Was ist CCS und welche Gefahren bei zu starker Nutzung?

Ein Beitrag von

Werner Hoffmann

Werner Hoffmann

CCS (Carbon Capture and Storage, zu Deutsch: Kohlendioxid-Abscheidung und -Speicherung) ist eine Technologie, die dazu dient, CO2-Emissionen zu reduzieren, indem das Kohlendioxid direkt an der Quelle abgefangen, transportiert und in unterirdischen geologischen Formationen dauerhaft gespeichert wird. Diese Methode wird als ein potenzielles Instrument zur Bekämpfung des Klimawandels betrachtet, da sie dazu beitragen kann, den Ausstoß von Treibhausgasen aus energieintensiven Industrien wie der Stromerzeugung, Zementherstellung oder Stahlproduktion zu verringern.

Wie funktioniert CCS?

Der Prozess von CCS umfasst drei Hauptschritte:

1. Abscheidung: Das CO2 wird direkt bei der Entstehung, beispielsweise in Kraftwerken oder industriellen Anlagen, aufgefangen, bevor es in die Atmosphäre entweicht. Hierzu werden spezielle Filtertechnologien eingesetzt.

2. Transport: Das abgeschiedene CO2 wird durch Pipelines, per Schiff oder Lkw zu einer Lagerstätte transportiert.

3. Speicherung: Das CO2 wird in tiefen geologischen Formationen wie erschöpften Öl- und Gasfeldern, tiefen Salzwasserreservoirs oder Kohleflözen eingelagert, wo es dauerhaft isoliert werden soll.

Wofür soll CCS helfen?

CCS wird als eine mögliche Lösung zur Reduzierung von CO2-Emissionen betrachtet, um die globalen Klimaziele zu erreichen. Insbesondere in Industrien, in denen die Emissionen schwer zu vermeiden sind, bietet CCS eine Möglichkeit, die Freisetzung von Treibhausgasen zu verringern. Auch für die Herstellung von “blauem Wasserstoff” wird CCS verwendet: Hier wird der Wasserstoff aus Erdgas erzeugt, und das dabei entstehende CO2 wird abgeschieden und gespeichert.

Gefahren und Risiken der CCS-Einlagerung

Obwohl CCS potenziell zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen kann, sind damit auch Risiken verbunden:

1. Leckagen: Eines der größten Risiken ist die Möglichkeit, dass das gespeicherte CO2 aus den Lagerstätten entweicht und wieder in die Atmosphäre gelangt. Dies könnte durch geologische Instabilitäten, Fehlbohrungen oder undichte Lagerstätten passieren. Solche Leckagen könnten zu Umwelt- und Gesundheitsschäden führen.

2. Erdbebenrisiko: Die Injektion großer Mengen CO2 in unterirdische Lagerstätten kann geologische Spannungen verursachen und möglicherweise Erdbeben auslösen. Insbesondere in seismisch aktiven Regionen besteht hier eine erhöhte Gefahr.

3. Langzeitstabilität: Die dauerhafte Speicherung von CO2 ist ein zentraler Aspekt von CCS. Es gibt jedoch Unsicherheiten darüber, ob die Lagerstätten über Jahrtausende hinweg stabil bleiben können, oder ob das CO2 mit der Zeit wieder entweichen könnte.

4. Wasserverunreinigung: Wenn CO2 in Salzwasserreservoirs gespeichert wird, kann es in Kontakt mit Grundwasser kommen und das Wasser versauern. Dies könnte negative Auswirkungen auf die Wasserqualität haben und zu einer Freisetzung von giftigen Metallen aus den Gesteinen führen.

Warum kann CCS gegen CO2-Einsparung sein?

CCS wird auch kritisch gesehen, weil es potenziell die Bemühungen zur CO2-Einsparung konterkarieren kann:

1. Greenwashing: Kritiker argumentieren, dass CCS genutzt werden könnte, um fossile Brennstoffe länger im Energiemix zu halten, anstatt den Übergang zu erneuerbaren Energien voranzutreiben. Unternehmen könnten CCS als Alibi verwenden, um weiter fossile Energien zu nutzen, anstatt in kohlenstoffarme Alternativen zu investieren.

2. Hohe Kosten: Die Implementierung von CCS ist sehr teuer. Diese Mittel könnten stattdessen in effizientere Technologien wie erneuerbare Energien und Energieeffizienzmaßnahmen investiert werden, die langfristig nachhaltiger sind.

3. Energieintensität: Der CCS-Prozess selbst ist energieintensiv. Die Abscheidung und Speicherung des CO2 erfordert zusätzlichen Energieaufwand, was bedeutet, dass mehr fossile Brennstoffe verbrannt werden müssen, um dieselbe Energiemenge zu erzeugen. Dies könnte den Nettoeffekt der Emissionsminderung verringern.

4. Fehlende CO2-Vermeidung: Anstatt den Ausstoß von CO2 zu verhindern, wird das Problem durch CCS nur verlagert. Die tatsächliche Vermeidung von Emissionen durch den Umstieg auf erneuerbare Energien und energieeffiziente Technologien bleibt unberührt.

Fazit

CCS könnte eine Übergangstechnologie sein, die zur Dekarbonisierung schwer zu vermeidender Emissionen beiträgt.

Allerdings sind die langfristigen Risiken und Kosten bedeutend, und es besteht die Gefahr, dass CCS als Feigenblatt verwendet wird, um den dringend benötigten Übergang zu kohlenstoffarmen Technologien hinauszuzögern.

Kritische Betrachtung und klare Regulierung sind notwendig, um sicherzustellen, dass CCS verantwortungsbewusst eingesetzt wird und nicht die notwendigen strukturellen Veränderungen im Energiesektor behindert.

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Ein Kommentar von

Claudia Kempfert

Der Bundestag berät derzeit über die Novellierung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes (#KSpG). Der vorgelegte Gesetzentwurf ermöglicht prinzipiell einen breiten Einsatz von Carbon Capture and Storage (CCS). Der SRU sieht dies kritisch und spricht sich dafür aus, CCS ausschließlich für unvermeidbare CO₂-Emissionen zu gestatten.

CCS ist mit negativen ökologischen Folgen sowie mit schwer abschätzbaren Risiken für Mensch und Umwelt verbunden. Zusätzliche Beeinträchtigungen der ohnehin ökologisch stark belasteten Nordsee sollten auf ein absolut notwendiges Maß beschränkt werden. Weitere problematische Aspekte der CCS-Technologie sind ihr hoher Energiebedarf, strukturelle Restemissionen, Flächenkonkurrenzen an Land und im Meer sowie hohe Kosten für Aufbau, langfristigen Erhalt und Monitoring der Infrastruktur, die aller Voraussicht nach zu einem erheblichen Teil öffentlich finanziert werden.

In der aktuellen öffentlichen Diskussion werden die Potenziale von CCS stark betont, während Grenzen und Risiken der Technologie tendenziell unterschätzt werden.

Eine unzureichend regulierte Markteinführung von CCS könnte den Umstieg auf erneuerbare Energien und die Vermeidung von CO₂-Emissionen aus Industrie und Energiewirtschaft verzögern und verteuern.

Zudem könnte eine zu breite Förderung dazu führen, dass die auf Dauer begrenzten Speicherstätten ineffizient genutzt werden.

Die Technologie sollte daher nur gezielt zur Einlagerung von nach dem Stand der Technik unvermeidbaren Restemissionen aufgebaut und eingesetzt werden.

Es ist eine dringende Aufgabe, den Einsatzbereich von CCS klar und verbindlich zu definieren, um die notwendige Infrastruktur bedarfsgerecht aufzubauen und ökologische sowie energiewirtschaftliche Risiken zu minimieren.

Diesem Zweck dient die in diesem Papier vorgeschlagene Änderung des § 33 Abs. 5 des neu gefassten Kohlendioxid-Speicherungs- und -transportgesetzes.

Quelle:

https://www.linkedin.com/posts/claudia-kemfert-517598167_sachverst%C3%A4ndigenrat-f%C3%BCr-umweltfragen-activity-7250538297268080640-JiW5?utm_source=share&utm_medium=member_io

https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/04_Stellungnahmen/2024_2028/2024_10_CCS.html

#CCS #CarbonManagementStrategy