Um zu verstehen, warum Norwegen
– stärker die erneuerbare Energie umgesetzt hat,
-die fossile Energie exportiert, aber selbst nicht nutzt,
-die fossile Lobby nicht den Einfluss auf Norwegen hat,
– keine Atomkraftwerke nutzt (außer einmal zwei kleine Atomkraftwerke nicht zur Stromgewinnung hatte und die zwei Atomkraftwerke abgeschaltet sind),
-der Einfluss durch Milliardäre durch den Staat sehr begrenzt ist,
wird deutlich, wenn man auch die Geschichte dieses Landes kennt.
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Teil 1 – Die Zeit der Wikinger (ca. 800–1050 n. Chr.)

Norwegens Geschichte beginnt nicht mit Königreichen oder Nationen – sondern mit mutigen Seefahrern, geschickten Handwerkern und gnadenlosen Kriegern: den Wikinger. Zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert segelten norwegische Wikinger bis nach Irland, Island, Grönland und sogar Nordamerika. Leif Eriksson gilt als der erste Europäer, der nordamerikanischen Boden betrat – rund 500 Jahre vor Kolumbus.
Doch die Wikinger waren mehr als Plünderer.
Sie handelten mit Bernstein, Fellen, Schwertern und Sklaven. Sie gründeten Siedlungen, bauten komplexe Boote – und trugen zur kulturellen Vernetzung Europas bei.
In Norwegen selbst entstand in dieser Zeit langsam die Idee eines geeinten Reiches: Harald Schönhaar soll um 872 das erste Königreich Norwegens gegründet haben.
⛪ Teil 2 – Christianisierung und Königtum (1050–1300)

Mit dem Ende der Wikingerzeit wandelte sich Norwegen. Die Christianisierung – durch Missionare, Könige und auch politische Zwänge – veränderte Gesellschaft und Kultur tiefgreifend. Kirchen wurden gebaut, Klöster gegründet und das Christentum wurde Staatsreligion.
Norwegen entwickelte sich zu einem christlichen Königreich mit feudaler Struktur. König Olav der Heilige wurde 1030 zum Märtyrer und späteren Nationalheiligen. Die Macht des Königs wuchs – aber auch der Einfluss der katholischen Kirche. Es entstand ein Spannungsverhältnis zwischen Krone und Klerus, das Norwegens Politik über Jahrhunderte prägen sollte.
Teil 3 – Unionen, Krisen und Kalmarer Bündnisse (1300–1537)

Norwegens eigenständige Entwicklung wurde durch eine Reihe von Krisen unterbrochen. Die Pest von 1349 entvölkerte das Land massiv – über die Hälfte der Bevölkerung starb. Wirtschaft und Verwaltung brachen ein. In dieser Schwächephase ging Norwegen politische Unionsbündnisse ein – zuerst mit Schweden, dann mit Dänemark.
Die Kalmarer Union (1397–1523) vereinte Dänemark, Schweden und Norwegen unter einer Krone.
Doch faktisch wurde Norwegen zur dänischen Provinz degradiert.
Kopenhagen bestimmte zunehmend über norwegische Angelegenheiten, und norwegische Adelige verloren an Einfluss.
Die Kultur verflachte, die norwegische Sprache geriet gegenüber dem Dänischen ins Hintertreffen.
Teil 4 – Die dänisch-norwegische Union (1537–1814)

1537 wurde Norwegen de facto ein dänisches Untertanenland. Die Reformation wurde von Dänemark aus durchgesetzt, katholische Bischöfe abgesetzt, Klöster aufgelöst. Der Protestantismus wurde Staatsreligion.
Norwegen war nun 300 Jahre lang Teil des dänischen Gesamtstaats. Die Hauptstadt blieb Kopenhagen, norwegische Rohstoffe – vor allem Holz, Fisch, Kupfer und Eisen – wurden exportiert, aber die Gewinne flossen nach Dänemark.
Trotz der Fremdbestimmung entwickelte sich in Norwegen ein gewisser Wohlstand. Der Schiffbau florierte, die norwegischen Küstenorte wurden zu bedeutenden Handelsplätzen. Die Bevölkerung wuchs, neue Siedlungen entstanden auch im Landesinneren.
Teil 5 – Der Weg zur Eigenständigkeit (1814–1905)

Die Napoleonischen Kriege waren ein Wendepunkt. Dänemark stand auf der Seite Napoleons – und verlor. Im Kieler Frieden von 1814 musste Dänemark Norwegen an Schweden abtreten.
Doch die Norweger akzeptierten das nicht kampflos. Im Frühjahr 1814 riefen sie in Eidsvoll eine verfassungsgebende Nationalversammlung ein. Die berühmte Eidsvoll-Verfassung wurde verabschiedet – eine der liberalsten ihrer Zeit – und der dänische Prinz Christian Frederik wurde zum norwegischen König gewählt.
Schweden marschierte ein – ein kurzer Krieg, dann ein Kompromiss: Norwegen behielt seine Verfassung, musste sich aber in eine Personalunion mit Schweden begeben. Der König residierte in Stockholm, doch Norwegen hatte ein eigenes Parlament (Storting) und eine gewisse Autonomie.
In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich ein norwegisches Nationalbewusstsein. Die norwegische Sprache wurde wiederbelebt, Kultur, Literatur und Musik (z. B. Edvard Grieg) feierten Erfolge, und die wirtschaftliche Selbstständigkeit wuchs.
Teil 6 – Industrie, Wasser und der Schritt in die Moderne (ca. 1850–1910)

Norwegen war lange Zeit ein Agrar- und Fischereiland. Doch ab der Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte sich das Land tiefgreifend. Der Ausbau der Infrastruktur – Post, Eisenbahn, Telegraf – schuf neue wirtschaftliche Möglichkeiten. Städte wie Bergen, Trondheim und Oslo (damals Christiania) wuchsen rapide.
Norwegens Natur wurde zur Ressource: Holzindustrie, Fischverarbeitung und später Erzabbau (z. B. Eisen, Kupfer) prägten die industrielle Entwicklung. Ein entscheidender Faktor war jedoch die Wasserkraft: Bereits in den 1870er- und 1880er-Jahren wurden die ersten kleinen Wasserkraftwerke gebaut – vor allem für Sägewerke und metallverarbeitende Betriebe.
Die Elektrifizierung setzte Ende des 19. Jahrhunderts ein und sollte Norwegen revolutionieren. Der Zugang zu billiger, sauberer Energie aus Flüssen und Wasserfällen machte das Land attraktiv für neue Industrien wie Aluminiumproduktion oder Kunstdünger (Norsk Hydro, gegründet 1905). Diese Entwicklung ebnete den Weg zur endgültigen Unabhängigkeit von Schweden im Jahr 1905.
🧭 Resümee
Norwegen ist ein Land, das sich über Jahrhunderte zwischen Fremdherrschaft, Naturgewalt und kultureller Eigenständigkeit behauptet hat.
Vom Wikingerreich zur dänischen Provinz, von der erzwungenen Union zur nationalen Wiedergeburt – stets war es der Wille zur Selbstbestimmung, der das Land vorantrieb.
Und mit der Wasserkraft begann eine neue Ära – die Norwegen vom rohstoffliefernden Außenposten zum innovativen Industriestaat machte.
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