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Die Familienunternehmer haben eine Entscheidung getroffen, die politisch kaum überschätzt werden kann – und dennoch fast beiläufig kommuniziert wurde: Man wolle künftig keine Brandmauer zur AfD mehr halten. Als hätte es je einen ernsthaften Versuch gegeben.
Verbandschefin Marie Christine Ostermann spricht nicht als Privatperson, sondern als öffentliches Gesicht eines mächtigen Verbandes mit tausenden Mitgliedsunternehmen – darunter große Namen wie Oetker, AXA, BMW, Claas, Melitta, Bahlsen, Haribo und Villeroy und Boch. Es ist die gleiche wirtschaftliche Elite, die in der deutschen Geschichte schon einmal vermeintliche Wirtschaftsvernunft mit gefährlicher Nähe zur extremen Rechten verwechselte.
Damals wie heute klingen die Formulierungen vertraut: Man müsse „reden“, „pragmatisch sein“, „stabilisieren“. Jetzt heißt es, man dürfe die AfD „nicht ausschließen“, man müsse „Gesprächskanäle offenhalten“. Die Worte ändern sich – das Muster bleibt. Teile der deutschen Wirtschaft präsentieren sich erneut als Türöffner für eine Partei, deren Führung durch Geschichtsrevisionismus, autoritäre Fantasien und Missachtung der freiheitlichen Demokratie auffällt.

Ein Lobbyverband, der indirekt für Millionen Beschäftigte spricht, stellt damit die Möglichkeit politischer Normalisierung einer Partei in den Raum, die von „Remigration“ spricht, NS-Verbrechen relativiert und Medien als „Systempresse“ beschimpft. Das ist keine Debattenkultur. Das ist ein Testballon: Wie viel Geschichtsvergessenheit hält die Öffentlichkeit inzwischen aus?
Die historische Dimension macht diese Entwicklung so brisant. Große deutsche Unternehmen profitierten in der NS-Zeit massiv: Zwangsarbeit, Rüstungsprofite, opportunistische Nähe zum Regime. Später folgten Studien, halbherzige Entschuldigungen, Bekenntnisse zu Verantwortung und „Nie wieder“ – zumindest in Broschüren und Imagekampagnen.

Noch im Europawahlkampf 2024 brachten zahlreiche Unternehmen eine gemeinsame Anzeige gegen rechtsextreme Kräfte auf den Weg. Und jetzt? Jetzt signalisiert ein mächtiger Verband: Dieses „Nie wieder“ scheint plötzlich verhandelbar. Oder glaubt man ernsthaft, die AfD habe über Nacht wirtschaftliche Kompetenz entwickelt?
Wer heute fordert, die Brandmauer zur AfD einzureißen, stellt keine taktische Frage. Es ist ein moralischer Wendepunkt. Eine Botschaft an Mitglieder, Mitarbeitende und Gesellschaft: Machtoptionen seien wichtiger als demokratische Grundsätze. Manche nennen das Realpolitik – Historiker nennen es Mitläufertum.
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Hier eine Übersicht der größten 20 Mitglieder von DieFamilienunternehmer
Folgende großen Firmen sind Mitglieder im Verband „Die Familienunternehmen“
- BMW Group – Automobilhersteller, im Besitz der Familie Quandt/Klatten
- Henkel AG & Co. KGaA – Konsumgüter und Chemie, geführt von der Familie Henkel
- Merck KGaA – Pharma- und Chemiekonzern, seit 1668 in Familienbesitz
- Würth-Gruppe – Weltmarktführer im Bereich Befestigungs- und Montagematerial
- Bertelsmann SE & Co. KGaA – Medien- und Dienstleistungskonzern, Eigentümerfamilie Mohn
- Dr. Oetker-Gruppe – Lebensmittelkonzern, bekannt für Backprodukte und Tiefkühlpizza
- Freudenberg-Gruppe – Technologiekonzern (Dichtungen, Filter, Spezialmaterialien)
- Heraeus Holding GmbH – Technologiekonzern (Edelmetalle, Medizintechnik)
- Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) – größter Handelskonzern Europas, geführt von Dieter Schwarz
Hier die größten 20 Unternehmen

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