanz deutlich negativ.

Das Experiment zeigte somit, dass Fusion im Labor prinzipiell funktioniert – es bewies aber nicht, dass sie wirtschaftlich oder energetisch nutzbar ist. Das ist der entscheidende Unterschied zwischen einem wissenschaftlichen Erfolg und einer praktikablen Energiequelle.

#Kernfusion #Energiewende #Klimaschutz #Technologie #Deutschland

Quelle: www.golem.de/news/kernfusion-2040-bundesregierung-auf-trumps-spuren-2510-200737.html

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