Vorsicht vor allgemeiner Interpretation
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Aktuell macht eine Grafik mit Zahlen von Eurostat zu Haushaltsstrompreisen im europäischen Vergleich die Runde. Grundlage der Grafik sind die durchschnittlichen Haushaltsstrompreise im 2. Halbjahr 2023. Einige nutzen sie bewusst als großen Aufreger und Beleg für alles Mögliche. Daher hier eine Einordnung:
Die deutschen Haushaltsstrompreise sind im europäischen und weltweiten Vergleich tatsächlich hoch. Das ist (leider) nichts Neues. Im letzten Jahr lagen sie in Europa auf das Gesamtjahr 2023 bezogen nur in Belgien und Liechtenstein höher.
Jedoch lagen gleichzeitig die Strompreise für mittelgroße Gewerbekunden im selben Zeitraum deutlich nieder als bei vielen unserer europäischen Nachbarn. Das zeigt die analoge Grafik mit den 2023er-Eurostat-Zahlen für diese Kundengruppe (Zahlen in ct/kWh).
Vorsicht also mit allzu allgemeingültigen Interpretation von Haushaltsstrompreisen: jede Kundengruppe sieht unterschiedliche Preisbestandteile und Preise. Zudem gelten für Großverbraucher oft zusätzlich Sondertatbestände, die in Preisvergleichen nicht immer berücksichtigt werden. Auch fehlen in den Vergleichen meist Angaben dazu, wie weit der Staat direkt entlastend eingreift und über Strompreise Wirtschafts- oder Sozialpolitik macht (siehe die horrende Verschuldung der EDF in Frankreich).
Das ändert nichts daran, dass Strompreise in Deutschland eher hoch sind. Auch für industrielle Großverbraucher sind sie im außereuropäischen Vergleich u.a. aufgrund der gescheiterten Gasstrategie und jetzt hoher Großhandelspreise sowie durch steigende Netzentgelte spürbar gestiegen. Aber aus Haushaltsstrompreisen kann man eben weniger wirtschaftspolitische Schlüsse ziehen als z.B. sozialpolitische. Die man dann aber möglichst außerhalb der Energiepolitik klären sollte.
Ein anderer Punkt ist mir beim genaueren Blick auf die Eurostat-Zahlen ins Auge gesprungen: die relativen Preisunterschiede zwischen Haushaltsstrompreisen in Deutschland und den meisten europäischen Ländern sind in den letzten 10 Jahren deutlich gesunken. Gegenüber Frankreich um über 40%. Absolut ist die Preisdifferenz seit 2014 um 2,2 ct/kWh gesunken. Sie beträgt gemäß Eurostat aber auch 2024 immer noch gut 9 ct/kWh.
Ein Kommentar von
So manche populistische Personen oder populistische Organisation versucht nun, diese Strompreise zu verallgemeinern und damit Stimmung zu machen.
Tatsache ist, dass dies nicht für Haushalt Strom gilt!
Wer immer noch einen sehr hohen Strompreis bezahlt, der befindet sich sehr oft auch noch in der Grundversorgung.
Ich kann nur jedem Stromverbraucher empfehlen, den Strompreis über die Vergleichsportale abzugleichen und – je nach Wohn André Bienionen – eine Preisbindung oder keine Preisbindung vorzunehmen.
In bestimmten Regionen wird der Strompreis weiter fallen, aber es gibt auch Regionen, in denen der Strompreis steigen könnte.
Dies liegt an einer Veränderung der Preisgestaltung, die sich durch die netzentgelte ab 2025 ergibt.
Diese Umgestaltung des Netzentgeltes ist aus meiner Sicht auch fair.