Ein Beitrag von

Werner Hoffmann
Warum Batteriespeicher sinnvoller sind als der massive Ausbau von Gaskraftwerken
Laut Bericht der Bundesnetzagentur steigt der deutsche Strombedarf bis 2035 von heute rund 550 auf etwa 725 TWh.
Um Dunkelflauten – Perioden ohne Wind und Sonne – abzufangen, sieht die Behörde den Bedarf an neuen steuerbaren Kapazitäten von 22 bis 35,5 Gigawatt – also 44 bis 71 Gaskraftwerke mit jeweils 500 MW (Telepolis, Welt).
Zwar gelten Gaskraftwerke als flexibel und steuerbar, aber sie bringen erhebliche Nachteile mit sich:
- Hohe Betriebskosten: Die Grenzkosten für Gas (inkl. CO₂-Zertifikaten) sind hoch, sodass Gaskraftwerke in der Merit-Order fast immer zuletzt zum Einsatz kommen und geringe Volllaststunden fahren – wirtschaftlich riskant.
- Preisdruck durch Merit-Order: Wegen ihrer teuren Kosten setzen Gaskraftwerke regelmäßig den Strompreis an der Börse, was zu höheren Strompreisen für alle führt.
- Veraltete Infrastruktur & Klimarisiken: Viele Gaskraftwerke werden selten betrieben („Feuerwehrfunktion“) und verursachen hohe Fixkosten. Außerdem binden sie klimaschädliche fossile Energien länger.
- Netzanschlussprobleme: Viele Netzanschlüsse sind bereits durch Batteriespeicher-Projekte blockiert – Gaskraftwerke können oft gar nicht mehr angeschlossen werden.
„Schnellboote“ – PR-Metapher statt Klimaschutz

In diesem Zusammenhang spricht Katharina Reiche gerne von sogenannten „Schnellbooten“. Der Begriff klingt modern, dynamisch und flexibel – tatsächlich handelt es sich dabei jedoch schlicht um schnell plan- und genehmigbare Gaskraftwerke.
Die Idee dahinter: Diese Kraftwerke sollen – wie kleine, wendige Boote – kurzfristig einspringen, wenn Wind- und Solarstrom nicht ausreichen. In Wahrheit bedeutet das aber:
- neue fossile Abhängigkeiten,
- teure Reservekapazitäten, die selten laufen, aber ständig Kosten verursachen,
- und ein weiterer Anstieg der Strompreise, weil Gas im Merit-Order-System fast immer den Preis bestimmt.
„Schnellboote“ sind also ein rhetorisches Feigenblatt: Sie tarnen den Ausbau fossiler Strukturen als vermeintlich moderne Lösung – und blockieren so den notwendigen Fokus auf Speichertechnologien.
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Merit-Order-Prinzip: Wie Strompreise entstehen – und warum Gas sie nach oben treibt
Das Merit-Order-Prinzip bestimmt die Einsatzreihenfolge der Kraftwerke nach ihren Grenzkosten (den variablen Produktionskosten).
Günstige Quellen wie Wind und Solar werden zuerst genutzt; bei höherer Nachfrage kommen teurere – typischerweise Gaskraftwerke – zum Einsatz.
Das zuletzt benötigte Kraftwerk, das sogenannte Grenzkraftwerk, legt den einheitlichen Strompreis fest, den alle Marktteilnehmer zahlen.
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Wenn Gaspreise steigen (z. B. durch Knappheit oder geopolitische Faktoren), steigen auch die Betriebskosten der Gaskraftwerke:
Sie werden häufiger zum Grenzkraftwerk — und treiben damit den Börsenstrompreis insgesamt nach oben.
Futures, Day-Ahead-Markt und Direktverträge (PPA)
Day-Ahead-Markt (Spotmarkt)
- Handel von Strom für den nächsten Tag (EPEX SPOT).
- Preise schwanken je nach Nachfrage und Verfügbarkeit erneuerbarer Energien.
Futures / Terminmarkt
- Handel von Strommengen Monate oder Jahre im Voraus.
- Preise basieren auf Erwartungen über die künftige Spotpreisentwicklung.
Direktverträge / PPA (Power Purchase Agreements)
- Langfristige Stromlieferverträge zwischen Erzeugern und Abnehmern.
- Preise orientieren sich ebenfalls an Referenzwerten, die wiederum vom Spotmarkt und damit von der Merit-Order geprägt sind.
Warum auch PPA und Futures vom Merit-Order-Preis abhängig sind
Auch wenn PPAs und Futures für Planungssicherheit sorgen, bleiben sie indirekt vom Merit-Order-Preis beeinflusst.
Denn dieser bestimmt, welche Preisniveaus Marktteilnehmer als realistisch ansehen.
Steigen Gaspreise, steigen auch Terminmarkt-Preise und PPA-Konditionen.
Resümee: Warum Batteriespeicher die beste Lösung sind
- Preisdrückend, weil sie den Einsatz teurer Gaskraftwerke als Grenzkraftwerk verhindern,
- Emissionsfrei, dadurch weniger CO₂-Ausstoß und langfristig klimasicher,
- Flexibel & dezentral, ermöglichen Lastverschiebung, Netzentlastung und regionale Nutzung,
- Kostenentwicklungen sinkend, die Technologie wird stetig günstiger und wirtschaftlicher,
- Entkopplung vom Fossilmarkt, da die Abhängigkeit von volatilen Gaspreisen sinkt.
Katharina Reiches „Schnellboote“ sind also nicht die elegante Lösung, die der Begriff suggeriert, sondern lediglich alte fossile Rezepte in neuem Sprachgewand.
Batteriespeicher dagegen sind zukunftssicher, preisstabilisierend und klimaschonend – die wahre „schnelle Eingreiftruppe“ für ein erneuerbares Energiesystem.
#Deutschland #Energie #Batteriespeicher #Klimaschutz #MeritOrder