Ein Beitrag von Werner Hoffmann

Betriebswirt für betriebliche Altersversorgung
Rentenberater
Die Altersvorsorge in Deutschland ist ein Rätsel mit vielen Schichten. Wer glaubt, es gehe nur darum, ein paar Beiträge einzuzahlen und später eine verlässliche Rente zu erhalten, merkt schnell, dass er sich in einem undurchsichtigen System bewegt, in dem Regeln, Ausnahmen, Sondertatbestände und Übergangsbestimmungen ein Labyrinth bilden. Dieses Labyrinth ist kein Zufall. Es ist historisch gewachsen durch politische Kompromisse, wirtschaftliche Interessen und intensive Einflussnahme verschiedener Akteure.
Die deutsche Altersvorsorge besteht längst nicht mehr nur aus der gesetzlichen Rentenversicherung.
Hinzu kommen betriebliche Altersversorgungssysteme, Riester-Renten, Rürup-Verträge, Pensionskassen, Pensionsfonds, Direktversicherungen, Unterstützungskassen, sowie eine kaum überschaubare Welt privater und kapitalgedeckter Vorsorgeformen. Jeder Baustein hat eigene Regeln, eigene Steuerlogiken und eigene rechtliche Fallstricke. Und genau das macht dieses Thema für Millionen Menschen so unverständlich.
Warum ist es überhaupt so weit gekommen?
Weil die Altersvorsorge in Deutschland ein Spielfeld mächtiger Interessen ist.
Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften, Versicherer, Banken, Investmenthäuser, Verbände der Finanzindustrie, Unternehmensberater und politische Lager beeinflussen seit Jahrzehnten jede Reform.

Jede Seite möchte ihre Modelle, ihre Finanzstrukturen, ihre Produkte und ihre Geschäftsmodelle erhalten oder ausbauen.
So entstehen Konstrukte, die kompliziert sind, weil sie Kompromisse abbilden zwischen Gruppen, die sich oft gegenseitig blockieren.

Die Produkte selbst wurden mit der Zeit immer technischer und verschachtelter. Vertragsbedingungen erreichen heute oft eine Länge und Komplexität, die an Steuerrecht erinnern. Finanzmathematische Garantien, Renditebremsen, Förderlogiken, Steuerregeln über mehrere Jahrzehnte, europäische Vorgaben, Bilanzierungsrichtlinien und arbeitsrechtliche Besonderheiten – all das führt dazu, dass die Altersvorsorge ein Fachgebiet wurde, das kaum noch jemand vollständig überblicken kann.

Deshalb sind heute ganze Spezialisten-Firmen, Beratungsunternehmen, Aktuariate, Vorsorgeexperten, Rentenberater, Steuerfachleute, Arbeitsrechtler, Versicherungsmathematiker, Finanzplaner und Spezialsoftware-Anbieter notwendig, um überhaupt Ordnung in diese Systeme zu bringen.

Arbeitgeber benötigen externe Dienstleister, Betriebsräte benötigen Schulungen, Versicherungsunternehmen bauen Teams auf, die sich nur mit Regulierungen beschäftigen, und selbst die Deutsche Rentenversicherung arbeitet mit Expertenstäben, um die fortlaufend neuen Vorschriften umzusetzen.

Für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet das:
Wer seine Altersvorsorge verstehen will, braucht mehr Geduld und Fachwissen als bei vielen anderen Lebensthemen. Viele Menschen fühlen sich überfordert, andere resignieren, und manche treffen Entscheidungen, die später teuer werden.
Und dies führt gerade bei den Betroffenen (Arbeitnehmern und Arbeitgeber-Entscheidern) zu Frust und inzwischen leider zu einer abnehmenden bAV-Quote.

Diese Serie soll genau dort ansetzen. Sie erklärt, warum das System so funktioniert, wie es funktioniert. Sie zeigt, welche Interessen dahinterstehen. Und sie macht transparent, warum es ohne Expertinnen und Experten kaum noch möglich ist, die eigenen Ansprüche, Chancen und Risiken vollständig zu erkennen.
Die Altersvorsorge betrifft alle. Und gerade deshalb ist es Zeit, die Komplexität zu entwirren – verständlich, strukturiert und fundiert.

Man muss sich auch darüber klar sein, dass die unterschiedlichen Bereiche der Versorgung
- Altersversorgung
- Hinterbliebenenversorgung
- Berufsunfähigkeit
in den unterschiedlichen Sparten
- Arbeitsrecht
- Steuerrecht
- Sozialrecht
- Erbrecht
- Bilanzrecht
oft nicht mehr selbst von den Beratern in der Komplexität verstanden werden.

Grund:
So ist der Personaler vielleicht mit dem Arbeitsrecht und der Sozialversicherung vertraut, aber dann wird es schwieriger.
Und auch ein Makler oder ein Versicherungsvertreter, der sich auf die betriebliche Altersversorgung spezialisiert hat, kennt in der Regel nur die Durchführungswege, die er wirklich selbst beherrscht. Und das sind in der Regel nicht alle Durchführungswege.
Und wie soll es dann einem Arbeitnehmer gehen, der eine Entgeltumwandlung machen möchte? Wie geht es einem Arbeitgeber, der dann noch das Haftungsrisiko tragen soll?
Die Welt der betrieblichen Altersversorgung ist einfach zu kompliziert und muss grundlegend schnell reformiert werden, damit die betriebliche Altersversorgung nicht weiter schrumpft.
Ja, sie muss vereinfacht werden, so dass es auch jeder Arbeitnehmer und Arbeitgeber möglichst verstehen kann.
Und dazu müssten eigentlich alle Lobbyverbände ihre Eigeninteressen zurücknehmen.
Das gilt nicht nur für Arbeitgeberverbände, sondern auch für Gewerkschaften sowie Versicherungen, Finanzdienstleister, Unternehmensberater usw.
nur wenn das jemals der Fall sein sollte, kann eine Altersversorgung auch wirklich so endlich funktionieren, dass sie akzeptiert wird.
Derzeit erleben wir aber etwas völlig anderes. Die Politik versucht jeder Interessengruppe Recht zu werden und bringt dann noch die eigenen Entscheidungen mit ins Spiel, damit die nächste Wahl gesichert wird.
Schaut man sich die Gesamtkosten in der betrieblichen Altersversorgung an, dann sind allein schon die Ausbildungskosten für diese unterschiedlichsten Bereiche extrem hoch.
Und dies wird natürlich dann später in indirekter Weise auf die Produkte auch umgelegt.
Wir machen die Welt einfach zu, kompliziert und damit unsicher in bestimmten Bereichen wie beispielsweise der betrieblichen Altersversorgung.
Werner Hoffmann
Qualifikationen:
– Betriebswirt für betriebliche Altersversorgung
– Rentenberater
– Versicherungskaufmann
– Generationenberater (IHK)
– Seniorenberater (NWB-Akadiemie)
– Marketingfachwirt (IHK)
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