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Ein Musterbeispiel fossiler Argumentation
Auf LinkedIn verbreitet der deutsche Petrophysiker Dr. Martin F. Hock derzeit Thesen, die exakt dem klassischen Muster der fossilen Verharmlosungsstrategie folgen: Er verweist auf historische Temperaturreihen aus England und Stockholm, betont, dass der Temperaturanstieg „schon seit über 300 Jahren“ laufe, und führt die sogenannte „Kleine Eiszeit“ als natürlichen Ausgangspunkt der heutigen Erwärmung an. Zudem behauptet er, der Einfluss von CO₂ auf die Rückstrahlung der Erdatmosphäre nehme „logarithmisch ab – also keine Panik!“, und verweist auf nahezu „unveränderte Meeresspiegel“ in Brest seit 1800.
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Fachlich klingt das souverän – inhaltlich ist es irreführend.
Dr. Hock war jahrzehntelang als Petrophysiker in der Öl- und Gasindustrie tätig, unter anderem für BEB und ExxonMobil Germany. Dass jemand mit dieser beruflichen Prägung die menschliche Ursache der Erderwärmung kleinredet, überrascht kaum.
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Doch entscheidend sind nicht Lebensläufe, sondern Daten – und diese sprechen eine andere Sprache.
Was an der „Kleinen Eiszeit“ falsch verstanden wird

Die „Kleine Eiszeit“ war kein globales Kältezeitalter, sondern ein regionaler Temperaturrückgang – ausgelöst durch mehrere große Vulkanausbrüche und eine Phase geringerer Sonnenaktivität (Maunder-Minimum).
In Europa führte sie zu kälteren Wintern und Missernten;
global war der Effekt jedoch heterogen und zeitlich begrenzt. Seit etwa 1850 endet diese natürliche Schwankung, doch der heutige Temperaturanstieg liegt weit über allem, was sich aus solchen Zyklen erklären lässt.
Er begann erst massiv nach 1950, synchron mit dem explosionsartigen Verbrauch fossiler Energien.
Wer also behauptet, „die Erwärmung läuft schon 300 Jahre“, verwechselt regionale Historie mit globaler Physik. Die Erde war schon immer dynamisch – aber nicht so schnell, nicht so gleichzeitig und nicht so intensiv wie jetzt.
Die Physik spricht eine klare Sprache
Der CO₂-Anstieg seit der Industrialisierung ist messbar: Von etwa 280 ppm (vor 1750) auf über 420 ppm heute – der höchste Wert seit 800.000 Jahren, nachweisbar in Eisbohrkernen und Satellitenmessungen.
Ja, die Strahlungswirkung von CO₂ wächst logarithmisch – aber das heißt nicht, dass sie bedeutungslos wird.
Selbst dieser „abnehmende Zuwachs“ bedeutet bei heutigen Werten rund 3,7 Watt mehr Energiezufuhr pro Quadratmeter Erdoberfläche – genug, um die globale Energiebilanz massiv zu verschieben.
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Die Atmosphäre ist kein Gaslabor, sondern ein komplexes Rückkopplungssystem.
Kleine Änderungen am Strahlungshaushalt erzeugen dort große Folgen: Hitzewellen, Dürre, Ozeanerwärmung, Gletscherschmelze und steigende Meeresspiegel sind längst empirisch belegt.
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Warum die „fossile Sichtweise“ so gefährlich ist
Solche Argumente wie von Dr. Hock sind nicht neu.
Sie stammen direkt aus dem Werkzeugkasten der fossilen Lobby, die seit den 1980er-Jahren versucht, den Klimawandel als „natürlich“ darzustellen, um politische Regulierung zu bremsen.
Man zitiert reale Messdaten – aber ohne Kontext.
Man zeigt lokale Trends, um globale Zusammenhänge zu relativieren.
Und man ruft „Bitte keine Panik“, während Jahr für Jahr neue Hitzerekorde und Extremwetter die Welt treffen.
Die Geowissenschaft weiß längst: Das Tempo der Erwärmung ist entscheidend. Noch nie in der jüngeren Erdgeschichte stieg die globale Mitteltemperatur so schnell, gleichzeitig und flächendeckend. Und das ist kein natürlicher Zyklus – das ist Anthropozän.
Worum es wirklich geht
Klimawandel war immer – aber der jetzige ist menschengemacht.
Wer die Ursachen leugnet, liefert Scheinargumente, die politische Untätigkeit fördern.
Wer dagegen aufklärt, schützt die Zukunft. Und wer wissenschaftlich denkt, weiß: Daten sind keine Meinung.
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