Und wir Deutschen verursachen pro Kopf noch immer überdurchschnittlich viele Emissionen, sind also weiter mit Hauptverursacher – dies sind die traurigen Fakten. #COP28
Ein bisschen, so hieß es bei der Presseveranstaltung des Science Media Center Germany zum globalen Kohlenstoffbudget 2023, sei es wie bei dem Sketch „Dinner for one“: Alljährlich würden die Zahlen veröffentlicht, wie viel CO2 wir weltweit noch immer ausstoßen. Und, wie in jedem Jahr, gibt es dabei schlechte Nachrichten.
Rekordniveau bei CO2 aus fossilen Energieträgern
Das erklärt auch Judith Hauck vom Alfred-Wegner-Institut in Bremerhaven. Sie ist eine der Autorinnen und Autoren des diesjährigen Berichts des „Global Carbon Project“, an dem mehr als 120 Forschende gearbeitet haben. „Wir haben leider den traurigen Rekord zu vermelden, dass die fossilen Emissionen dieses Jahr wieder ein Rekordniveau erreicht haben. Sie sind so hoch wie nie zuvor“, so die Biogeochemikerin.
Denn statt zu sinken, wird der Ausstoß an Treibhausgasen von fossilen Energieträgern in diesem Jahr weltweit noch einmal um 1,1 Prozent höher liegen als im vergangenen Jahr. 36,8 Milliarden Tonnen CO2 stoßen wir 2023 so aus. Die fossile Energie macht damit noch immer den größten Teil der durch den Menschen verursachten Treibhausgase aus. Der Rest der insgesamt 40,9 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen kommt zum Beispiel dadurch zustande, dass Wälder gerodet werden.
Senken an Land und im Meer
Gegengerechnet wird in dem Bericht auch, wie viel CO2 von Land und Meer aufgenommen wird. Also zum Beispiel durch Wälder, die durch ihr Wachstum Kohlendioxid einlagern. Oder durch den Ozean, der natürlicherweise CO2 speichert. Ungefähr die Hälfte der von uns verursachten Emissionen werden dadurch bei der Bilanz abgezogen.
Die Zahl variiert von Jahr zu Jahr. Zum Beispiel abhängig davon, ob die Wetterphänomene El Niño oder La Niña vorliegen. Aber auch deshalb, weil Waldbrände wie die großen Feuer in Kanada in diesem Jahr die sogenannte Landsenke stark reduzieren können. Oder weil veränderte Winde dafür sorgen können, dass die Ozeane weniger CO2 aufnehmen. Feuer und veränderte Winde werden wiederum durch den Klimawandel begünstigt. Ein Teufelskreis also.
Unterirdisches Speichern bisher kaum Effekt auf Klima
Maßnahmen, wie das unterirdische oder untermeerische Einlagern von CO2 werden auch bei der COP immer wieder als Lösungen gehandelt, um nicht aus der fossilen Energie aussteigen zu müssen. Sie seien aber teuer und machten bisher kaum einen nennenswerten Anteil aus, so Julia Pongratz von der LMU München, die an dem Bericht ebenfalls mitgearbeitet hat.
Derzeit entnehmen Maßnahmen wie das sogenannte CCS (Carbon Capture and Storage) nur 0,000025 Prozent der durch fossile Energieträger verursachten Emissionen. „Derzeit ist die Aussage ganz klar, dass wir nicht um eine deutliche Emissionsreduktion herumkommen“, so Pongratz.
EU und USA haben Ausstoß verringert
Ein paar gute Nachrichten gibt es aber auch. Zum Beispiel sind die fossilen Emissionen in der EU und den USA gesunken. In anderen Ländern, die ebenfalls zu den größten Emittenten gehören, steigen sie allerdings noch immer. Das gilt gerade für China, wo viele auch von uns genutzte Produkte hergestellt werden. In Indien sind die Emissionen pro Kopf zwar noch deutlich unter denen der EU. Insgesamt steigt aber auch dort der Ausstoß noch immer an.
Trotzdem sieht der Klimawissenschaftler Jan Minx vom „Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change“ in Berlin, der nicht an der Studie beteiligt war, uns in der EU in der Verantwortung: „Wir müssen hier unsere Hausaufgaben machen und besser werden im Klimaschutz. Aber wir müssen auch andere dazu bringen, besser zu werden und anderen, die nicht genug Mittel haben, helfen, besser werden zu können“, so Minx.
1,5 Grad-Ziel kaum haltbar
In sieben Jahren, so der Bericht, ist das CO2-Budget bei den derzeitigen Emissionen aufgebraucht, mit dem wir die Temperaturerhöhung noch auf unter 1,5 Grad beschränken könnten. Um noch eine 50-prozentige Chance zu haben, dieses Maximalziel zu halten, müssten wir unsere Emissionen jedes Jahr stärker reduzieren als zu den Hochzeiten von Corona.
Dabei scheint die Weltgemeinschaft jedoch wenig aus der Pandemie gelernt zu haben. Denn allein der Flugverkehr hat international im vergangenen Jahr wieder um 28 Prozent zugenommen. Aber auch wenn eine Beschränkung auf 1,5 Grad inzwischen unrealistisch erscheinen mag: Jedes Zehntelgrad weniger sei wichtig, so die Forschenden. Und so bleibt die Hoffnung, dass die Bilanz im nächsten Jahr doch besser ausfällt.