Ein Beitrag von Werner Hoffmann
Rechtlich handelt es sich um drei unabhängige Organisationen, wenn es um die Organisationen Familienunternehmen geht.
Auch wenn es um das Thema Brandmauer zur AfD geht, herrschen wohl differenzierte Betrachtungen.
Bei den Unternehmensthemen herrscht jedoch völlige Übereinstimmung. Auch die „wirtschaftsliberale“ – was mit „neoliberale“ gleichzusetzen ist – Meinung ist 1:1 zu sehen.
Weniger Staat, keine Mindestlöhne, Abschaffung der kompletten Bürokratie (auch wenn es um Arbeitnehmer- oder Verbraucherschutz geht) ist in den Publikationen durchgängig zu finden.
Nachfolgend einige Detail-Informationen:
1. Die Historie der drei Organisationen
1.1 Der Verband DIE FAMILIENUNTERNEHMER
Der Verband geht zurück auf die Gründung der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer (ASU) im Jahr 1950. Er entstand in einer Zeit, in der Unternehmerfamilien staatliche Überregulierung, Verstaatlichungspläne und neue steuerpolitische Modelle befürchteten. Ziel war es, eine gemeinsame, starke Stimme der Unternehmerfamilien zu etablieren.
Im Jahr 2006 wurde die Organisation strategisch in DIE FAMILIENUNTERNEHMER umbenannt, um ein moderneres und bürgernäheres Image zu schaffen. Der Begriff „Familienunternehmen“ wirkt bewusst positiver und vermittelt Nähe, Verantwortung und wirtschaftliche Stabilität.
Ab 2010 professionalisierte sich der Verband stark. Er baute ein Hauptstadtbüro in Berlin auf, intensivierte seine Präsenz in Brüssel und entwickelte die Jugendorganisation DIE JUNGEN UNTERNEHMER. Seit den 2020er-Jahren zeigen einige Landesverbände und Mitglieder eine politisch deutlich konservativere bis nationalkonservative Ausrichtung.
1.2 Die Stiftung Familienunternehmen
Die Stiftung Familienunternehmen wurde 2002 durch die Privatinitiative von Brun Hagen Hennerkes gegründet, einem Juristen und Berater großer Unternehmerfamilien. Die Stiftung ist nicht Teil des Verbands, agiert aber im gleichen thematischen Umfeld.
Ihre Aufgaben umfassen:
- wissenschaftliche Studien,
- Erbschaftsteuer- und Standortanalysen,
- Gutachten zur Unternehmensnachfolge,
- politische Beratung,
- Reputation und Imagearbeit in Richtung Öffentlichkeit.
Gefördert wird die Stiftung von rund 600 großen Familienunternehmen wie Würth, Schwarz Gruppe, Henkel, Merck, Kärcher, Oetker, Trumpf und Viessmann.
1.3 Die Stiftung Familienunternehmen und Politik
Diese zweite, politikorientierte Stiftung entstand Mitte der 2010er-Jahre. Ihr Fokus liegt auf:
- gesetzgeberischen Analysen,
- politischen Handlungsempfehlungen,
- Begleitung parlamentarischer Prozesse,
- strategischer Positionierung gegenüber Ministerien und EU-Institutionen.

2. Haltung zur AfD
2.1 Verband DIE FAMILIENUNTERNEHMER
Früher betonte der Verband eine klare Brandmauer zur AfD. Seit 2024 ist diese Distanz jedoch faktisch erodiert.
Zahlreiche Landesfunktionäre zeigen Gesprächsbereitschaft, und bei Themen wie Energiepolitik, Steuern oder Migration gibt es teilweise Überschneidungen mit AfD-Positionen.
Die Bundesgeschäftsstelle ist zwar rhetorisch zurückhaltend, aber die Basis ist sichtbar offener. Der Austritt prominenter Unternehmen wie Vorwerk bestätigt diese Entwicklung.

2.2 Stiftung Familienunternehmen
Die Stiftung hält eine strikte Brandmauer zur AfD aufrecht. Gründe:
- Anti-EU-Positionen der AfD,
- wissenschaftsfeindliche Tendenzen (insbesondere beim Klimathema),
- Risiko für wirtschaftliche Stabilität,
- Bedarf an neutraler wissenschaftlicher Glaubwürdigkeit.
2.3 Stiftung Familienunternehmen und Politik
Auch diese Stiftung hält eine klare Distanz zur AfD. Sie arbeitet eng mit demokratischen Parteien und europäischen Institutionen, jedoch nicht mit rechtsextremen Akteuren.
3. Netzwerke und Zusammenarbeit
3.1 Personelle Überschneidungen
Zwischen Verband und Stiftungen bestehen zahlreiche personelle Verbindungen, etwa durch Juristen wie Kirchdörfer oder Unternehmer, die sowohl Mitglieder im Verband als auch Förderer der Stiftungen sind.
3.2 Gemeinsame Themenbearbeitung
Typischer Ablauf:
- Die Stiftung erstellt eine Studie,
- die zweite Stiftung entwickelt daraus politische Empfehlungen,
- der Verband nutzt diese Inhalte für Lobbyarbeit und Kampagnen.
3.3 Gemeinsame Veranstaltungen
Vertreter der Stiftungen treten regelmäßig auf Verbandsveranstaltungen auf. Studien werden gemeinsam vorgestellt und mit politischen Akteuren besprochen.
3.4 Gemeinsame Zielgruppen
Alle drei Organisationen richten sich an große und mittelgroße Familienunternehmen. Die Rollenverteilung ist dabei klar:
- Verband: politische Aktion, Medienarbeit, Kampagnen,
- Stiftung: wissenschaftliche Legitimierung, Forschung, Gutachten,
- Stiftung und Politik: strategische Umsetzung in konkrete politische Empfehlungen.
4. Vergleich der drei Organisationen als Liste
Verband DIE FAMILIENUNTERNEHMER
- Lobbyverband,
- Mitgliederorganisation,
- politische Kampagnen,
- Berlin- und Brüssel-Präsenz,
- teils offene Haltung zur AfD seit 2024/2025,
- starke mediale Sichtbarkeit.
Stiftung Familienunternehmen
- wissenschaftliche Studien,
- Standortvergleiche,
- Forschung und Gutachten,
- Förderer statt Mitglieder,
- strikte Brandmauer zur AfD,
- seriöses akademisches Profil.
Stiftung Familienunternehmen und Politik
- gesetzgeberische Analysen,
- politische Empfehlungen,
- strategische Beratungsarbeit,
- keine Mitgliederstruktur,
- enge Orientierung an EU und demokratischen Institutionen,
- klare Abgrenzung zur AfD.
5. Resümee
Der Verband wurde 1950 gegründet, die beiden Stiftungen folgten 2002 und Mitte der 2010er-Jahre. Gemeinsam bilden sie ein einflussreiches Netzwerk, das aus wissenschaftlicher Legitimierung, strategisch-politischer Analyse und direkter Lobbyarbeit besteht. Während die Stiftungen eine klare Brandmauer zur AfD bewahren, hat der Verband seine Distanz in Teilen aufgegeben. Trotz formaler Unabhängigkeit greifen die drei Organisationen funktional ineinander und prägen zentrale wirtschaftspolitische Debatten in Deutschland.





















