Harald Martenstein verharmlost AfD – und nennt es Realismus

Ein Beitrag von

Werner Hoffmann – Wir brauchen für eine funktionierende Demokratie keine Extremparteien, sondern Parteien, die die Mitte vertreten!

Werner Hoffmann

Wenn Journalisten beginnen, das Spiel der Rechten mitzuspielen, dann meist im Namen des „gesunden Menschenverstands“. Harald Martenstein liefert in der ZEIT wieder ein Paradebeispiel dafür. Unter dem Titel „Für Kleinklein ist es mittlerweile zu spät“ präsentiert er sich als unerschrockener Realist – und verharmlost dabei die Gefahren, die von der AfD und ihrer Rhetorik ausgehen.


Ein gefährlicher „Realismus“

Martenstein beschreibt eine Republik, in der angeblich „Weltfremde“ die Realität leugnen, während normale Bürger nur noch Angst hätten: vor Zuwanderung, vor Kriminalität, vor Veränderung. Doch sein „Realismus“ ist nichts anderes als ein altbekanntes politisches Muster: Das Einfallstor des Populismus.

Er ruft nach „Mut zur Wahrheit“, um dann jene Positionen als „vernünftig“ zu verkaufen, die längst von der extremen Rechten propagiert werden – von der angeblich „realistischen Migrationspolitik“ bis zur Forderung, die Brandmauer zur AfD einzureißen.

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Entwicklung der Erwerbstätigen von 2010 bis 2019 durch Zuwanderung und auch Asylsuchenden, die bei uns nach der Spracheingewöhnung arbeiten

Die Opferrolle der Rechten – recycelt

Der Text ist durchzogen von Schuldumkehr: Nicht die AfD gefährdet die Demokratie – sondern die „Weltfremden“, also im Klartext: Medien, SPD, Grüne, Liberale. Nicht rassistische Hetze, sondern angeblich „beschönigende Politik“ sei das Problem. Und wer auf Faschismus hinweist, wird als hysterisch dargestellt: Die „Faschismuskeule“ sei nur eine Vogelscheuche, schreibt Martenstein.

Damit übernimmt er eins zu eins die Argumentationslinie der Neuen Rechten:

  • Die AfD sei keine NSDAP, also könne man ja mal mit ihr reden,
  • Angst sei ein legitimer Ratgeber der Politik,
  • und wer sich gegen Rassismus stellt, betreibe Ideologie statt Realismus.

Das ist gefährlich, weil es autoritäres Denken normalisiert und demokratische Abgrenzung als Schwäche diffamiert.


„Die Realität“ als Waffe

Martenstein arbeitet mit einem rhetorischen Trick:

Er erhebt seine subjektive Wahrnehmung zur „Realität“. Seine „veränderten Stadtbilder“ und „ängstlichen Bürger“ sollen Beleg dafür sein, dass Deutschland im Niedergang ist – ein Narrativ, das man täglich in AfD-Kampagnen liest.

Dabei bleiben Fakten völlig außen vor:

Die Kriminalität sinkt seit Jahren, die Integration verläuft in weiten Teilen erfolgreich, und Migration sichert längst das Sozialsystem, das Martenstein als bedroht darstellt.

Der „Realist“ ignoriert also die Realität.

Er inszeniert sie.


Verharmlosung der AfD

Besonders problematisch:

Martenstein erklärt, die AfD plane „keine Vernichtungslager“ – also sei sie keine Gefahr wie die NSDAP.

Diese Argumentation ist zynisch und geschichtsvergessen.

Die Demokratie wird nicht erst durch Gaskammern abgeschafft, sondern durch schleichende Erosion von Vertrauen, Wahrheit und Toleranz.

Genau das betreibt die AfD – mit gezielter Desinformation, Angriffen auf die Pressefreiheit und Feindbildern gegen Minderheiten.

Wer das verharmlost, macht sich zum nützlichen Idioten des Autoritarismus.


Das Märchen vom „mutigen Konservativen“

Martenstein idealisiert Helmut Schmidt, Adenauer und Kohl als furchtlose Realisten – und behauptet, die heutige Union habe diesen Mut verloren.

Was er dabei übersieht:

Mut bestand nie darin, nach rechts zu rücken, sondern dem Druck der Straße standzuhalten.

Der „Mut“ von heute bedeutet nicht, AfD-Positionen zu übernehmen, sondern sie klar zu entlarven – mit Fakten, Haltung und Verfassungsbewusstsein.


Resümee

Martensteins Kolumne ist kein Aufruf zur Vernunft, sondern ein Brandbeschleuniger im Gewand des Realismus.

Sie verschiebt die Grenzen des Sagbaren weiter nach rechts, indem sie Angst politisch legitimiert und die Schuld an der Spaltung der Gesellschaft denjenigen zuschiebt, die sich für Offenheit und Menschenrechte einsetzen.

So schreibt einer, der glaubt, die Mitte zu vertreten – und dabei den Extremismus hoffähig macht, den er vorgibt, verhindern zu wollen.

Für Kleinklein mag es zu spät sein. Für klare Worte gegen diese Art von Desinformation ist es höchste Zeit.

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Wer ist Harald Marteinstein?

Politische Einordnung

Martenstein bezeichnet sich selbst als „linksliberal mit konservativem Einschlag“, doch seine Texte haben sich im Lauf der letzten Jahre zunehmend nach rechts verschoben – zumindest in ihrer Tonlage und Themenwahl.

Viele Beobachter ordnen ihn heute eher als „rechtsliberal“ bis „neokonservativ“ ein.

Er kritisiert regelmäßig:

politische Korrektheit, Genderdebatten, linke Identitätspolitik, Flüchtlingspolitik, und Medien, die er als „moralisch überheblich“ empfindet.

Kritik

In der journalistischen Szene ist Martenstein umstritten.

Kritiker werfen ihm vor:

rechte Narrative zu normalisieren („Man wird ja wohl noch sagen dürfen“-Rhetorik), soziale und kulturelle Themen zu vereinfachen, und sich als „mutiger Realist“ zu inszenieren, während er tatsächlich Ressentiments bedient.

Resümee:

Harald Martenstein ist kein klassischer Rechter, aber ein typischer Vertreter des neokonservativen Feuilletonismus:

Er tritt auf als Ironiker, kritisiert linke Moral, spielt mit rechter Rhetorik – und profitiert vom Skandal, den er selbst erzeugt.

Seine Texte sind weniger analytisch als atmosphärisch – sie spiegeln ein Unbehagen an gesellschaftlichem Wandel, das oft mit dem Schlagwort „Realismus“ bemäntelt wird, aber politisch nach rechts wirkt, selbst wenn es das Gegenteil behauptet.

Persönlich erinnert er mich auch an Menschen mit der „Krankheit ADMS: (Alte Deutsche Männer Syndrom). Das gab es übrigens schon im 1700. Jahrhundert.

1685 holte der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm mit dem Edikt von Potsdam die vor Ludwig XIV. aus Frankreich geflohenen Hugenotten nach Brandenburg-Preußen, wo sie Wirtschaft und Kultur nachhaltig prägten.

Und es folgten noch viele weitere Einwanderungen ( s. Artikel unten).

Übrigens hat bei uns die Kriminalität durch Ausländer prozentual nicht zugenommen, sondern insgesamt sogar abgenommen.

Die verharmlosende Darstellung der AfD ist nicht akzeptabel.

Neoliberale Verhaltensweisen mit weniger Staat helfen durch den Rechtsruck eher dieser Partei.

„Achtung AfD kommt, aber die wird nicht so schlimm beruhigt vielleicht die Wähler, aber später kommt dann das Erwachen. Hierzu unten die Geschichte von Bert&Berti.


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Stadtbild 2 – Seit über 300 Jahren nicht so, wie es die deutschen „Alten-Männer-Syndrome“ wollen

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Die Geschichte von Bert &Berti

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